Wieso die Post künftig trödeln darf. Das ist die Headline eines Beitrags in der Süddeutschen Zeitung vom 25. November 2023. Und es gibt ein Bild dazu. Darauf zu sehen ist ein Transportband für Plastikkisten mit Briefen darin, oder auch Päckchen. Das Foto stammt, wenn die Bildunterschrift nicht trügt, aus dem Briefzentrum München. Was fällt noch auf? Außer dass alles schön in gelb getaucht ist. Am Transportband macht sich eine Frau zu schaffen. Nicht irgendeine Frau. Sondern eine Frau mit dunkler Hautfarbe, die sich um die Post müht. Oder auch nicht. Denn es darf ja, wenn die SZ richtig liegt, getrödelt (oder geschlampt?) werden. Und wer ist besser geeignet, das zu illustrieren, als jemand, der schlichte Vorurteile bedienen kann.

Genau das ist der kleine Rassismus, der Redaktionen offenbar gar nicht (mehr) auffällt. Bestenfalls aus, nun ja, Fahrlässigkeit, weil ein Zeitdruck bestand. Dann haut man schonmal ein Bild gedankenlos über Berichte. Hauptsache man hat der Post so richtig eins reingebraten. Ich fürchte allerdings, es ist eine Form von Gedankenlosigkeit, die tiefer sitzt. Bei manchen im Bauch. Da, wo sich auch subkultane Vorurteile ablagern, weil die Kontrolle verloren gegangen ist. Oder die höher verortet werden könnte. Dort, von wo üblicherweise Kontrolle ausgeht: im Kopf. Wenn der nicht auf redaktionelle Tiefenschärfe eingestellt ist, dann passiert sowas halt. Dass solche Bilder nicht nur die Post, sondern auch die, dort arbeiten, derart vorführen (können).
Ich weiß nicht…vielleicht sollte damit auch, auf ganz demonstrative Art abgebildet werden, wie divers die Post ist, wenn sie schon nicht mehr so richtig flott funktioniert. Oder dass abseits der Online-Welt, also etwa beim echten Briefeschreiben und -zustellen, sowieso nichts mehr geschieht, was irgendwie von Bedeutung wäre. Und wie ließe sich Bedeutungslosigkeit besser darstellen als durch Menschen, die in unserer Gesellschaft ohnehin damit konfrontiert sind, dass sie nicht zu bestellen und mithin nichts rasch zu verschicken haben. Vielleicht ist der kleine Rassismus auch nur eine Finger- respektive Fotoübung, falls mal der große Rassismus gefragt ist. Der dann auch, weil man trainiert hat, niemandem ins Auge fällt, weder gleich noch später.

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