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DaCapo Al Fine

Jazz is back in Groznjan. Was back, bye, bye. Für dieses Jahr. Mit einem wundervollen Abschlusskonzert der Workshop-Instrumentalist:innen & Sängerin. Plus Mentor:nnen, die diesmal vor allem aus den USA angereist waren. Noch einmal war es voll auf der Terrasse inmitten des Örtchens im Norden Istriens. Noch einmal war der Enthusiasmus zu spüren, der in der klangvollen Atmosphäre liegt. Die ganze Freude, Entspanntheit. Der musikalische Ehrgeiz der jungen Musikerinnen und Musiker. Der Spaß, den es auch für die bedeutet, die diesen teils von weit her Angereisten instrumentale Finessen beibringen.

Dass alles so be- und verzaubernd über die Bühne geht, ist – neben dem Posaunisten und Dozenten Luis Bonilla aus Graz, der musikalischen Seele von Jazz is back – einem Mann zu verdanken: Dem Bürgermeister von Groznjan, Claudio Stokovaz. Ein sympathischer Zeitgenosse. Über den – anders als über viele seiner Amtskollegen in Istrien – nicht irgendwelche politisch unappetitlichen Geschichten in den Medien auftauchen. Ein augenscheinlich bescheidener wie glücklicher Gastgeber des Jazz. Der es versteht, seinen Stolz auf den Ort und die Gäste zu zeigen. Und wem die Bühne an diesem Abend gehört.

Die Arrangements an diesem warmen Sommerabend erfüllten die flirrende Luft wie der heimelige Duft von Ćevapčići, der über dem Platz lag. Junge Trompeter, Posaunisten und Schlagzeuger, Pianisten, Violonistin und Sängerin, dazu einer der Dozenten am Bass, spielten mit all dem auf, was sie in den Tagen zuvor eingeübt hatten. Anspruchsvolle Soli wechselten mit Bläser-Sets, die die ganze Kraft der Jazz-Grooves rüberbrachten. Die Lehrer vor der Bühne brauchten den Takt nicht vorgeben. Die Musik floss meist unangestrengt in den Abendhimmel. Gekonnt und fernab der primitiven Wucht kroatischen Turbo-Folks.

In Groznjan werden Gesichter und Klänge offenbar, die internationaler kaum sein können. Das Spektrum, das ich oft als verengt wahrnehme, öffnet sich über die Grenzen nicht nur dieses Ortes, auch dieser Region hinaus. Groznjan, ein kleiner Flecken, der für Wochen die große Welt beherbergt. Was die Herkunft der jungen Menschen betrifft, die hier in den Workshops an ihrer Profession feilen. Aber auch was die musikalische Weite anbelangt. Man spürt in diesen Tagen die Liebe zu Istrien, angebunden an die Liebe zur Welt draußen. Und findet ein Publikum, das diese Lieben teilt. Sich mitreißen lässt vom Jazz.

Besser vom Jäääääzzzz. Wie ein junger Trompeter immer wieder ins Mikrofon ruft. Erfüllt von dem, was er hier in Groznjan in den Tagen, zusammen mit anderen, erlebt hat. Mitnimmt in seine Zukunft. Die, so darf man hoffen, weiter der Musik gehört. Vielleicht sogar einer kleinen Karriere. Einer Karriere, wie sie die Mentor:innen gemacht haben. In New York, Kanada. Ein Pianist hat seine Wurzeln in Kolumbien. Kolumbien, Groznjan. Ein weiter Weg. Und doch sind sich, das fühlt man, alle im Jazz so nahe. Da können einem die Tränen kommen. Musik berührt eben. Wenn man sich von ihr geradewegs berühren lässt.

Berührend und rührend war denn an diesem Abend, vor Konzertbeginns, auch eine Szene, die sich vis-à-vis der Bühne abspielte. Als die Musikerinnen und Musiker zu einer Büste des Mannes eilten, dem Jazz is back ursprünglich zu verdanken ist. Der kroatischen Jazz-Koryphäe Boško Petrović. Die Bronze-Skulptur des Vibraphonisten, der noch im Königreich Jugoslawien geboren wurde, ziert fortan den Platz, der für Jazz in Istrien steht wie kein anderer. 1999 rief BP, wie er genannt wird, das Festival mit Workshops und Live-Auftritten ins Leben. Weswegen es auch Jazz is back BP heißt. Eine kleine, aber feine Hommage.

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