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Magdeburg Und Konsequenzen

Die Tragödie in Magdeburg, wahrscheinlich ein geplanter Anschlag, möglicherweise politisch motiviert, offenbart Vieles.
Zunächst das Schlimmste: Dass nämlich ein Mensch, wenn er ausreichend kriminelle oder andere schlechte Energien besitzt, mit einer solchen Tat von einer auf die andere Sekunde Leben auslöschen kann. Verletzte bewusst in Kauf nimmt. Und solche, die das, was geschah, nicht mehr aus ihren Köpfen kriegen können. Nie mehr.
Es werden ein Markt, eine Stadt, Magdeburg, ein Land, Deutschland, in verheerende Mitleidenschaft gezogen.
Und mühsam wird nach irgendetwas gesucht, was die Tragödie erklärbar macht.
Nicht verständlicher. Schon gar nicht rücknehmbar.

Diese Zeilen sind geschrieben. ohne dass es endgültig gesicherte Erkenntnisse über die Hintergründe der Tat gibt.
Soviel scheint ziemlich klar: Der Mann, der da mit seinem Auto in die Menschenmenge fuhr, soll aus Saudi-Arabien stammen. Und er soll Arzt gewesen sein.
Letzteres ist freilich, zumindest hier, erstmal nebensächlich.
Weniger nebensächlich ist, dass der Mann einst ein, wie es heißt, Aktivist gewesen sein soll.
Einer, der eine Internetseite mit Informationen zum deutschen Asylsystem unterhalten habe.
Eventuell Fluchthelfer gewesen sein könnte.
Und dass er sich darüber mehr und mehr nach rechts orientiert habe.
Er sei ein Islamgegner, der Saudi-Arabien möglicherweise deshalb verließ, so Mutmaßungen.
In Deutschland habe er sich, so Medienberichte, nicht nur als Islam-Kritiker dargestellt, sondern auch explizit mit der AfD und dem US-amerikanischen Milliardär und neuerdings politischen Einflüsterer des künftigen Präsidenten Donald Trump, also Elon Musk, sympathisiert.
Die kolportierten Parolen des Mannes stinken, gegen jeden Sturm zu riechen, nach der Dummheit im rechten Lager.
Deutschland wolle Europa islamisieren, ähnlicher können Sprüche kaum klingen.
Deutschland müsse seine Grenzen gegen illegale Migration schützen.
Etwas, was mittlerweile zur selbstgewählten und zunehmend gepredigten Erkenntnis nicht nur extremer Parteien gehört.

Nun wirft das noch keinen mitverantwortlichen Schatten auf rechtspopulistische Parteien und ihre Protagonisten.
Die Tatsache freilich, dass sich ein AfD-Politiker damit brüstet, er habe einen Ausschnitt der Tragödie mit seinem eigenen Handy gefilmt, zeugt von Wesenszügen, die der Alternative für Deutschland durchaus eigen sind.
Ich spekuliere nämlich mal, dass der Handy-Filmer das Smartphone nicht bloß aus widerlichem voyeuristischen Antrieb zur Hand nahm. Sondern auch aus politischem Kalkül.
In der Vermutung, dass es sich um einen islamistisch motivierten Anschlag handeln könnte, den er da im Bild festgehalten habe und der Futter für Migrationsfeindlichkeit hergeben könnte.
Und nebenbei, aber das nur am Rande, ließe sich auch noch ein bisschen Geld mit den Flimmerbildern machen.

Dass Politik bisweilen ein schmutziges Geschäft ist, gilt als Binse. Auch Vertreter so genannter bürgerlicher Parteien sind da nicht ohne Fehl und Tadel.
Dass es SO schmutzig sein könnte, wie vor dem Hintergrund des Anschlags in Magdeburg geargwöhnt, ist natürlich eine ganz und gar böswillige Unterstellung.
Die Radikalisierung von Politik, inklusive widerlicher Nebenschauplätze, lässt sich allerdings durchaus und erschreckend beobachten.
Den Vorreiter spielen gegenwärtig Politiker und milliardenschwere Influencer in den USA.
Oder das Statsoberhaupt von Argentinien. Das als neoliberales enfant terrible sein Land aus den Angeln sämtlichen politischen Anstands hebt.
Wenn dann Parteileader wie FDP-Chef Lindner namentlich Musk und Milei ausdrücklich als beispielhaft für eine Politik, die auch Deutschland nicht schaden könnte, erwähnt und dies überhaupt nicht mindestens peinlich findet, dann weiß man, woher der Wind weht.
Und wie radikal sich die politische Atmosphäre auch hierzulande entwickelt.

Dies Alles als Grund (oder gar als Ausrede) für derart verheerende Taten wie in Magdeburg geschehen zu nehmen, ist, zugegeben, zunächst ungeheuerlich.
Wenn es Gründe gibt, sind sie ohnehin niederträchtig. Allesamt.
Es wäre aber schutzbietend, der allgemeinen Radikalisierung von Politik stärker als bisher auf den Zahn zu fühlen. Und dabei nicht das Pferd am Schwanz aufzuzäumen.
Sondern dort, wo teils unmerklich Grundsteine aufgepflastert werden. Die anfangs noch eher harmlos wirken und zum Lächerlichen und Lächerlichmachen verleiten mögen.
Zu lachen gibt es mit Blick auf Angriffe wie den in Magdeburg allerdings nichts, aber auch gar nichts. Zu lachen gibt es auch nichts, wenn jemand in einem solch erschütternden Augenblick nichts anderes zu tun hat, als sein Handy in Anschlag zu bringen.
Das ist der Anfang vom Ende jeglichen Anstands.
Das ist der Boden, auf dem Extreme wachsen.
Schlimmstenfalls mit tödlichen Folgen.

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