Es ist ein Kreuz mit den Kreuzen. Auch mit denen für Bundesverdienste. In welcher Kategorie auch immer. Ich mag die Träger aller möglichen Verdienstkreuze gar nicht aufzählen. Das sind so viele. Dagegen ist eine Einkaufszone an einem Samstag vor Weihnachten ein verlassener Ort. Das zum Einen. Zum Anderen sind die Dinger, ebenfalls welcher Kategorie auch immer, ein Ausbund an Hässlichkeit. Unter Die Orden und Ehrenzeichen unserer Republik ist die Genese dieses geschmacklosen Designs ausgeführt. Zum Davonlaufen!
Umso erstaunter ist man, wieviel Aufhebens um Träger, Ablehner, Zurückgeber gemacht wird. Inklusive unserer Ex-Kanzlerin. Sie ist die Dritte im Unionsbunde, die sich das Großkreuz in besonderer Ausführung umhängen darf. Nach Adenauer und Kohl. Also nach einem, dessen Staatssekretär Nazi-Scherge Hans Globke war. Und einem, dessen Partei in eine gigantische Spendenaffäre verstrickt war (hätte man Orden aberkennen können). Nun wird Angela Merkel vorgeführt. Wegen ihres zweifelhaften politischen Vermächtnisses.
Da hätte man schon Lust, doch mal die ganze Ordensgeschichte durchzugehen. Heraus käme, neben Frauen und Männern, denen man die Kreuze irgendwie gönnt, eine Heerschar der Ambivalenzen. Darunter Politiker, die man im Rückblick nicht mal zu ner Tupper-Party eingeladen hätte. Buntes Volk mit illustrem Lebenswandel. Gescheiterte und Gescheite. Und solche, die so gescheit waren, das Kreuz abzulehnen. Einer mit der Begründung, er wolle das Kreuz nicht haben, sondern lieber Stachel im Fleisch der Regierenden bleiben.
Dass jetzt plötzlich Medien und solche, die nach medialer Aufmerksamkeit heischen, zu den Obergescheiten zählen wollen? Macht Sinn. Denn viele von denen, die gegenwärtig gegen Merkel zetern, sind bedeutungslos. Oder wollen damit endlich die ihrer Meinung nach verdiente größere Bedeutung. Oder sind sauer, dass ihnen ein Orden fehlt. Neben dem Pokal vom Kegel- oder Kleingartenverein. Es gibt solche, die Gift sprühen – und Wegbegleiter, die schon um ihrer selbst Willen nichts auf die Ex-Kanzlerin kommen lassen.
Die ganze Debatte ist einfach lächerlich. Nicht weil es keine Kritik geben könnte an der Ordensverleiherei. Gestern und heute. Sondern weil sich auch an den Orden die Verlogenheit der Republik zeigt. Weil die Diskussion um die Orden Sinnbild davon ist, wie unser Land von Renegaten, Konvertiten, Polit-Schamanen, Kleingeistern, Hochmütigen, Faktenfälschern, Wegguckern und Wegduckern bevölkert ist. Da ist die Kritik, dass Frauen bislang kleinere Kreuze bekommen als Männer, völlig untergegangen. Nur druff uff die Merkel!


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