Bale und Kunst. Hm. Das ist so eine Sache. Überhaupt in Istrien kulturell Fuß zu fassen. Die Szene ist verzweigt. Abgeschirmt. Hin und wieder öffnet sich ein Fenster. Dann ist es schon wieder zu. Im wahren Sinne. Die Galerien sind rar gesät. Zumal solche, die Kunst zeigen mit Potenzial über die Region hinaus. Eine Nacht der Galerien in Pula. Am Abend gab es da kleine Einblicke. Am nächsten Tag waren sie schon wieder verflogen. Die Türen geschlossen. Rollläden runter. Man hat sich mal gesehen. Worte gewechselt. Und verflüchtigt sich wieder.






Es gibt Einzelne, die sich bemühen. Eine Organisation bildernder Künstler. Zentrale in Zagreb, Filialen an der Peripherie. In Rijeka etwa. Es gibt Interessantes. Sehenswertes. Außergewöhnliches. Aber nichts, von dem man den Eindruck hat, es könnte nachhaltig sein. Eher gewinnt man die vage Erkenntnis, die Maler, Bildhauer, Keramiker arbeiten im Stillen. Allein. Mögen Kontakte über das Eigene hinaus haben. Aber Jobs über die Kunst hinaus ebenfalls. Um überleben zu können. In die Welt hinaus finden nur Wenige.
Istrien ist Urlaubsregion. Touristen-Tummelplatz. Platz für Kunst, die ins Gepäck passt. Und in die Ferienstimmung. Darin und danach. Kunstgewerbe. Kleinkunst auf kleinen Magneten. Topflappen. Schälchen. Tellerchen. Löffel, Körbe. Holzbrettchen. Chen, chen, chen. Taschen. T-shirts. Notizbüchlein. Allenfalls Kunst also, die man mit nach Hause nehmen kann. Kunst, wenn man sie so nennen mag. Die Erinnerungen weckt. Und hält. Mit der auch andere daheim etwas anfangen können. Ah ja, schön, Da ward ihr. Herrliche Farben!
Das ist schade. Schade auch, wenn man den Plan hat, sich in etwas zu begeben, dass dem fern liegt. Das dann auch in der Nähe fern ist – und zunächst bleibt. Wir hatten die Idee, in unserem Örtchen Bale eine kleine Galerie zu eröffnen. Fanden auch schöne Räume. Allerdings vollgestellt mit Gerümpel und Werkzeugen. Der Besitzer nutzt die Räume wie andere den Keller. Dabei gibt es darin einen Brennofen. Überbleibsel aus seiner Beziehung. Galerija Jasmin steht noch über dem großfenstrigen Laden. Leere Versprechung.
Als wir uns verabredeten mit dem Mann, dessen davongeflogene Frau diese Galerie einmal betrieben hat, waren wir voller Hoffnung. Dass wir aus der Müllhalde hinter Tür und Fenster etwas machen könnten. Das zu uns und dem Ort passt. Aber der Besitzer ist verschuldet. Wollte die Räume verkaufen. Vermieten nicht. Nicht einmal übergangsweise. Das hätte ihm geholfen – und uns. So sind wir erst einmal auf das beschränkt, was wir unser kleines Atelier nennen. Wollen versuchen, Menschen ein paar Treppen hinunter zu locken.
Und spüren: Aller Anfang ist schwer. Ohne direkte persönliche Anknüpfung. Ohne Menschen im Ort, die einem tätig gewogen sind, ist auch das künstlerische Fußfassen kein Kinderspiel. Was Hotelstadt werden soll, ist noch ohne Plan. Keine Lädchen, kaum Cafés, auf den Karten der Restaurants die gleichen Speisen. Da gibt es kaum etwas, worin man einfädeln könnte. Und sich selbst motivieren, wird zum Hügel, den man täglich aufs Neue hinaufklettern muss. Man mus schon sehr guter Dinge sein, um am Ball zu bleiben.




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