Unter dem Titel Der Autokraten-Code widmet sich die ARD einem nicht uninteressanten und gar nicht abwegigen dokumentarischen Filmprojekt. Sechs Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen, so ist beim Mediendienst DWDL zu erfahren, bauen mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) eine autokratische Führungspersönlichkeit zusammen. Wie sie aussieht, wie sie spricht, auftritt und welche Politik sie verfolgt, entscheide die KI. Kann, um diese Frage gehe es auch, diese fiktive Figur, mehr Menschen ansprechen…als amtierende Spitzenpolitiker? Stünden die westlichen Demokratien vor einem möglichen Umbruch zu Autokratien? Und was könnte sich daraus eventuell erahnen lassen?
Nun, autokratische Führungspersönlichkeiten gibt es ja schon quasi natürlich. Ganz ohne KI. Die Liste der Namen würde schon heute zig Seiten füllen. Sie bewegten und bewegen sich an den Spitzen von Regimen und Regierungen, in Parteien, Unternehmen, Vereinen. Familienväter etwa, mitten unter uns auf der Straße. Auf den ersten Blick brave Leute, die, beobachtet oder im Privaten bisweilen weitgehend unbeobachtet, ihren inneren autokratischen Kampfhund von der Leine lassen. Klont man sie per KI, kaum auszudenken. Nicht beispielsweise ein Höcke, nein zwei, was sag ich: Hunderte dieser Herrschaften. Die nur darauf warten, der Welt die zittrigen Waden wund zu beißen.
Noch kann man sie herausfischen aus der Masse, die autokratischen (Führungs-)Persönlichkeiten. Sie haben Namen. Sind zwar nicht einmalig. Ihre Vervielfachung nimmt an Fahrt auf. Aber sie sind greifbar. Auch digital. Es gibt noch einen Hauch von Zuversicht, dass man sie zurückdrängen kann. Die Höckes. Und Le Pens. Und Melonis. Aber schon bei Frau von der Leyen weiß man manchmal nicht: Ist sie noch eine harmlose natürliche verlogene Gestalt oder ist sie schon eine KI-Figur, die peu a peu demokratischem Zugriff entgleitet? Zumindest gibt es bezüglich KI noch ein paar Fragezeichen, die die Angelegenheit nicht gänzlich hoffnungslos machen. Also durchatmen…?
Wir werden uns die ARD-Doku genau und gespannt anschauen. Inwieweit es den KI-Fachleuten gelingen mag, das Schreckliche schonmal zumindest an die Wand zu malen. Und zu schauen, ob Caren Miosga die KI-Autokraten, die sich stellen müssen, als Test, ob sie taugen, dingfest machen kann. Oder ob auch Caren Miosga schon eine (dann wenigstens aber unautokratische) KI-Persönlichkeit ist. Und man die Einen von der Anderen nicht mehr unterscheiden kann. Was das Geschehen rund um den Erdball im wahren Wortsinn immer unfassbarer machen würde. In jedem Fall ist die Doku, schon ohne sie gesehen zu haben, ihrer wert. Allemal und forever.
Denn die Vorstellung, die natürlichen autokratischen Persönlichkeiten würden sich via Knopfdruck ruckzuck in künstliche autokratische Erscheinungen, den echten aber zum Verwechseln ähnlich, wandeln lassen, kann die Welt gar nicht beängstigend genug unter Strom setzen. Das ARD-Projekt Der Auokraten-Code ist schon ein wesentliches Stück Realität, die, wenn die Einschaltquoten (lineare Ausstrahlung am 2. Dezember um 23:35, wer hat sich denn das schon wieder ausgedacht, diese unwirtliche Zeit?) stimmen, noch aufgehalten werden kann. Das wiederum ist eine künstliche Erkenntnis. Was das ganze Ausmaß des abesehbaren dokumentarischen Dramas zeigt.

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