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Bayerns unerträgliche Arroganz

Gleich zu Beginn sei zugegeben: Ich habe von Fußball nicht wirklich so etwas wie Ahnung. Das brachte mir früher, beim TV-Kick-Treff schon bestenfalls Häme, schlimmstenfalls die Drohung mit Ausschluss aus derartigen Runden ein. Sei es nun Bundesliga- oder Champions-League-Glotzen. Einmal bekam ich, gerade so zähneknirschend eingeladen, nicht mal – wie die anderen – ein Bier in die Hand gedrückt, so abgrundtief ungewünscht war ich. Von da an zog ich es vor, daheim, mit anderen Nichtsnutz:innen Fußball zu gucken. Inkompetente Kommentare waren ausdrücklich erlaubt. Und es gab Wein statt Bier. Ätsch!

Dieser Tage, etwa 40 Jahre später, wage ich, wiedermal die Stimme respektive das Wort in Sachen Kicken, besser kick off zu erheben. Nicht im Sinne von Anstoß, außer vielleicht Anstoß nehmen. Sondern eher im Sinne von wegtreten, eher also step away. Es geht um die Bayern (den Bundesligisten) und darob auch den Bayern, wechselweise Hoeneß oder Ministerpräsident Söder. Oder um beide zugleich. Denn sie haben etwas gemeinsam. Es ist diese typisch bayerische Arroganz, die mal in der Politik, mal im Ballsport unterwegs ist. Und mal die Politik, dann wieder den Sport über Landesgrenzen hinaus unansehnlich macht.

Weil ich mich in Politik mehr auskenne, als im Sport, bleibe ich bei Letzterem. Dort kommt es gerade für die Bayern zu einer Erfahrung, die mich frohlocken und – würde ich können – einen regelrecht zünftigen Schuhplattler tanzen lässt. Der Club an der, wie es immer so flott heißt, Säbener Straße sucht vergeblich nach einem neuen Trainer. Einem Tuchel-Nachfolger. Speziell sucht der neue Sportvorstand Max Eberl danach, dem, so möchte man meinen, bewusst eine fiese Aufgabe gestellt wird. Um ihm gleich zu Beginn seiner Amtszeit klar zu machen, was er wusste: Dass der Job so mies ist, wie sein Ehrenpräsident.

Drei Absagen hat sich der FC Bayern München in der Causa Tuchel-Abnahme schon eingefangen. Gerade erst die von Ralf Rangnick, der lieber Coach der österreichischen Nationalmannschaft bleibt. Dass das nicht nur mit einem Pro für Bestandswahrung zu tun hat, sondern vor allem auch mit der Atmosphäre bei den Bayern zu tun haben könnte, wird gemunkelt. Aber nicht offen gesagt. Auch in der Bundesliga, in der Trainer ausgewechselt werden wie stinkende Sportsocken, ist offenbar niemand mehr wirklich scharf auf einen Schleudersitz zwischen Kotzbrocken, die einem das Leben wo es irgend geht schwermachen.

Rangnick war, so O-Ton Ehrenpräsident Uli Hoeneß, ohnehin nur dritte Wahl. Schon zu glauben, dass man mit derartig herablassender Selbstherrlichkeit, was immer man zahlt, einen auch nur halbwegs integren Menschen ins Stadion locken könnte, verrät, wie es um das Eigenbild bei den Bayern-Altvorderen bestellt ist. Aber das ist nicht nur mundartgerecht, sondern auch Usus für solche, die es in Bayern zu was gebracht haben. Das kennt man auch von Markus Söder. Entweder ist das eine Art Landes-Gen oder anerzogene Ungezogenheit. Jedenfalls haudraufig. Wer das mag, muss schon ziemlicher Masochist sein.

Jedenfalls macht mir das richtig Spaß, diese Absagen an die Bayern am laufenden Band zu sehen. Und zu erkennen, dass der uralten Mär, alle Fußballer inklusive Trainer seien ein bisschen blöd, neue Erkenntnisse folgen. Nämlich, dass nicht alle dumm genug sind, sich von dem angeblichen Stern am Clubhimmel direktemang in die Hölle locken zu lassen. Der FC Bayern hat seinen Charme, wenn es den jemals gab, in den letzten Jahren mächtig verspielt. Am Liebsten wäre mir, Tuchel müsste mangels Nachfolger-Lösung gefragt werden, ob er nicht doch noch mal…und dann würde der Thomas Max und Uli den Stinkefinger zeigen.

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