by

Bundeswehr Goes Rambo

Boris Pistorius der nächste SPD-Kanzlerkandidat. Statt Olaf Scholz? Kann man machen. Wenn man denn das Erbe der Sozialdemokratie gänzlich verspielen will. Der Berliner Tagesspiegel führt eindrucksvoll vor, wohin Einige das Lager der Genossinnen und Genossen treiben wollen. Die Welt als Videospiel. Die Bundeswehr als martialisch aufgeladenes Survival-Camp. Friedenspartei, das war mal. Die SPD schaukelt sich mit Kriegen und Krisen hoch. Stimmengswinne? So nicht!

Es sind ja nicht nur die Bilder, die einem Kopf und Kehle zuschnüren. Es sind Begrifflichkeiten. Slogans. Die gesamte Aufmachung, mit der der Bundeswehr unter Boris Pistorius neue Bedeutung zukommen soll. Sie erinnert nicht nur an brutale Videospiele. Sie erinnert, und dafür braucht es kein Sorry, an alte militaristische Zeiten. In denen Politik, der Argumente und Wille zur deeskalierenden Auseinandersetzung fehlten, ins Katastrophale abdriftete. Und junge Menschen ohne Perspektiven in martialischen Spielräumen verheizt wurden.

Denn als waffenstrotzendes Spiel, bei dem am Ende vor Selbstbewusstsein strotzende Menschen herauskommen sollen, kommt, das arbeitet der Tagesspiegel richtig heraus, die Bundeswehr daher. In einer angespannten sicherheitspolitischen Lage, wie das Medium das deutsche Verteidigungsministerium zitiert, wolle man den Fokus der Angesprochenen auf das lenken, was derzeit notwendig erscheine. Auf die Kraft der Armee. Welche Assoziationen das bei dem Betrachter auslöst, liege nicht in der Hand der Kampagnen-Verantwortlichen.

Das zu sagen, ist so dumm wie täuschend perfide. Es wäre die erste Werbekampagne, die nicht auf eben genau: Assoziationen des Betrachters oder der Betrachter setzt. Auf ihre – in diesem Fall: mutmaßliche Rambo-Seele und Gesinnung. Auf das, was der Politik längst fehlt: Mentale Stärke. Eine Stärke zivilisierter Haltungen und Ambitionen. Geradezu pandemisch macht sich derzeit in Krisen die Überzeugung breit und will suggeriert werden, dass Worte nichts mehr bringen. Wer nicht hören, muss fühlen. Das ist Steinzeit.

Die Werbekampagne der Bundeswehr trägt Donald Trump’sche Züge. Transatlantische Parallelen zu dem Mann, dem man – ohne weit ausholen und hinter irgendwelche Fassaden blicken zu müssen – ein nicht unerhebliches Maß an Gewaltverherrlichung zuschreiben kann, sind unverkennbar. Da hilft auch nicht den vollen Einatz für Frieden zu beschwören. Etikettenschwindel ist ja in der Politik keine Exklusivität mehr. Spätestens seit Helmut Schmidt weiß man, wie sehr sich die SPD auch im Kern von sich selbst entfernen kann.

Hinterlasse einen Kommentar