Boris Pistorius erklärt, er stehe als SPD-Kanzlerkandidat nicht zur Verfügung. Chapeau! Es gibt noch so etwas wie Würde bei den GenossInnen. Aus den hinteren Reihen grummeln Parteigänger. Manche anonym. Feiglinge! Einzig Parteichef Lars Klingbeil kann einem leid tun. Der das Schmierentheater, ob Regierungschef Olaf Scholz erneut für das Amt antritt, fast machtlos mit ansehen musste. Pistorius wähnte, dass er verheizt werden sollte. Mit dem Risiko, dass er, wenn er nicht ordentlich Stimmen holen würde, seine Reputation verlöre. Er hat den Braten gerochen. Feine Nase.
Wolodymyr Selenskyi sieht russische Interkontinental-Raketen im Kreml-Krieg gegen die Ukraine im Einsatz. Game Changing. Ein Grund mehr, vom Westen endlich das Go für weitreichende Gegenwehr einzufordern. Doch Washington spielt nicht mit. Experimentelle Raketen mittlerer Reichweite. Und damit nichts, was die Situation verändere. Ein billiger Einschüchterungsversuch Moskaus, so die Amerikaner. Olala. Da hat der Präsident in Kiew Pech gehabt. Wieder ein misslungener Versuch, dem Westen das maximale Waffenarsenal abzutrotzen. Schade, Herr Selenskyi.
Benjamin Netanyahu. Wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Er setze Hunger von Zivilisten als Waffe im Konflikt mit dem arabischen Terrorismus ein. Ein Kriegsverbrechen, so der Internationale Strafgerichtshof. Die israelische Nomenklatura des Ministerpräsidenten schäumt. Wer die Empörung nicht teilt, mache sich des israelbezogenen Antisemitismus schuldig. Muss man unter die Decke kriechen? Sind Kriegsverbrechen teilbar? Nein. Kriegsverbrechen sind Kriegsverbrechen. Wer anderes unterstellt, stellt sich auf die Seite des Unrechts. Recht ist universal.
Donald Trump gehen auf dem Weg zur Machtfestigung im Weißen Haus die Protagonisten verloren. Sie haben noch mehr Dreck am Stecken als er selbst. Das will was heißen. Die Großmäuligkeit des neugewählten Autokraten bekommt, kaum dass seine Drohgebärden gegen die Welt hinausposaunt sind, Risse. Auch viele Republikaner können das selbstherrliche Geschwätz bisweilen nur schwer ertragen. Etliche von ihnen sehen die Gefahr wachsen, die sie selbst heraufbeschworen haben. Wer will Trump bremsen? Elon Musk? Die personifizierte Inkarnation des Irrsinns?
Sichtbar wird innerhalb weniger Tage, was bei allen Befürchtungen noch geradeso beruhigend scheint: Dass zweifelhafte Rechnungen nirgendwo so recht aufgehen wollen. Und dass, man will es kaum wahrhaben, an einigen Ecken noch etwas wie Vernunft herrscht. Oder wenigstens die ansatzweise Einsicht, dass sich fragwürdige Entwicklungen zumindest ein bisschen aufhalten lassen. Würde, Friedenswille, Rachegrenzen und Diktatorenpech stehen zwar auf sehr tönernen Füßen. Aber besser als dass es gar kein Fundament mehr gäbe für Wege abseits endgültigen Ruins.
Es mag unverfroren, politisch anrüchig, völlig aus der Fassung geraten scheinen, die geschilderten Fälle allesamt unter einer Überschrift aufzulisten und zu bewerten. Sie haben, so überzogen und verdreht das Unterfangen sein mag, allerdings etwas gemeinsam. Sie zeigen, in welch wogendem Meer Politik gegenwärtig unterwegs ist. Und wie sehr Schiffe schwanken und vom Untergang bedroht sind, die nicht gut überlegt durch Stürme navigiert werden. Es fehlt an halbwegs verlässlicher GPS. Das Satelliten-System scheint außer Kraft. Einmal mehr gilt: Rette sich wer kann!

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