Man muss ja nicht ein High-End-Geist sein, um eine Kultursendung des Öffentlich-Rechtlichen Sendebetriebs zu moderieren.
Aber es braucht offenbar den geballten Abgabe-finanzierten Chef-Etagen-Entscheidungs-Aufwand, um am Ende einem Moderator auf Mario-Barth-Niveau zu verfallen.
Wirklich, kann das wahr sein?
Oder darf dafür, dass gut gezahlt wird, schon ein bisschen nachgedacht werden? Ob denn gerade angesichts der Finanz-Debatten um ARD & Co die unterste Besetzungsschublade angesteuert werden muss, wenn es um eine so reputierliche Sendung geht wie Titel, Thesen, Temperamente. Also um – durchaus – ein Aushängeschild noch vorhandener TV-Kultur.
Wenn nur die Hälfte dessen gewogen wird, was Thilo Mischke, der Max Moor bei TTT (wie die Sendung fast fürsorglich genannte wird) nachfolgen soll, in die Schale wirft, reicht es schon aus, ganz tief in die Knie zu gehen und Asche aufs eigene Haupt zu streuen – ach was, nicht zu streuen, zu schütten!
Die Bücher, die er geschrieben hat – und für deren Titel er jetzt nicht wirklich die Haftung übernehmen möchte -, sind auch abseits der Aufmachung Werke zum Fremdschämen. Und wer glaubt, dass jemand, der sowas zu Papier bringt, seinen sexistischen Schmierereien ernsthaft den Rücken kehren könnte, für den muss man sich gleich mitschämen.
JETZT, so heißt es beim Spiegel, wolle man Vorwürfe klären: Das ist typisch. Welche Vorwürfe? Da wird mitnichten vorgeworfen, sondern es reicht, vorzulesen.
Vorwürfen ist gemein, dass sie zunächst angriffslustig in die Welt gesetzt werden – aber erst noch, so jedenfalls ist es in vermeintlichen Strafsachen üblich, bewiesen werden müssen.
Hier freilich muss, mit Verlaub, nicht bewiesen werden. Hier liegen die im wahren Mischke’schen Sinne corpi delicti unverkleidet auf dem Tisch.
Thilo Mischke hat sie leibhaftig dahin gepackt.
Um keinen Flug von Frauenfeindlichkeit etc. verlegen.
Sexistisch, misogyn, rassistisch, ableistisch und auch homophob, so lautet laut Spiegel das Urteil der Publizistinnen Annika Brockschmidt und Rebekka Endler, die den Podcasts Feminist Shelf Control betreiben.
Man muss hier nicht Vorwürfe klären. Die, die die Personalie entschieden haben, müssen – oder sollten – den Mist à la Mario Barth kennen, den Mischke verzapft hat.
Dem es, anscheinend auch im Nachhinein, wie er laut Spiegel bereits vor Längerem wissen ließ, noch Spaß macht, sich dazu rückblickend zu bekennen. Wiewohl er anmerkt, sich selbst dann doch nicht mehr richtig zu trauen, aus seinen toxischen Werken zu lesen.
Ein bisschen Scham muss sein, tralala und hopsasa. Zumindest scheint er zu ahnen, dass der neue Job am Ende nun, angesichts des Shitstorms, der sich über ihn ergießt, doch nicht bereits so völlig trocken und honorarsicher unter Dach und Fach ist.
Man nehme die Kritik ernst, ließ TTT wissen. Auf Instagram. Also dort, wo auch gern toxische Protagonisten unterwegs sind. Es gebe, so weiter, seit Tagen intensive Gespräche, zitiert der Spiegel die allmählich auf Betriebstemperatur kommende Erste-Maschinerie.
Wenn sich für gewöhnlich jemand bei der ARD für einen Job bewirbt, so wird dieser Jemand, bevor eine Entscheidung fällt, auf Herz und Nieren gecheckt. Sollte man meinen.
Nicht so offenbar, wenn es um eine angesehene Kultursendung geht.
Da reicht die Ausstrahlung bomberjackenhafter Coolness. So einfach ist es, um auf die Shortlist für Moderator:innen zu kommen.
By the way: Etliche, die es bei der ARD, so darf man sagen, nicht wirklich schlecht gehabt haben, sind mittlerweile tief im Sumpf deutschen Privatfernsehens versackt.
Und nun soll jemand ausgerechnet aus diesem Sumpf ins Erste geholt werden.
Macht das irgendwie Sinn?

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