by

Dance Festival Svetvincenat

Dance and Non-Verbal Theatre Festival. So nennt sich das, was sich in dem istrischen Ort Svetvincenat drei Tage lang auf Bühnen, auf dem zentralen Marktplatz, in einer Industrie-Halle und in einer kleinen Loggia am Randes des Marktplatzes abspielt. Drei Tage lang internationales Tanz-Theater. Mit Companies, in denen Tänzerinnen und Tänzer aus Spanien, Portugal, Italien, Belgien, Rumänien und Kroatien zu Hause sind. Dieses Jahr. Und auch in diesem Jahr zog das Festival viele Besucher an. Die meisten von der Halbinsel, aber auch etwa aus der Hafenstadt Rijeka. Das Festival ist ein niveauvoller kultureller Höhepunkt abseits der eher folkloristischen Welt, die vor Touristen ausgebreitet wird.

Eröffnung des Tanz-Festivals in Svetvincenat.

Was in diesem Jahr auffiel: Viele Companies wenden sich mehr und mehr von auch zaghaftesten Anleihen aus dem klassischen Ballett ab und – jedenfalls hier in Svetvincenat – (nicht mehr ganz) neuen Formen des Tanzes zu. Mit Verbindungen etwa zum Hip-Hop und seinen stakkatohaften Bewegungen. Das bringt mit sich und wurde beim Festival deutlich, dass auch der musikalische Rahmen, in dem sich der Tanz bewegt, entsprechend geprägt ist. Was den einzelnen Stücken keinen Abbruch tat. Sofern sich die Seele in den Ähnlichkeiten wummernder Sounds nicht allzu sehr verliert. Auch Trockeneis beim Versuch, atmosphärische Bilder zu schaffen, kann, zu häufig eingesetzt, das Gegenteil bewirken.

Weder das eine noch das andere verschleierte freilich die tänzerischen Leistungen der Companies und Solist:innen. Und bisweilen mischte sich, neben tief ernsthaftem erzählerischen Ballett auch eine gute Portion Ironie in die Stücke. Beispielsweise in die wunderbare tänzerische Performance namens Toujour des 3/4 Face. Das bewegte und bewegende Repertoire von Lorraine Dambermont war grandios. Zu Hintergrund-Stimme und Geräusch-Persiflagen mischte sich die Welt des belgischen Karate-Profis Johnny Cadillac. Eine explosive Choreografie, getaucht in das Wechselspiel von Angriff und Verteidigung. Abbild eines Daseins, das darauf gefasst sein muss, selbstschützend Alltagsgefahren zu begegnen.

Das, was an den drei Tagen in Svetvincenat gezeigt wurde, erstreckte sich von 15-Minuten-Clips bis hin zu für Akteur:innen und Zuschauer:innen herausfordernden einstündigen Tanz-Stücken. Eingebettet war das Festival in eine aufwändige Organisation. Flankiert von ebenso aufwändigen und professionellen Flyern, die einen umfassenden Überblick über die einzelnen Companies und Gruppen sowie inhaltiche Hintergründe zu den Stücken lieferten. 25 Jahre lang besteht das Festival mittlerweile und taucht den Ort im Hinterland einer überlaufenen Küste, der sonst eher Ruhe verheißt, in quirlige Abende. Und jedesmal ist es für alle ein gastfreundliches Abenteuer, die Welt des Tanzes hierher zu holen.

Hinterlasse einen Kommentar