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Solidarität Mit Sophie

Medien haben zum Hallali gegen ARD-Nahost-Korrespondentin Sophie von der Tann geblasen. Ziel: Dass ihr nicht der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis verliehen werde. Ziel verfehlt, darf man sagen. Denn die Journalistin wäre nicht Opfer journalistischer Expertise. Sondern Opfer allzu durchsichtigen Jagdfiebers. Dem in Medien wie der „Jüdischen Allgemeinen“, der „FAZ“ oder der „Welt“ nachgespürt werden kann. Gerne hätten die Schmäh-Autoren Sophie von der Tann waidwund geschrieben. Aber, ach, die Munition ist nass. Mit schon tausendfach durchgeladenen Vorwürfen wie „verzerrte Berichterstattung“ und „Einseitigkeit“ lässt sich nicht ins Schwarze treffen. Weder die Jury des Preises noch der Bayerische Rundfunk noch „Reporter ohne Grenzen“ sind so dumm und integritätsschwach, Sophie von der Tann fallen zu lassen. Sorry Esther Schapira, sorry Lorenz Beckardt. Ist einfach nicht euer Tag.

Man hatte sich nochmal ordentlich ins Zeug gelegt. Und in „FAZ“ und „JA“ alles an findigen Argumenten zusammengerührt. Um Ressentiments von Hamas-Freundlich- und Israel-Feindlichkeit finalen Drive zu geben. Und, Machart Schapira, ein Versagen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hierzulande mit einem Versagen der öffentlich-rechtlichen BBC untermauern, den deutschen in einen internationalen Skandal der Berichterstattung einflechten wollen. Es half nicht gegen die Solidarität mit Sophie von der Tann. Es half nicht gegen ihre integre Berichterstattung. Die Plumpheit, mit der hier zu Felde gezogen wurde und wird, ist einfach nicht überzeugend gegen eine überzeugende Kollegin. Die in ihren Berichten alle Seiten zu Wort kommen lässt. Und kritische Distanz nicht zu einer wertlosen Hülse macht. Eine Distanz, die ihren Kritiker*innen nicht gerade eigen ist.

Dass man sich nicht einmal mit einer guten Sache gemein machen sollte, wie Hanns-Joachim Friedrichs mahnte, heißt: Sich überhaupt nicht mit einer Sache gemein zu machen. Auch nicht mit denen, die jetzt über Sophie von der Tann herziehen. Von daher ist es gut, wenn sich eine beeindruckende Journalisten nicht von Versuchen beeindrucken lässt, sie auf eine Seite zu ziehen. Nämlich auf die, die Kommentatoren in der „Jüdischen Allgemeinen“, der „FAZ“ oder der „Welt“ gerne in Berichten bespielt haben mögen. Es bleibt den Kommentatoren unbenommen, sich über die Nahost-Berichterstattung welcher Medien auch immer, auch der Öffentlich-Rechtlichen, auszulassen. Es bleibt denen, die sich den Angriffswellen ausgesetzt sehen, allerdings ihrerseits unbenommen, sich nicht von genau jener Einseitigkeit beugen zu lassen, die ihnen angekreidet wird. DAS wäre ein Versagen!

Sollen sie also schäumen, die Schapiras und Beckhardts, auf deren Beiträge ich hier nicht weiter eingehen werde. Weil sie sich selbst entlarven. Ich mag, als ehemaliger Kollege von Sophie von der Tann, lieber Mut zusprechen, dem Journalismus zu folgen, der sich an die Klugheit eines Hanns-Joachim-Friedrichs hält und nicht von ideologischem Krawall beirren lässt. Über guten (und schlechten) Journalismus lässt sich immer diskutieren. Bei Esther Schapira und Beckhardt geht es freilich jeweils um eine politische Agenda. Auch über die kann man streiten. Dem Streit aber journalistische Unabhängigkeit vor die Füße zu werfen, wäre doch ein bisschen viel verlangt. Insofern kann man den Kritiker*innen der Berichte über den Nahostkonflikt nur wünschen, dass sie ihre Kräfte schonen. Sie dürften auch künftig nur schwerlich über eine offene Angriffshaltung hinaus Wirkung generieren.

Es gilt, was allgemein für so genannte Blasen geltend gemacht wird. Man bewegt sich quasi im immer gleichen Kreis. Trommelfeuer, die nach außen gerichtet sind, bleiben am Ende im Hamsterrad der eigenen Community stecken. Das gilt bei der Nahost-Berichterstattung und generell. Es mag den Neid der ÖRR-Gegner antreiben, dass der Stern der Nachrichtenprogramme in ARD und ZDF einfach nicht sinken will. Vielleicht liegt der Grund ja darin, dass dort nicht annähernd so viel Stimmung gemacht wird, wie anderswo. Da mag aus nicht gerade für Pluralität bekannter Richtung noch so sehr von System-Medien die Rede sein, die sich den politischen Eliten oder gleich dem Kanzleramt unterwerfen.. Wenn Jagdfieber journalistische Wangen wie angedeutet zum Glühen bringt, ist es eher ein Zeichen dafür, dass es um Ausgewogenheit bei den ÖRR gar nicht so schlimm bestellt sein kann.

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