Es nervt. Es empört mich. Mich empört die AfD. Mich empört die billige Medien-Phalanx. Da steigen die Umfragewerte für die AfD. Seit Wochen. Und es fällt Sendern und Zeitungen nichts Besseres ein, als immer wieder, in verschiedenen Facetten, einen Zusammenhang zwischen dem Erstarken der Rechten und wachsenden Flüchtlingszahlen herzustellen. Das am Besten, so wie es ntv tut, gleich auf ganz Europa projiziert. Dass immer mehr rechte und rechtskonservative Kräfte an Einfluss gewinnen, bis hin zu Regeriungsmacht oder -beteiligung, dürfte, so wird unverhohlen gemutmaßt, an einer inkonsequenten Flüchtlingspolitik liegen.

Wir lassen zuviel zu, zu viele Schutzsuchende rein in die Europäische Union, so ist allenthalben zu lesen (und zu hören). Deswegen das ganze Dilemma mit rechtsextremen Parteien und Bewegungen. Würden wir den Laden Europa dichtmachen. Oder fast dicht. Wir könnten in gesunden Demokratien leben, wird suggeriert. In Ländern, wo rechts beim Konservativismus aufhört. Wo das Establishment nicht zittern muss. Die Wirtschaft in Ruhe wachsen kann. Die Reputation nicht leidet. Das Volk nicht murrt. Wo, kurzum, alles gut ist. So gut, wie es vor den vermeintlichen Wellen an Fremdheit war, die Europa immer stärker überflutet.

Weil die AfD mit Schlichtheit vorwärts kommt, mit ihrem menschenverachtenden Draufhauen auf alles, was übers Mittelmeer an Elend bei uns Hilfe sucht. Weil es mühsam ist, tiefer in die Köpfe der Rechten und ihrer Anhänger, Mitläufer und was da noch so an Beschämendem herumfleucht, hineinzuschauen. Weil wir, der fremden Not sei Dank, Menschen haben, die sich auf den Weg in die Welt machen, die die Fluchtgründe zum wesentlichen Teil mitzuverantworten hat, müssen wir nicht Ursachen begreifen, die sich schon vor dem, was sich Flüchtlingskrise nennt, in unsere gesellschaftlichen Sedimente gegraben haben.

Dass bei uns zigtausende alten Menschen und Familien am oder unter dem Existenzminimum leben, dass der soziale Wohnungsbau ein Märchen bleibt, dass Sondervermögen für Kriege ohne politische Perspektiven verpulvert werden, dass das Zuschauen, wie uns der Klimawandel uns und nachfolgenden Generationen das Fundament unterm Leben wegbrennt – alles halb so wild. So lange wir diese Flüchtlinge haben, die uns die Haare vom Kopf fressen und ihre fragwürdigen Kulturen und Krankheiten einschleppen wollen. Warum also auf die Straße gehen gegen einen Staat, gegen den es unzählige Gründe für Unterlassungsklagen gibt.

Die Strauß-Tochter Monika Hohlmeier, deren Namen ja schon Programm ist, hat es bei hart aber fair auf den Punkt gebracht, der das Unmenschliche AfD-like in Menschlichkeit verwandelt: „Je mehr wir retten, desto mehr ertrinken“. Da hinein hat denn ein ntv-Bericht schön säuberlich die ganze Argumentation der europäischen Rechten verpackt. An allem rechten Unrat dürfte die Flüchtlingspolitik der EU schuld sein, die Halbherzigkeit in der Abwehr von Flüchtlingen. Das ist ein Geschenk für die AfD, mit braunem Schleifchen. Und deshalb, nicht nur unter anderem, sondern vor allem, werden die AfD&Co so stark. Weil wir ihr nicht die Wahrheit vor den Koffer knallen, sondern ihre miesen Erklärungsmuster auch noch übernehmen.