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Fulminante Idioten Dämmerung

Mal angenommen, es stimmt, was die FAZ über den US-Präsidenten Trump berichtet. Dass er Israel davor gewarnt haben soll, iranische Atomanlagen anzugreifen. Jetzt, da sich die Amerikaner, wie es heißt, gerade um einen neuen Atom-Deal mit den Machthabern in Teheran bemühen. Und er in Richtung des israelischen Ministerpräsidenten Bajamin Netanyahu gesagt haben soll: „Ich will nicht, dass sie da reingehen, denn das würde alles zunichte machen.“ Und dies explizit so vor einer nächsten Verhandlungsrunde mit dem Iran in Oman angemahnt hatte. Dann hat, selbst wenn Israels Führung die USA vom bevorstehenden Angriff auf Irans Atomanlagen unterrichtet haben sollte, Netanyahu dem US-Präsidenten kräftig in den Napf gespuckt. Und nicht nur ihm.

Israels Führung aber muss, wenn man den Irrsinn in der Welt betrachtet, in Schutz genommen werden. Insofern, als sie nur das macht, was andere auch tun: Sich über alle Vorbehalte hinwegsetzen, die es international gegenüber derzeitigen Eskalations“strategien“ gibt. Die deutsche Regierung begründet ihre militaristische Außenpolitik unter anderem mit Hinweisen aus der BND-Führungsetage, die vor einem baldigen Angriff Russlands auf die NATO warnt. Öffentliche Beweise: Fehlanzeige. Die israelische Regierung begründet den Angriff auf iranische Atomanlagen mit dem Hinweis, das Atomprogramm des islamischen Staates stünde kurz vor dem Point of no return und stelle eine akute Bedrohung Israels dar. Öffentliche Beweise: Fehlanzeige.

Die USA verhandeln mit dem Iran. Interessiert Netanyahu nicht. Seine Hybris der als Verteidigungsstrategie ausgerufenen Machtpolitik, mit Angriffen auf Ziele im Libanon und in Syrien, ist nicht zu bremsen. Und das Vorbild Trump, der wiederum eigene hybrisgesteuerte Interessen verfolgt, wirkt. Trump hat, zugegeben bislang erfolglos, so etwas wie diplomatischen Druck gegen den Kreml in Sachen Krieg mit der Ukraine ausüben wollen. Und bekam dafür, eher zähneknirschend, von Zweifel durchzogenen Beifall aus Europa. Das nun lieber auf militärisch basierte Eigenständigkeit setzt. Weil alles Diplomatische derzeit an den politischen Wettbörsen nicht gut läuft. Und steigende Gewinne derzeit in der Währung der Idiotie ausgezahlt werden.

Wohin man auch blickt: Der Handel mit unbewiesenen Behauptungen, aus denen sich folgenschwere politische Hypotheken schälen und Gefahren, die die Hedgefonds der Idiotie sicherer crashen lassen könnten als alles, was an naiver Gesprächsbereitschaft zur Deeskalation von Konflikten aufgeboten werden möge, blüht. Ein halbwegs ausbalancierter Umgang mit den explosiven Krisen- und Kriegsherden ist nicht Sache einer Art politischer Betriebswirtschaft. Sie zielt darauf, die eigenen maroden Bilanzen zu schönen. Und die eigenen Positionen zu festigen und auszuschmücken. Worauf die bauen, egal. Die Politik macht es wie der Markt: Täuschen, tricksen, auf Risiko spielen. Wenn danach alles zusammenbricht, vom Acker machen.

Wer sich die lautesten Akteure auf den Feldern des politischen Mainstream anschaut, kann nicht schwerlich zu dem Schluss kommen, dass gerade so etwas wie Idioten-Dämmerung herrscht. Befeuert von denen, die glauben, wenn sie in deren flackernden Manöverlichtern segelten, etwas vom Profit abzubekommen. Wie schnell der verspielt werden kann, ist mit Blick auf Russland daran zu betrachten, dass sich hier in der Vergangenheit schon andere Freunde der Idiotie verschätzt haben. Die Lehre daraus, sich deswegen erneut auf riskante Wege zu begeben, ist mitnichten von dem Gekennzeichnet, was eingefordert wird: Dieses Mal besonders besonnen zu sein. Der Verweis, man müsse endlich die Realitäten sehen, mündet in abermals krude Wirklichkeitsbetrachtung.

Das Fatale daran: Die internationale Politik bekommt nicht unendlich viele Möglichkeiten geboten, sich von dieser Art Idioten-Dämmerung abzuwenden und politisch etwas zu tun, was mit Vernunft und Abwägung von Interessen, Möglichkeiten ihrer Umsetzung, aber auch Ausgleich von Interessen und Macht verbunden ist. Das ständig forcierte Umwälzen immer gleich hybrisgeladener Politik und „Strategien“ hat immer verheerendere Auswirkungen auf die Weltlage. Und die Menschen, die sich zunehmend schlechter in ihr zurechtfinden. Es ist wie beim Bankencrash: Die großkotzigen Hauptakteure werden sich am Ende feige aus dem Staub machen. Den müssen dann die zusammenkehren, die mehr oder weniger zuschauen durften.

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