Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat den Finger in eine (von so vielen) Wunde(n) im deutschen öffentlich-rechtlichen Betrieb gelegt. Die Wunde des Geschwätzes. Konkret: Richard David Precht. Und sein antisemitisches Geplapper. Hier: Im ZDF-Podcast. Dessen Podcaster Markus Lanz im Moment des unbelesenen stereotypen und gefährlichen Unsinns – nein, sich nicht Precht mal so richtig vorknöpft, sondern ihm noch irgendwie zuspricht. Wie man, so die FAZ, dem weiteren Verlauf entnehmen kann: Zwei, die sich Auskennen im Nichtauskennen über Religionen.
Was die FAZ freilich mit „Denken vor dem Reden könnte helfen“ meint, ist mir schleierhaft. Oder ist die Annahme unberechtigt, das einem – auch im kleinsten Funken eines Gesprächs – nur das über die Lippen kommt, was sich durchaus in den Synapsen des Gehirns festgefressen hat? Nein, der Precht’sche judenfeindliche Overkill ist kein Ausrutscher. Nichts was man geradebiegen könnte. Er ist Ausfluss dessen, was der rechtspopulistische Möchtegernphilosoph auch sonst so auf Lager hat. Also eher ein Ausfluss seines eigenen Stereotyps. Keiner, der über eigene Fallen stolpert.
Nun laufen ja in Deutschland und der Welt nicht gerade wenige Menschen rum, die wenigstens dämliche, schlimmstenfalls fatale Urdummheiten pflegen und verbreiten (dürfen). Es ist schwer genug, diese Spezies zu ertragen. Ohne nicht bestensfalls mantrahaft dagegenzuhalten, schlimmstenfalls auch auf alle Gefahren hin auszurasten. Schwerer zu ertragen ist, dass Dummköpfen wie Precht immer wieder Platz eingeräumt wird, ihre faktenfernen Weisheiten vor einem nicht gerade kleinen Publikum darzubieten und die Prechts oft noch prechtig zu hofieren.
Die Talkshows im TV (ÖR und privat) sind voll vonderart illustren Gästen. In den hübsch drapierten Runden sitzt zu Hauf Alles, was einen Scoop hergeben könnte. Da kann es gar nicht bescheuert und unwissend genug hergehen, um Aufsehen zu erregen. Beitrag zur Meinungsbildung nennt sich das. Und hat häufig weder von Gebildeten noch von Bildung Spuren. Dafür umso mehr von Allem, was nicht medioker genug sein kann, um all jene zufriedenzustellen, denen jeder Tellerrand zu hoch ist, um drüberzuschauen. Alles irgendwie zu anstrengend, müsste man sich strecken.
Dass also die Entschuldigung des ZDF für das Precht’sche Geschwätz so lauwarm daherkommt, ist Teil des Problems. Das trotz Erkenntnissen, die man den Sendeverantwortlichen abverlangen könnte, immer wieder neu aufbereitet wird. Vielleicht, so schwant mir, weil dort selbst eine große Ahnungslosigkeit zu Hause ist. Oder gar eine heimliche Kumpanei, die hin und wieder mehr oder weniger erfolgreich kaschiert wird. Eine Kumpanei mit Populisten, unwissenden und um ihre Streitbarkeit wissenden Politikern. Im Zeichen der Aufklärung. Mehr schlechter Witz geht nicht.

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