Eigentlich habe ich mir an Heiligabend nur Würstchen mit Kartoffelsalat gewünscht. Jetzt frage ich mich, ob ich das nicht zu entspannt sehe. Zumal ich mit Weihnachten nicht viel am Hut respektive an der weißroten Bommelmütze habe. Und ohnehin in Sack (ohne Geschenke) und Asche gehen müsste. Seit CDU-Chef Friedrich Merz mal so richtig einen Baum in den Grund und Boden deutschen Selbstverständnisses gerammt hat, fühle ich mich schlecht. Würstchen mit Kartoffelsalat reicht nicht. Auch nicht mit Gürkchen und Zwiebelchen. Und fetter Majonnaise. Eine Tanne muss her. Aber schnell. Aus deutschem Wald.
Wer, sagen wir mal: als unaufrichtiger, moslemischer und allenthalben schnorrender Flüchtling, der hier nur schmarotzen will und sonst nichts, nicht zum Tannenbaum steht, hat bei uns nichts zu suchen. Da hilft auch nicht, wenn er das Existenzrecht Israels als Tattoo auf seinem Unterarm eingeritzt hat. Darauf zu verzichten, das könnte Friedrich Merz gerade noch tolerieren. Aber beim Existenzrecht der deutschen Tanne, eines Weihnachtsbaums, hört der Freisinn auf. Wer hier in Germany eine neue Heimat wähnt, muss Kerzen anzünden. Auch im Flüchtlingsheim. Das spart im übrigen Energiekosten, sagt Merz.
Der kommt, kritteln manche, immer zu kühl daher. Daher wahrscheinlich sein Wunsch, auf derart natürliche Weise sich und anderen Wärme zu spenden. Kerzen, die brennen. Sein Parteikollege Haseloff, seines Zeichens Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt hat, damit wieder zurück zum Kartoffelsalat, irgendetwas an der Merz’schen Leitkultur missverstanden. Im Kreise seiner Familie gebe es am Heiligen Abend Kartoffelsalat mit – und jetzt halten wir uns fest: Schlesischen Bratwürsten. Ist denn der Mann von allen christlichen Geistern verlassen? Schlesische Bratwürste. Hat man die einst gebruzzelt, um die Rote Armee zu schockieren?
Der Russe nämlich, das Weichei, das gerne als völkerrechtswidriger Aggressor daherkommt, serviert, wie zur Tarnung, an seinen Weihnachtstagen Kutja (nicht zu verwechseln mit Kurta, diesem schlabbernden islamischen Gewand). Eine Mischung aus Weizen, Getreidekörnern und Honig. Nichts würde dem Russen so sehr die Spitze seiner verbrecherischen Kriegstreiberei brechen, wie der süßen Tarnung schlesische Bratwürste entgegenzusetzen. Da hat der Haseloff dem Merz irgendwie was Kämpferisches voraus. Etwas, was Migrationssorgen und Solidarität mit der anti-russischen Ukraine vereint.
Jetzt aber naht der Hammer. Der Weihnachtsbaum ist nämlich, Herr Merz, gar kein so wahnsinnig christliches Weihnachtssymbol. Er hat seine Ursprünge eher dort, wo der CDU-Vordere Sodom und Gomorra vermutet. Und wäre Merz des Internets mächtig, würde er dazu Einiges auf der NDR-Homepage finden, die mehr läutert als tausend christdemokratische Klugheiten. Dort nämlich erfährt man, dass, wer den Weinachtsbaum in der Geburtsgeschichte Jesu sucht, ihn ebenda nicht finden wird. Die Protestanten seien erst im 15. Jahrhundert auf den Trichter gekommen, die Katholiken besannen sich auf die Krippe.
Wie der NDR weiß, wird man in Sachen Weihnachtsbaum weniger in der Bibel, sondern eher – ach du lieber Himmel – im Koran fündig. Maryam, arabisch für Maria, habe sich, überrascht von den Wehen, in den Schatten eines (Weihnachts-)Baumes gelegt, wo Isa, arabisch für Jesus, das Licht der mittleriweile Merz-bestückten Welt erblickte. Und, Achtung: Der Baum war ’ne Palme, keine Tanne. Ich will jetzt gar nicht fortfahren und das Tannengrün als heidnischen Ursprungs enttarnen, wie die Investigativ-Truppe des Norddeutschen Rundfunks es nach einer Heidenarbeit ans Licht der Weltöffentlichkeit befördert hat.
Machen wir’s kurz: Der Leitkultur-Vorstoß von Merz bricht zusammen, als hätte er die Mitglieder seiner Partei zu einem vorheiligabendlichen Kettensägen-Massaker eingeladen. Kein Baum steht mehr neben dem anderen. Alle Kerzen, die eben brannten, erlöschen unter den Sintfluten der Wahrheit. Friedrich Merz, eben noch ein Franz von Assisi der deutschen Tanne, ist schnurstracks zum Baumfäller der Nation geworden. Wie war zu lesen: Nur wenige flüchtigen Ukrainer hätten bislang den deutschen Sprachtest bestanden. Dafür droht ihnen jetzt, von Selenskyi an die Front gerufen zu werden. Lasst uns bloß nicht mit Merz allein!

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