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Ausruhen Oder Aufstehen

Der Vormarsch der AfD in Ostdeutschland ist nur eines: Beschämend! Gelinde Gesagt. Denn es ist nicht bloß beschämend, sondern gefährlich. Weil: Ein Rückschritt für die Demokratie in Deutschland, der größer nicht sein könnte. Ich erspare es mir, verständnisvolle Erklärungen dafür zu finden. Ich habe dafür kein Verständnis. Und Verständnis käme mir auch nie in den Sinn, wenn es um rechte und in vieler Hinsicht neo-faschistische Entwicklungen geht. Wer AfD ist oder wählt, kann sich nicht auf Ängsten ausruhen. Wer für Demokratie ist, muss aufstehen. Radikal. Ohne Wenn und Aber. Was da an Widerstand erkennbar ist, verflüchtigt sich im politischen Nebel der Unentschlossenheit. Diese Ängstlichkeit macht mir Angst.

Dass sich die SPD in Mecklenburg-Vorpommern an den Kreml rangeschmissen hat, dass die CDU im Osten Putin offensichtlich immer noch als satifikationsfähigen Wirtschaftspartner betrachtet, dass Fremdenfeindlichkeit im Osten unterschwellig in allen Köpfen Platz nimmt, dass Ressentiments gegen den Staat, etwa wenn es um Corona geht, mit Freiheitsgedanken verwechselt werden, dass es dabei eigentlich darum geht, sich vom gesellschaftlich erstrebenswerten Solidargedanken abzuwenden, sind nur einige Aspekte, die mir aufstoßen. Natürlich gibt es diese Art von gesellschaftlicher Ignoranz auch in Westdeutschland. Dort (oder hier) allerdings habe ich das Gefühl, dass es noch so etwas wie ein Korrektiv gibt.

Dass, mit Verlaub, Unions- und anderen Politikern vor die Tür geschissen würde, wenn sie auch nur ansatzweise Anstalten erkennen ließen, gemeinsame Sache mit AfD-Leuten zu machen. In Ostdeutschland fehlt im Großen und Ganzen ein Rest von Scham für das, was sich da gerade tut. Vielleicht ist das eben der Unterschied. Dass – und sei es aus diffusen Bedenken heraus – doch so etwas wie eine Gegenwehr, eine innere oder äußere, besteht. Dass, wenn rechte Netzwerke in Behörden auffliegen, öffentliche Empörung laut wird – während in Ostdeutschland den Delinquenten Asyl angeboten würde. In welchen politisch obskuren, bisweilen auch fortschrittlich befahnten Hinterstuben auch immer.

Solidarität hat in Ostdeutschland immer einen faden Beigeschmack. Den Beigeschmack von feigen Sättingungsbeilagen. Der Geist ist träge und trägt die Demokratie nicht, die im Grundgesetz verankert ist. Die es zu bewahren und zu verteidigen gilt, wenn Gefahr im Verzug ist. Im Westen haben wir, abseits der AfD, dann doch ein bisschen Erfahrung damit. Legen auch mal auf breiter „Front“ die Finger in die Wunden, die sich auftun. Trauen uns was. Kleben uns auf Straßen fest, wenn wir denken, etwas läuft schief. Anderswo, meinetwegen in Sonneberg, kleben die Menschen anscheinend mehrheitlich am Mut fest, sich gegen das zu wenden, was uns Mut machen sollte: Eine Gesellschaft, die zusammenhält, wenn es darum geht, Offenheit für die Welt zu zeigen. Und sich nicht in braunen Sümpfen zu verlieren.

Insofern ist mehr als bestürzend, was sich da in Ostdeutschland zunehmend ausbreitet. Der Unterwürfigkeit unter Honecker&Co folgt der Ruf nach Führern, die wir schon mal hatten und nicht mehr haben wollen. Ich bin eigentlich gegen separatistische Bestrebungen. Weil sie die Zuversicht nehmen, alles unter einem Dach könnte sich zum Guten gestalten lassen. Wenn aber die Zuversicht derart flöten geht, wie Sonneberg beispielhaft zeigt, dann sollen es sich die Menschen dort gern mit Höcke in ihren Häusern gemütlich machen. Wenn sie denn in ihrem eigenen Saft schmoren und ihre spießig-rechten Blechnäpfe nicht nach draußen tragen. Der Fraß ist ungenießbar. Und der Schoß noch fruchtbar, aus dem AfD-Gesinnungen kriechen. Flüchtlinge rein, AfD-Wähler raus – meine Empfehlung!!!

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