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Ereignisse Überschlagen Sich

…man kann einen Text, den man, sagen wir, um 15 Uhr zu schreiben beginnt, derzeit schon 10 Minuten später in den digitalen Papierkorb befördern. So schnell überschlagen sich die Ereignisse. In einer Geschwindigkeit, mit der nichtmal die, die den Motor auf soeben auf volle Pulle hochgejazzt haben, mitkommen. Einer heißt Robert Habeck. Der Grünen-Doge, der von einer auf die andere Sekunde, seine neue Liebe zu X & Instagram entdeckt, summte in einem Video mit Verve Zeit, das sich was dreht von Herbert Grönemeyer. Der ihm stante pede verbat, das Lied zu seiner neuen Aufbruchshymne zu machen.

Damit ereilt Habeck resp dem grünen Kanzlerkandidaten resp dem Bündnis90/Die Grünen das gleiche Schicksal wie davor der CDU. Dem Ampel-Bruch folgen gefühlt im Minutentakt hektische Vorstöße aus allen politischen Lagern. Die Ruhe, die sich Noch-Regierungschef Olaf Scholz, welcher Fantasiewelt auch immer entsprungen, für eine Art geordneten Übergang vom einen Fiasko zum vielleicht nächsten Fiasko wünscht, wird nach Vorwahlkampflust torpediert. In einer wilden Show wird vorgeschlagen und abgebürstet, umarmt und niedergestreckt. Und unisono geht sämtliche strategische Orientierung verloren.

Habeck setz auf eine Mischung aus Larmoyanz und gespielter Vernunft. Mit Taylor-Swift-Bändchen. Dabei würde es nicht wundern, seine Partei würde bei der absehbaren Bundestags-Neuwahl unter der Zweistelligkeit landen. Scholz gerät ob der Neuwahl-Harnäckigkeit seines Unions-Kontrahenten Merz doch ins Schwanken. SPD-Coaching war gestern. Merz wiederum hofft, auf passabler Umfrage-Welle ins Kanzleramt surfen zu können, kaum das die Tannenbaumkerzen runtergebrannt sind. Und Abbruch-Lindner hat für diesen Fall schonmal bewusst seine Brotdose auf dem Finanzministertisch liegen lassen.

Aber Alles kann, siehe oben, schon morgen wieder ganz anders sein. Schritte nach vorn und wieder zurück. Sidestep, Pirouette und Polonaise. Das politische Berlin tanzt dieser Tage am Liebsten aus der Reihe. Stellt sich die Beine und bringt sich zu Fall. Und keiner macht wirklich eine gute Figur. Wie auch. Übungen, Haltung zu zeigen und zu bewahren, wären sehr viel früher angebracht gewesen. Das Chaos war absehbar. Aber weil die Strategie so ausgeklügelt war, hat man bis zu den US-Wahlen abgewartet. Auf einen Sturm mehr oder wenig kommt es nicht an. Diktatur und Wahnsinn liegen oft nah beieinander.

Etwas in dieser Richtung sucht am Tag nach Trump-Triumph und Scholz-Lindner-Crash auch die Europäische Union heim. Viktor Orban, seines Zeichens Ministerpräsident in Ungarn und Gastgeber des EU-Gipfels in Budapest, erklärt in einem Radio-Interview Russland zum Sieger im Krieg gegen die Ukraine. Und erweist sich als Steigbügelhalter 1. des neuen US-Präsidenten und 2. des Moskauer Trump-Alter egos Wladimir Putin. Wenn alles hinhaut im Sinne des Trios infernale, dann schweigen demnächst die Waffen und die ukrainische Staatsgrenze im Osten läuft entlang der derzeitigen Frontlinien.

Und damit schalten wir wieder zurück in die deutsche Hauptstadt. Denn auf die Weise, die Orban im Schilde führt, würde auch die Schuldenproblematik gelöst. Wenn die Waffen ruhen, bräuchte es auch keine militärischen Hilfslieferungen mehr nach Kiew. Es gäbe Geld für soziale Belange. Scholz&Habeck hätten gewonnen. Lindner Dank Orban&Co zumindest schuldenbremsenmäßig. Merz müsste noch ein bisschen nacharbeiten, aber das ginge. Und die bundesrepublikanische Staatskrise würde sich im Schatten der Diktatoren-Dämmerung in Washington und Budapest im Konglomerat mit dem Kreml irgendwie auflösen.

Einzig der ukrainische Staatschef und Militärführer Selenskyi müsste, ob seiner Wut darauf, dass er und sein Land im Stich gelassen werden, gebändigt werden. Vielleicht mit Sicherheitsgarantien und einem, allerdings fernen Silberstreif am Horizont, sein Land würde eines Tages doch noch fester an den Westen gekoppelt. Vielleicht wenn Putin, Trump und Orban eines natürlichen politisches Todes oder anderweitig gestorben sind – und sich Kiew noch an alle Versprechen erinnern kann. Diese ganze Vision ist gaga, aber zu weit hergeholt? In diesen Tagen ist alles möglich. Sogar, so könnte man meinen, das Unmögliche.

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