Es gibt ja Menschen, die erscheinen zu Weltausstellungen wie der Biennale in Venedig bewaffnet. Bewaffnet mit allerlei (Vor)Wissen, Vorurteilen, Feuilleton-Expertisen, Ressentiments. Ich gehöre zu denen, die, was Kunst betrifft, einigermaßen unvoreingenommen anreisen. Wissen verstellt einem, so finde ich, häufig den entspannten Blick auf das, was man sieht. Mit bloßem Auge. Ohne gleich Unmengen an Verstand mobilisieren zu wollen. Weil man glaubt, dem einen oder anderen Lager der Betrachtung angehören zu müssen.
Ich habe, ganz einfach, Freude an Kunst. An Verspieltem, an politisch Aufgeladenem, an Farben und Schwarz-Weiß-Malereien, auf Leinwänden, Holzplatten und sonstigen Untergründen, an Eckigem und Rundem, an Fotografie und bewegten Bildern. Gut, Bronze ist nicht so mein Ding. Ich weiß auch nicht, warum. Aber auch das schau ich mir wohlwollend an. Manchmal langweile ich mich auch ein bisschen. Aber das ist ja erlaubt. Und betrachte als Betrachter Betrachtende. Weil mir auch das irgendwie Spaß macht.














Oder weil ich mich ausruhen möchte. Denn die Biennale in Venedig ist, auch das gehört eher zu den banalen Erkenntnissen, nichts für Fußfaule. An einem Tag Giardini (Nationen-Pavillons) und Arsenale (Kunstmeile in Werft, Zeughaus, Flottenbasis der ehemaligen Republik Venedig), das ist harte Arbeit in jeder Hinsicht. Wer hier den Schlendrian macht, muss nachsitzen. Oder länger als drei, vier Tage bleiben. Denn es warten ja auch noch all die locations außerhalb des Kunstkerns (mit Hauptausstellung), in Gassen und Palazzi.
Zu Künstlerinnen und Künstlern hier kein Wort. Denn wo sollte man anfangen (und aufhören)? Nur soviel: Die Kritik an Foreigner Everywhere, so der Titel der diesjährigen Biennale, die ich im Vorhinein las, geht mir auch und gerade in den Post-Biennale-Stunden, in denen ich nochmal die Kunst Revue passieren lasse, gehörig auf den Zwirn. Es gab eine Menge sehens- und denkwürdiger Ansätze zu dem Thema. Selbst die Intension, die Kunst des Globalen Südens überhaupt einmal ins internationale Rampenlicht zu stellen, ist etwas wert.















Man kann sich, wie es Kritiker tun, darüber echauffieren, dass dem brasilianischen Kuratur Adriano Pedrosa nicht mehr gelungen sei, als die frühmalige Kolonialisierung der Kunst aus dem Globalen Süden (von etwa europäischen Mächten gnädig in ihre Hauptstädte verschleppt) zu wiederholen. In dem man Werke aus betreffenden Weltregionen erneut hübsch drappiert zur Schau stelle. Bevor ich darüber aber Kritiker befrage, würde ich die Künstler:innen selbst zu Wort kommen lassen.
Aber wer tut das schon, wenn er seiner selbst sicher gehen möchte. So ließ ich mich auch dieses Mal mehr von der Kunst beeindrucken, als von dem, was von Tribünen herab herablassend über die Kunst und die, die sie nach Venedig geholt haben, geschrieben wurde. Es ist eh derzeit Mode, über Kunst herzuziehen, vor allem dann, wenn sie künstlerische und politische Grenzen auslotet. Oder eben nicht auslotet. Kunst lässt sich Gottseidank nicht ohne Weiteres an Ketten legen. Auch wenn das von interessierte Kreisen versucht wird.

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