In Abwandlung einer uralten Fernsehserie, 1967 bis 1969 erstmals in der ARD ausgestrahlt, liegt dieser Tage das bitter persiflierende Motto Musk, übernehmen Sie wie Mehltau über dem Globus. Die Serien damals hieß Kobra, übernehmen Sie. Im US-amerikanischen Original Mission: Impossible. Was Beides etwas durchaus Realitätsnahes hat.
Zum Einen gewinnt man den Eindruck, dass der X-Milliardär tatsächlich von einer Hybris infiziert ist, die schlangenhaft auf so etwas wie eine Weltherrschaft abzielt. Ein gefährliches Reptil, mit unberechenbaren Bewegungen.
Zum anderen legt der Original-Titel den Wunsch frei, dass Musks Mission dann doch irgendwie scheitern möge. Am Besten auf ganzer Linie.
Dass US-inspe-Präsident Donald Trump, der ja selbst den Geist rief, ihn, wenn nicht loswerden, dann aber doch ein Stückweit ins Glas, aus dem er stieg, zurückbefördern möchte, zeugt nicht von höherer Einsicht, aber doch von unliebsamem Angstschweiß.
Denn nur er, Trump, sieht sich berufen, die Geschicke seiner Vereinigten Staaten von Amerika zu lenken. Dabei Geldregen gerne in Kauf zu nehmen. Aber nicht um den Preis der Verlust seiner sich zügig anbahnenden Macht.
Aus Böses ahnender Sicht könnte es dafür freilich schon zu spät sein.
Denn Elon Musk ist längst nicht nur mehr Berater von Trump, ausgestattet mit nicht wirklich einsehbaren Befugnissen.
Er hat sich auch bereits in FDP-Hirne hineingefressen. Und ist mehr oder weniger offiziell zum Wahlkampfhelfer der Alternative für Deutschland geworden.
War es früher außenpolitischer Usus, sich nicht in die Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen – jedenfalls, wenn es nicht unbedingt sein muss -, verblassen, wenn jemand Elon Musk heißt, die Grenzen. Musk ist nicht nur Washington, er ist Alles und überall.
Wie der vielen nicht sonderlich angenehm riechende Parfümstoff gleichen namens verbreitet sich seine Aura über die Welt. Wer Musk einatmet, ist schon halb vergiftet. Von wahnwitzigen Vorstellungen, wer und was in Musks Augen noch eine Daseinsberechtigung hat und wer und was aussortiert gehört.
Das hat über eine vergleichsweise ja noch allmählich fast harmlose neoliberale Note hinaus erhebliches Abwertungs-, teils geradezu Vernichtungspotenzial.
Der Staat, so Musks Devise, ist im Grunde ein bis dato ausuferndes Gebilde, eine Art Gefangenen-Lager, indem ökonomische und geistige Fliehkräfte angekettet werden.
Es gelte, sie zu befreien. Demokratische Zwänge, an sich ein Widerspruch, gehören zu Gunsten eines darwinistischen Menschenbildes abgestreift.
Zu diesem Bild gehört auch eine rassistische Migrationspolitik und mehr.
Wie sehr sich Trump und Musk mit Blick auf ihre geistigen und physischen Eroberungsfeldzüge zu überbieten suchen, stellen Beide nahezu täglich unter Beweis.
Ersterer unter anderem durch einen erneuten Versuch, sich Grönland einzuverleiben; Trump featuring Wladimir Putin und dessen Zugriff auf Krim und die Ukraine. Und damit nicht genug, soll auch gleich der Panama-Kanal an die USA angeschlossen werden, weil dem Großkopferten in Washington die Gebührenordnung für den Schiffsverkehr nicht passt.
Wer nicht spurt, wird gekauft.
Die neue Maxime einer imperialistischen Politik. In einer Mischung aus dem Wiederaufleben eine Art Kaltem Krieg und aus der Wirtschaft bekannter feindlicher Übernahme.
Trump und Musk, zwei Männer, eine Geisteshaltung. Selbst, wenn es hier und da knirscht im Getriebe neuer Macht. Da hilft es kaum, dass man sie für nicht mehr ganz bei Troste hält. Wahnsinn scheint mittlerweile Referenz für hohe Staatsposten zu sein.
Musk wiederum tobt sich, wenn in den USA mal gerade Pause ist, an Deutschland aus.
Scholz müsse weg, die AfD sei der Heilsbringer.
Was FDP-Chef Christian Lindner zu einem Politiker ausbaufähig macht, der nicht nur Musk inklusive dem rechtskonservativen argentinischen Präsidenten Javier Milei lobt, sondern im Wettstreit um Anerkennung geradezu um deren Sympathien buhlt.
Wenn Lindner deswegen die AfD als Partei gegen Freiheit und Wirtschaft dastehen lassen will, ist dies kaum mehr als plattes Flügelschlagen.
Sollte Musk die offen ausgesprochene Einladung Lindners zum Gespräch über die Zukunft Deutschlands, Europas, ja der Welt annehmen, gilt dem FDP-Spitzenmann, so sollte man meinen, dies geradewegs als Coup.
Würdelos, wie Carlo Masala, Professor für internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in München, zitiert wird. Ein eher mildes Urteil.
Langsam dürfte Lindner angesichts solcher irrwitzigen Ausflüge auch in der eigenen Partei an Respekt verlieren. Nach der Bundestagswahl dürfte eh Aus für Lindner sein.
Derlei hat AfD-Frontfrau Alice Weidel nicht zu fürchten. Sie hat für ihre Avancen an rauchende Köpfe und Colts aus den Vereinigten Staaten (und umgekehrt) die Rückendeckung ihrer rechtspopulistischen Entourage. Kann etwa Brückenschläge zwischen Washington und Moskau, die mit Trumps Amtsantritt zu erwarten sind und die Frieden und den USA die lästigen Ukraine-Forderungen vom Hals schaffen sollen, nachvollziehen.
Das allein reicht für eine gute Partnerschaft.
Es würde also nicht wundern, wenn demnächst Elon Musk häufiger in Berlin zu sehen sein sollte. Als omnipotenter Geld- und Tippgeber vor allem für Rechtsaußen.
Und wenn daraus neuartige transatlantische Freundschaften erwüchsen.
Wie das dann im Einzelnen geregelt würde, bleibt abzuwarten.
Vielleicht würde es der AfD auf Dauer eher lästig, wenn weiße Männer aus Übersee ihre Finger allzu tief in den Taschen deutsch-nationaler Populisten stecken würden.
Da könnte Schluss sein mit lustig Musk.
Aber, aber, das Geld. Money makes the world go around.
Das hat schon immer eine Menge auch kleiner und kleinster Gräben zugeschüttet.
Wird Musk nicht in den USA gestoppt, wer sollte ihm anderswo Einhalt gebieten?
Vielleicht schraubt ja die AfD ihren deutschtümelnden Patriotismus ein bisschen herunter.
Die Rechten in Europa schließen sich, leichte atmosphärische Störungen ausgenommen, bereits seit Längerem enger zusammen.
Migrations- und Ausländerfeindlichkeit halten die Lager zusammen.
Mag sein, ein rechtspopulistisches Bündnis der Ersten gegen die so genannte Dritte Welt oder den Globalen Süden ist Klebstoff genug, in Europa und Übersee.
Es wird sich also zeigen müssen:
Kobra, übernehmen Sie oder Mission: Impossible?
Der Kobra-Ausspruch sei übrigens, so Wikipedia, im Original nie gefallen.
Erst später habe, so zu lesen, das deutsche Fernsehen der weitergeführten Serie den Titel Unmöglicher Auftrag verliehen. Vielleicht aus einer schlimmen Vorahnung?

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