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Eine Linke AfD

Sahra Wagenknecht gründet, vermutlich, eine Partei. Erst aber mal einen Verein. Mit dem – wenn Medienberichte stimmen – sperrigen Namen BSW: Für Vernunft und Gerechtigkeit. Das hat Die Linke nun davon, diese Pseudo-Rosa Luxemburg nicht längst rausgeschmissen zu haben. Eine Querulantin, die seit Jahren versucht, eine Art linker Politik auf Stammtisch-Niveau zu postulieren. Oder schärfer formuliert: Eine linke AfD. Ein Paradox, ich weiß. Aber auch nicht neu. Dass sich Linke mit populistischem Anstrich oder Populisten mit linkem Anstrich auf die politische Bühne schwingen. Stimmenfang mit allerlei zweifelhaftem im Programm.

Für Vernunft und Gerechtigkeit, das heißt für Sahra Wagenknecht etwa eine striktere Migrations-Politik und, so wird geunkt, eine Abkehr von einem scharfen Klimaschutz. Die Klientel, auf die man es abgesehen hat, lässt sich an diesen beiden Punkten ausmachen: AfD-Anhänger. Und alles, was sonst noch so an – etwa – waberdem Freie-Wähler-Potential a la Aiwanger an Land gezogen werden kann; an Menschen, deren Menschenbild an deutschen Grenzen endet – die es in der Stube warm haben möchten, egal, ob nachfolgende Generationen frieren. Autofahrer, die am liebsten Sprit fressen. Und Menschen, die Oskar Lafontaine gut finden.

Es sei an der Zeit, Neues zu schaffen. Findet Sahra Wagenknecht. Und bietet alten Wein in neuen Schläuchen an. Oder neue Schläuche, die ihre Anleihe bei der Rechten suchen. Das mag sie von sich weisen. Und unter ihrer an frühere Arbeiterführerinnen erinnernden Kluft gut zu verstecken versuchen. Überall aber lukt Wäsche hervor, die irgendwie schmutzige Ränder hat. Eine parteipolitische Leerstelle wolle sie füllen. Der Bundesregierung Druck machen. Vielleicht sollte sie Richard David Precht, verkleidet als Ernst Thälmann, in ihr Team holen. Oder Henryk M. Broder, als Karl Marx mit BSW-Manifest unterm Arm.

BSW, Bündnis Sahra Wagenknecht – dass diese Versammlung sich zunächst, wie zu lesen ist, als Verein tarnen will, auch das kommt nicht von ungefähr. Denn nichts ist vielen deutschen Wählern näher, als ihre Kleingarten-Idylle e.V: – mit Gartenzwergen, aufgeräumten Holzhüttchen und akkurat geschnittenen Hecken. Inklusive Nachbarschafts-Streit, Gartenschlauch-Bewaffnung und gekiesten Wegen zu kleinkarierten Sitzgruppen. Das Schlimme freilich ist nicht, dass es diesen Wagenknecht’schen Schuss in den dunklen Wald gibt. Das Fatale ist, dass es zumindest reicht, um Die Linke zu schwächen.

Die ist nicht gerade stark. Aber eines der ernstzunehmenden Gegengewichte zu Alt- und Neurechten. Eine Partei, die es nicht leicht hat, und die es sich zudem selbst schwer macht. Indem sie viel zu lange mit vermeintlichen Aushängeschildern Politik propagiert. Statt sich wie ein guter Schuster an seine Leisten zu halten. Parteien, die politisch daherwabern, die fleißig ihre Grundfesten abtragen, um zu zeigen, wie schnell sie dort landen, wo sie nicht gestartet sind, gibt es genug. SPD und Grüne machen das gerade vor. Und bauen prozentual ab. Weil sie nicht erkennen, dass sie politisch erodieren. Bis zum bitteren Ende.

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