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Shortcuts

Shortcuts. Das meint Gedankenflackern. Kurze Sequenzen. Hinweise. Reflexe. Etwas taucht auf. Und scheint zugleich fast vergessen. Verschwindet. Manches wird besser gespeichert. Für ein Später. Shortcuts. Das sind hier kurze Notizen. Jedweder Couleur. Können Alles und Jeden betreffen. Smalltalk ohne Blümchen. Beredt. Aber kein Geschwätz zum Anstoßen.

06. Mai 2025

Tja, so ist das mit der Großkotzigkeit: Wer sich darauf verständigt, die Republik nach rechts zu rücken, bekommt dafür nicht sicher Rückendeckung. Ergebnis: Scheitern von Friedrich Merz im Bundestag beim ersten Wahlgang zur Kanzlerwahl – bitter: Häme der A*D. Das Original rechter Politik jubelt. Bitter ist es leider auch für die, die gemahnt hatten, eine linksliberale(re) Agenda zum künftigen Regierungskurs zu machen. Heute zeigt sich erstmal Handlungsunfähigkeit. Die Ereignisse im Bundestag verheißen nichts Gutes für eine schwarz-rote Koalition. Sie wird dem Land aufgrund ihres Kurses kein belastbares Fundament geben. Auf diese Weise wird die deutsche Demokratie unter dem Geschwätz von Kriegstüchtigkeit und einer verheerenden Sozial- und Antimigrationspolitik begraben. Ob die, die Merz im Stich gelassen haben, von Unions- oder SPD-Bänken kamen, ist indessen nicht ohne deren Offenbarung zu klären. Es gibt ausreichend CDU/CSU-Politiker, denen der Mann, der die Regierung führen möchte, nicht rechts genug war. Genauso, wie es SPD-Politiker gibt, denen Lars Klingbeil (zu Recht) zu opportunistisch ist, was die Union betrifft. Zumal der Mann gerade keinen guten stilistischen Eindruck in seiner Partei macht. Vielleicht ist das der Zeitpunkt, an dem Die Linke mehr Druck machen kann. Das wäre wünschenswert!

14. Februar 2025

Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko Golf von Mexiko

14. Februar

Ich hoffe, Robert Habeck liest das. Ach was: Sicher tut er das. Doch 1.) nimmt man mal das, was US-Präsident Donald Trump und sein fragwürdiger politischer Anhang über den Sinn medialen Schaffens, auch mit Blick auf Politico, wissen lassen (obwohl der Springer-Verlag seine Hand über das Magazin hält) und weiß 2.) was Politico-Rankings vor dem Hintergrund der Besitzverhältnisse an dem Magazin wert sind – dann müsste und sollte der deutsche Noch-Bundeswirtschaftsminister entweder nicht viel auf die Auszeichnung geben oder sie aber, das eher, als eine negative Ehrzuteilung betrachten. Manchmal trägt Lob ja eine Menge politisches Gift in sich. Macher? Im Moment macht RH Wahlkampf.

13. Februar 2025

Der offenbare und möglicherweise politisch motivierte Anschlag auf eine Demonstration der Gewerkschaft ver.di in München, bei dem fast 30 Menschen verletzt wurden, einige von ihnen schwer, ist ganz und gar schrecklich. Und zugleich politisch verheerend. Denn er ist Wasser auf die Mühlen einer fragwürdigen Migrationspolitik von CDU-Chef Friedrich Merz und AfD. Es wird einem nicht eben leicht gemacht, vor dem Hintergrund solcher Gewalttaten weiter für einen menschen- und menschenrechtsfreundlichen Kurs gegenüber Asylsuchenden einzutreten. Und dennoch muss dies – neben der strafrechtlichen Verfolgung der Täter und einem konsequenten und weitsichtigen Präventionskurs (Betreuung von Flüchtlingen) – ein Gebot der Stunde bleiben. Die Verurteilung von Gewaltdelikten und -tätern und eine humane Migrationspolitik schließen sich nicht aus. Es muss Versuchen ein Riegel vorgeschoben werden, beides gegeneinander auszuspielen. Das mindert nicht die Fassungslosigkeit über solche Gewalttaten. Das mindert zugleich nicht, Bestrebungen einer rechtskonservativen bis rechten Ausländerfeindlichkeit mutig entgegenzutreten.

13. Februar 2025

Wie billig deutsche Medien mit Blick auf die Bundestagswahl unterwegs sind, davon zeugt jetzt, mal wieder, Focus online. Mit einem Beitrag der Ex-BILD-Journalistin Tanit Koch. Objekt ihrer Begierde, wie sollte es beim konservativen bis rechtskonservativen Focus anders sein: Kanzler Olaf Scholz. Er soll, auf einer Party am 2. Februar den Berliner Kultursenator Joe Chialo einen Hofnarren genannt haben. Das scheint einigermaßen verbrieft. Beleidigung, ja, nein? Ich jedenfalls kann mich dem Kanzler, sollte er diesen Begriff gebraucht haben, nur anschließen. Der Kultursenator hat sich im Ringen um den Etat für die Kulturlandschaft der Hauptstadt tatsächlich zum Narren machen lassen. Indem er zunächst alle vom Senat geplanten Kürzungen abgenickt hat. Und nach Protesten aus der Kulturszene in Sachen Finanzen nicht sonderlich beweglicher wurde. Dass der Kanzler den Begriff des Hofnarren in einen rassistischen Kontext gestellt haben soll, ist zunächst ein mediales Konstrukt. Für das als Zeugen des Focus der – Focus herhält. Wenn das kein Wahlkampfschmierentheater ist, fresse ich einen Besen!

10. Februar 2025

Lustig bis befremdlich sind bisweilen die Reaktionen auf TV-Duelle, hier in den Öffentlich-Rechtlichen, zur bevorstehenden Bundestagswahl. So sagte Grünen-Chef Felix Banaszak, dass viele wichtige Themen bei Fragen und politischem Schlagabtausch zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und seinem Herausforderer Friedrich Merz (CDU) zu kurz gekommen seien. Viel zu kurz. Er nannte laut Süddeutscher Zeitung unter anderem die Klimapolitik, Bildung und Kinderbetreuung. Nun hatte 1.) Unionskandidat Merz mit seiner Migrationsabstimmung im Bundestag, bekanntlich unterstützt von der AfD, ein, wenn nicht DAS Topthema vorgegeben. Und 2.) war auch der aussichtslose Grünen-Willkanzlerwerden Robert Habeck selbst mit einem 10-Punkte-Plan derart auf das Migrationsthema eingeschwenkt, dass auch seitens seiner Partei andere bedeutende Themen in den Hintergrund getreten sind. Alle Parteien der Mitte lassen sich, leider, derart von den Rechtspopulisten treiben, dass die Contenance verloren geht. 

29. Januar 2025

Das Unheil ist angerichtet. Die Melonisierung Deutschlands beginnt. Da kann man noch so sehr im Kleingedruckten rumwühlen. Die Abstimmung über die Verschärfung der Asylpolitik in D, das JA der rechtspopulistischen AfD zum Kurs der Union, trotz aller Mahnungen auch der christlichen Kirchen, sich nicht von Rechtspopulisten unterstützen zu lassen, ist eine rechtsfeindliche und menschenunwürdige Zäsur. Sie schadet der Demokratie, dem Humanismus und der Rechtsstaatlichkeit in ihren Grundfesten. Was in der Nachkriegszeit mühsam aufgebaut wurde, wird, zwei Tage nach dem Holocaust-Gedenken, wie in einem Trump-Dekret zertrümmert. Von Friedrich Merz wird einmal in historischen Rückblicken die Rede sein, als einem Christdemokraten, der das Christentum in seinem besten Wesen desavouiert hat. Heute wurde eine Umfrage publik, wonach die Werte der AfD schon bei 23 % lagen. Merz hat die Rechte hoffähig gemacht. Mit möglicherweise noch verheerenderen Folgen, nicht auszudenken. Die, die der AfD hinterher rennen, tragen, das sei ausdrücklich und ohne jede Einschränkung betont, Mitverantwortung für das, was in unserem Land geschieht. Die Konvergenz zwischen konservativ und rechts ist abwendbar. Dann freilich sollten die, die dem Einhalt gebieten wollen, sich schleunigst auf den Weg machen.

27. Januar 2024

Ach wenn es nur hülfe / in Gedenken zu denken / statt sich zu beschränken / dann wär alles gut / statt dessen erwächst / aus den Köpfen verhext / nur rechtes Gedröhne / als der Dummheit Löhne / die gibt es im Land / Cash auf die Hand / oder im Digitalversand / bei Musk&Söhne

Der CDU-Vorsitzende und Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz, hat(te) sich zum Auschwitz-Gedenktag etwas Besonderes einfallen lassen, das SO überraschend nicht ist: Den nun auch aus seiner Sicht möglichen, jedenfalls hinzunehmenden Schulterschluss mit der AfD. Damit würde (auch) in Deutschland die so genannte Brandmauer gegen rechts brüchig (oder gar ganz fallen). In anderen europäischen Ländern hat es nie wirklich eine Brandmauer gegeben. Europa, so ist zu befürchten, macht Gedenktage zu Vergessenstagen. Das ist traurig, bitter, gefährlich!

23. Januar 2025

Das geht ja fix mit politischen Nachahmern und Trittbrettfahrern. CDU-Chef Friedrich Merz jedenfalls nimmt sich, kaum dass US-Präsident Donald Trump die Grenzen seines Landes dicht macht und seine Remigrationsvorstellungen Wirklichkeit werden lässt, dessen Rigorosität ohne Nachdenkpause zum Vorbild. Der tödliche Messerangriff in Aschaffenburg hat aus seiner Sicht das Fass der Migrationsfreundlichkeit zum Überlaufen gebracht. Ergo werde er, so er die Bundestagswahl gewinnt, am ersten Tag meiner Amtszeit das Bundesinnenministerium im Wege der Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers anweisen, die deutschen Staatsgrenzen zu allen unseren Nachbarn dauerhaft zu kontrollieren und ausnahmslos alle Versuche der illegalen Einreise zurückzuweisen….da die europäischen Regeln nicht funktionierten…(den) Vorrang des nationalen Rechts anordnen. Die Zurückweisung gelte „ausdrücklich auch für Personen mit Schutzanspruch“, zitiert n-tv den Unionskanzlerkandidaten. Außerdem will er Abschiebelager ausbauen und weitere Verschärfungen einleiten. Die jüngsten Anschläge drohten zur Normalität zu werden, so Merz, das wolle er nicht hinnehmen. Wer immer mit der Union koaliere, der müsse dies ohne Wenn und Aber mittragen, einen anderen Weg gehe er nicht. 
Da werden sich SPD oder, wahlweise, die Grünen aber am Riemen reißen müssen. Und wenn nicht? Was Merz für diesen Fall durch den Kopf geht, weiß man nicht. Jedenfalls sieht es danach aus, dass Merz, wenn er auch Personen mit Schutzanspruch den Weg nach Deutschland versperren will, bereit ist, humanitäre Grundpfeiler des Asylrechts aus dem Boden zu reißen. Wer das für Pläne aus dem Affekt heraus hält, kann bei Donald Trump studieren, wie sich die Zeiten ändern. Und damit auch Einwände, alles würde nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird, an Belastbarkeit einbüßen. Die Zeiten werden im Minutentakt rauher.

20. Januar 2025

Es gibt immer mal wieder – leider immer weniger – kluge Gedanken darüber, wohin Journalismus treibt. Hier füllt der ehemalige Chefredakteur Roger de Weck das zunehmende Vakuum zur Rolle der vierten Gewalt. Mit einer Nachdenklichkeit, die dem Journalismus als Medium gewidmet ist, das sich in der Tradition der europäischen Aufklärung begreift. Hörenswert!

Herbst/Winter 2024

Das ist schlechter als ein ganz und gar schlechter Witz: Stefan RaabARD und RTL organisieren den ESC-Vorentscheid. Ist das nicht dieser Typ, dessen neue Show beim ESC-Kooperationspartner des Ersten gerade peu à peu abkackt? Und ist der Koop-Sender der ARD der Sender, der nach dem unfreiwilligem Sinkflug des Raab-Aufgusses ihren Show-Schützling weiter auf Erfolgskurs sieht? RTL ist nun weiß Gott nicht für ein glückliches Händchen in Programmangelegenheiten bekannt. Stefan Raab seinerseits war fast zehn Jahre lang quasi abgetaucht. Man muss sich ernsthaft fragen, was in aller Welt die ARD veranlasst, mit mehrfach verbranntem Personal gemeinsame Sache zu machen. Wir erleben gerade mit Thomas Gottschalk wie peinlich abgehalfterte TV-Entertainer auf der öffentlichen Bühne agieren können. Wir denken mal ganz kurz an Hans-Joachim Kulenkampff, mit dem man im Dritten des Ersten auch nochmal durchstarten wollte, obschon Einer wird gewinnen längst Geschichte war. Es gibt so viele junge Talente, mit denen man Blumentöpfe gewinnen könnte, statt am Ende mit faulen Tomaten beworfen zu werden. Zumal Raabs Engagement beim ESC ja nicht – vornehm ausgedrückt – stets von Erfolg gekrönt war. Und das mitten in der Beitrags- und Reformdebatte des ÖRR. Puhhh, da muss man ziemlich tapfer sein.

25. Oktober 2024

Dem Bösen das Böse entgegensetzen war schon immer eine gute Idee. Ich hätten nicht gedacht, dass Frau Strack-Zimmermann von der FDP (!) das Potenzial hat, noch mehr Unsinn zu reden, als sie es ohnehin schon getan hat und tut. Ich habe mich geirrt. Insofern liegt ein Teil meiner politischen Hoffnungen darin, dass es diese Partei mitsamt ihren gefährlichen Fantasten bei den nächsten Bundestagswahlen endlich zerbröselt. Weder ihr Vorsitzender noch die pseudo-liberale Entourage unterbreiten, auf welches Feld man auch immer schaut, irgendwelche Vorschläge, die helfen würden, Kriege und Krisen im Aus- und Inland zu wenden. Wenn Umfragen Recht haben, haben das auch die erkannt, die über die Zukunft des Lindner-Panoptikums entscheiden können. Ich bete, dass sie nicht auf den letzten Metern sentimental werden.

17. Oktober 2024

Silvio Witte (parteilos), OB von Neubrandenburg, der immer drittgrößten Stadt in Mecklenburg-Vorpommern, schmeißt hin. Grund: Ein Beschluss des Stadtrates, die Regenbogenfahne am Bahnhof der Gemeinde nicht mehr zu hissen. In der Vergangenheit hatten Unbekannte, wie es so schön heißt, die Fahne mehrfach runtergerissen und gegen eine Fahne mit Hakenkreuz ausgetauscht. Die Namen der Unbekannten sind nicht bekannt. Dass es Protagonisten aus dem rechten Lager waren, scheint mir naheliegend. Was empört: Im Stadtrat stimmten laut NDR nicht nur Vertreter der AfD (wer sonst?), des Projekts Neubrandenburg und der Vereinigung der Stabilen Bürger Neubrandenburgs gegen die Regenbogenfahne, sondern auch Vertreter des BSW von Sahra Wagenknecht. Es ist nicht bekannt, dass Sahra Wagenknecht hier Einspruch erhoben hat. Dafür lässt sich einmal mehr erkennen, wes Geistes Kinder da unter dem Dach des BSW unterwegs sind. Es ist nicht nur so, dass das BSW im Sinne eines möglichen Friedens im Russland-Ukraine-Konflikt dem Kreml-Diktator Putin in den Allerwertesten kriecht und in Sachen Migration die Agenda der AfD nachplappert. Auch Queer-Feindlichkeit gehört zur Kampfausrüstung der Wagenknecht-Truppe Dass der schwule OB Witte vor diesem Hintergrund die Segel streicht, ist verständlich. Dass es demokratischen Kräften der Stadt nicht gelungen ist, hier effektiven Widerstand zu leisten, lässt tief blicken.

13. Oktober 2024

So sehen italienische Asylzentren aus, die sich die rechtsextreme Ministerpräsidentin Giorgia Meloni im Partnerstaat Albanien gönnt. Ist so, dass der Ex-Enver-Hoxha-Staat auf diese Weise ein bisschen Geld in seine Kassen spült. 670 Millionen € in fünf Jahren. Menschliche Reputation lässt sich daraus nicht schöpfen. Hilfesuchende Migranten werden in ein Aufnahmelager a la Sing Sing  gepfercht. Italien und Ungarn sind scharf darauf, das kommode Modell auf alle EU-Staaten auszuweiten. Bestimmt gibt es ja Architekten mit sentimentalem Hang zu Unterwürfigkeit eines Albert Speer, die ihre baulichen Ambitionen gern in die Dienste rechtsschaffender Regierungen stellen. Vielleicht sollten sie dann selbst erstmal dort für einige Monate probewohnen. Wer aufmuckt, wird in Ruanda geparkt.

19. Juli 2024

Nachklapp zur Wiederwahl von Ursula von der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin und den herzlichen Glückwünschen durch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock: Unlängst war zu lesen, dass es durchaus einen Zusammenhang geben könnte zwischen dem Verzicht der Grünen Baerbock auf eine eigene Kanzlerkandidatur und einem möglichen Schielen Baerbocks auf einen Kommissionsjob in Brüssel. Würde nicht wundern. Dafür darf es dann schonmal ein Kotau vor der äußeren Rechten im EU-Parlament sein. Frauenpower der besonderen Art. Weiteres Thema, das an Fahrt aufnimmt: US-Präsident Joe Biden soll sich in seiner unerträglichen Langsamkeit allmählich dazu durchringen können, seine erneute Kandidatur für das höchste Staatsamt der Vereinigten Staaten von Amerika abzugeben. Berichten nach scheint es allerdings so, dass der Übergang von Alterseitelkeit zu Altersweisheit – wie gewohnt – im Schneckentempo vonstatten geht. Der Geschwindigkeit angemessen, in der sich im Weißen Haus so etwas wie Einsicht einstellt, darf die Welt den amerikanischen Demokraten am Ende dankbar dafür sein, dass sie Donald Trump als neuen Sparringspartner serviert bekommt. Für manchen Geisteswandel ist es einfach zu spät. Biden ist der beste Wahlkampfhelfer, den sich Trump wünschen konnte!

18. Juli 2024

Der 18. Juli 2024 ist ein Tag politischen Irr-Sinns. ntv textet, Frau Ursula von der Leyen sei bei ihrer Wiederwahl zur EU-Kommissionspräsidentin die ganz weite Umarmung gelungen. Das kann man wohl sagen. Die Umarmung reicht von den Grünen im Europa-Parlament bis hin zum ultrarechten Lager. Deine Wahl ist eine gute Nachricht für Europa…denn in diesen stürmischen Zeiten braucht es eine echte Herzenseuropäerin an der Spitze der EU-Kommission. Lass uns Europa gemeinsam stärker und handlungsfähiger machen, lässt die grüne deutsche Außenministerin Annalena Baerbock verlauten. Ist das noch feministische Außenpolitik oder schon ein Fall für eine Selbsthilfegruppe mit dem auch nicht mehr ganz klar denkenden US-amerikanischen Präsidenten Joe Biden? Dazu kommt die Nachricht aus der israelischen Knesset. Wonach eine parlamentarische Mehrheit eine Zwei-Staaten-Lösung mit den Palästinensern kategorisch ablehnt. Die Gründung eines palästinensischen Staates im Herzen des Landes Israel würde eine existenzielle Gefahr für den Staat Israel und seine Bürger, heißt es da. Wer weiß, wo im Regelfall organisch gesehen das Herz sitzt, kann sich ausmalen, wo Israel die Grenzen seines Geltungsbereichs sieht. Und dass die Losung extremistischer Palästinenser da einen israelisch-extremen Widerhall findet.

12. Juli 2024

Kaum ist NATO-Treffen, da positionieren sich die unterschiedlichen Lager. So wirft der Ex-Berater von Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkelund Chef der Münchner Sicherheitskonfrenez, Christoph Heusgen, der Bundesregierung und speziell dem amtierenden Bundeskanzler Olaf Scholz vor, der deutschen Bevölkerung nicht klaren Wein zur wachsenden Bedrohung aus Russland einzuschänken. Und schlägt sich tapfer auf die Seite von Verteidigungsminister Boris Pistorius, der nicht das Geld bekomme, das notwendig sei, um die Bundesrepublik kriegstüchtig zu machen. Tja, so ist das mit dem Realitätssinn. Wie sähe denn ein quasi dritter Weltkrieg aus? Ist er mit oder ohne Atomwaffen? Was steht am Ende? Wie sieht denn die Strategie von Pistorius & Co über den puren Finanzwillen hinaus aus? Davon hört man, in welches bellizistische Feld man auch schaut, null-komma-null! Unbenommen hat Wladimir Putin Fantasien einer künftigen restaurativen Großmacht Russland im Sinn. Weit gekommen ist er damit freilich bislang nicht. Und verständlich ist, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi danach ruft, endlich die Waffen zu bekommen, mit denen er im Zweifel sogar den Kreml in Schutt und Asche legen könnte. Aber was hieße das in jedweder Konsequenz? Was fehlt, und das auch auf der Seite derer, die denken, mit Putin sprechen, würde eine Lösung bringen, ist eine gedankliche Perspektive, die über affektive Haltungen hinaus geht. Bis dahin sollte allerdings und unbedingt eine eher zurückhaltende und immer wieder aufs Neue abwägende Politik Tagesordnung sein. Die Zeit des Kalten Krieges, inklusive Kubakrise, die vermutlich zum Weltkrieg geworden wäre, hätte sich damals der US-amerikanische Präsident nicht gegen führende amerikanische Militärs gestellt, hat gezeigt, dass Rationalismus im Zweifel die bessere Waffe ist. Und extreme Aktionen, wie es dem Extremismus immanent ist, überhaupt nicht weiterhelfen. Schon gar nicht, langfristig Frieden herzustellen. Das Heusgen-Gequatsche klingt ebenso bodenlos wie das Gequatsche der BSW-Frontfrau Wagenknecht.

10.Juli 2024

Vor wenigen Tagen war auf NDR online dieser Beitrag zu lesen. Er zeigt die ganze heuchlerische Afghanistan- resp. Migrationspolitik und wie ernst es die Bundesregierung mit dem Schutz von Menschen nimmt, denen sie ehedem Hilfe versprochen hat. Wenn stimmt, was hier recherchiert wurde – und ich habe daran keinen Zweifel -, dann ist die (zugesagte!!!) Unterstützung schutzbedürftiger Menschen ein Hohn. Der Fragenkatalog an die, die in Deutschland Schutz suchen, ist nichts weiter als eine politische und menschen(rechts)unwürdige Unverschämtheit. Wenn man dann auch noch der Pläne gewahr wird, die in Sachen Abschiebung nach Afghanistan im Gespräch sind, potenziert sich das Unglaubliche. In Sachen so genannter Gefährder rechtsstaatliche Abwägungen in den Wind zu schießen und zur ja berechtigten und notwendigen Abwehr von Terror dann auch noch gemeinsame Sache (Gespräche, Verhandlungen) mit dem Terror-Regime der Taliban machen zu wollen, schlägt dem Fass den Boden aus. Unsere Demokratie und unser Rechtsstaat müssen Terror abwehren und strafrechtlich verfolgen, aber ohne jegliche Kumpanei mit Regimen, die Terror zu ihrem Regierungsprogramm machen. Das trifft nicht nur auf Afghanistan zu, sondern auch auf andere Länder mit fragwürdigem Staatsverständnis. Aber klar, wenn die AfD law and order fordert, dann marschiert die Ampel. Die nach dem Sturz der Tories neue britische Migrationspolitik (Aufkündigung der so genannten Ruanda-Lösung) zeigt, dass Sozialdemokratie auch anders geht. 

10.Juli 2024

Wenngleich focus-online nicht im Verdacht steht, eine besondere Sympathie zur Politik der Ampel, speziell zu SPD und Grünen zu pflegen, ist doch dieser Beitrag des Wissenschaftlers Christoph Butterwegge ausgesprochen lesenswert. Weil er die Versatzstücke einer Politik zusammenfasst, die wahnsinnig nach Kümmernis um den deutschen Sozialstaat ausschaut, aber genau das Gegenteil davon ist. Und damit unfreiwillig Wasser auf die Mühlen der Rechten im Land. Die freilich versucht, mit Verweis auf eine Politik der sozialen Mängel ihr Bild als migrations- und ausländerfeindliches Lager zu schärfen. Inklusive kriegskritischer Haltung, die allerdings nur besagt, dass Solidarität mit der Ukraine bedeute, unnötig Geld an unliebsame Osteuropäer außerhalb der EU zu verteilen, was angesichts der bundesrepublikanischen Haushaltslage ein Unding sei. Dieses rechtsextreme Ausschlachten sollte freilich nicht davon ablenken, dass die ampelseitige Realpolitik – gekoppelt mit einem kontraproduktiven Festhalten an der Schuldenbremse – in der Tat zu sozialpolitischem Abwirtschaften führt. Kein guter Ausweis für Sozialdemokraten und Grüne!

9. Juli 2024

Keine Frage: Jean-Luc Mélenchon, eines der Zugfperde der französischen Linken, die gerade einen gefährlichen Rechtsruck im westlichen Nachbarland verhindert hat, ist ein politisch übler Bursche. EU-Feind, Deutschland-Hasser, Mann mit deutlich antisemitischen und anderen fragwürdigen Zügen. Gäbe es ihn nicht, die deutschen Medien hätten ihn freilich erfunden. Die Art und Weise jedenfalls wie sie sich auf Mélenchon stürzen, als sei er der einzige und alleinherrschende Protagonist des Bündnisses, das gerade den Rassemblement National (RN) von Le Pen zu Fall gebracht hat, ist bezeichnend. Frankreich sei vom Regen in die Traufe gekommen, heißt es bei n-tv. Könnte ja aber auch sein, dass das Linksbündnis jemand anderen als Mélenchon als seinen Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten aufs Schild hebt. Was das Lager des populistischen Teils der Linken nicht kleiner macht. Aber doch, weil Mélenchon bei den Linksparteien ebenfalls umstritten ist, seine politische Agenda ins Abseits drängen könnte. Oder haben wir uns so an post-faschistische Kräfte wie die der italienischen Ministerpräsidentin Meloni gewöhnt, dass uns ein gewaltiger Rechtsruck mit Auswirkungen auf ganz Europa lieber wäre? Dass es einen Links- statt einen Rechtsruck im Nachbarland gegeben hat, scheint manchen – so ist bei all den Berichten erkennbar – einigermaßen sauer aufzustoßen. 

08. Februar 2024

Da kann sich Herr Reichelt ja auf die Schulter klopfen!

Turi2 meldet:

Causa Föderl-Schmid: Im bayerisch-öster­reichischen Grenz­gebiet wird eine Journalistin vermisst, bei der es sich laut der Medien­gruppe Bayern um Alexandra Föderl-Schmid handelt. Die Polizei befürchtet, dass sich die unter Plagiats­verdacht geratene Vize-Chef­redakteurin der „Süddeutschen Zeitung“ das Leben genommen haben könnte. Rund 100 Polizei­kräfte aus Deutschland und Österreich haben vom Morgen bis zum Mittag das Gebiet durchsucht, nachdem Zeugen eine weibliche Person im Wasser gesehen hatten. 

Die Polizei bestätigt, dass es am Inn einen Einsatz wegen Suizid­gefahr gegeben habe. Am Ufer und im Wasser seien Gegen­stände entdeckt worden, die eindeutig der vermissten Person zugeordnet werden konnten. Außerdem sei auf dem Parkplatz einer Tank­stelle in Grenz­nähe das Auto von Föderl-Schmid gefunden und von der Polizei durchsucht worden. Dort sei auch ein „Abschieds­brief“ gefunden worden, hört die Medien­gruppe Bayern aus Polizei­kreisen. 

Am Montag hatte sich Föderl-Schmid aus dem operativen Geschäft der „Süd­deutschen Zeitung“ zurückgezogen. „Medieninsider“ hatte ihr im Dezember vorgeworfen, in Artikeln unsauber zitiert zu haben. Daraufhin hat das rechte Nachrichten-Portal „Nius“ von Ex-„Bild“-Chef Julian Reichelt ein Gutachten von Plagiatsjäger Stefan Weber zu ihrer Doktor­arbeit finanziert. Am Mittwoch gab die „SZ“ bekannt, dass eine Kommission um Ex-„Spiegel“-Chef­redakteur Steffen Klusmann die Vorwürfe prüft.

Meine Empfehlung, frei nach Tucholsky: Küsst den Reichelt, wo ihr ihn trefft!

Ich schrieb heute ein paar Zeilen über ein Statement in der Süddeutschen Zeitung zum Thema Bayern und Gendern. In der SZ war dies als Kolumne gezeichnet. Weil das, was als Gesetzentwurf über ein Genderverbot im deutschen Süden gereicht wurde, derart nah an einer möglichen Wahrheit schien, versuchte ich mich daran. Egon Erwin Kisch sagte einmal (wenn ich das recht erinnere), Wahrheit sei auch das, was der Wahrheit sehr nahe komme. Ich sah es wie Kisch – und überzeichnete die Kolumne auf meine Art. Die Satire stellt eben, gut gemacht, ihre Fallen …Wahr ist: MP Söder hatte angekündigt, das Gendern in Behörden und Schulen verbieten zu wollen. Ob es denn so krass kommt, wie es der SZ-Kolumnist sieht, bleibt abzuwarten…! Und ob Kisch auch in diesem Fall vielleicht recht hätte…

31. August 2023

Diesen Aufruf unterstütze ich in vollem Umfang. Jede Zeile. Jedes Wort. Die Welt befindet sich auf einem katastrophalen Weg. In vielerlei Hinsicht. Die Politik zeigt sich hilflos. Ohne langfristige Überlebensstrategie. Und damit meine ich sowohl Strategien gegen Entwicklungen wie den Klimawandel. Als auch Strategien mit Blick auf politische Krisen und Kriege. Wir hatten ausreichend Zeit, aus den Fehlern vergangenen Jahre und Jahrzehnte zu lernen. Wir haben diese Zeit nicht genutzt. Statt dessen verlaufen wir uns in bekannten zerstörerischen Mustern. Dem gilt es Einhalt zu gebieten. Sofort! Es ist nicht fünf vor 12. Sondern 12! Wenn wir den Globus für unsere Nachfahren retten und bewohnbar halten wollen, haben wir dringende Verantwortung. Eine Verantwortung, der die internationale Politik derzeit nicht gerecht wird. 

15. August 2023

Mir scheint, auch Baerbocks geopolitische Betrachtung Afghanistans nimmt Anleihen in der Steinzeit. Erst bemüht sich der Westen um eine Demokratisierung des Landes am Hindukusch. Einschließlich des Konfliktes mit den islamistischen Taliban. Und das mit militärischer Flankierung. Und intensiver Kommunikation zum Einen mit den demokratiewilligen Kräften in Kabul. Aber auch unter Erwägung, eine Perspektive gemeinsam mit den Taliban zu entwickeln. Weil der Westen weiß, ohne sie wird es keine gute Perspektive geben. Dann haben die USA keine Lust mehr. Und auch die Bundesregierung verliert gewollt den Faden. Allesamt ziehen sie ihre Soldat:innen ab, lassen die Menschen in Afghanistan im Stich. Überlassen sie der althergebrachten fatalen politischen Dynamik. Ortsansässige Helfer:innen des Westens werden mit dem Tode bedroht. Alte islamistische Machtgefüge wieder hergestellt (inklusive des Umgangs mit Frauen). Und dann kommt die dt. Außenministerin Baerbock und heult Krokodilstränen über die Entwicklung. Das ist einfach nur unanständig und verlogen. Und Afghanistan ist bei Weitem nicht das einzige Land, gegenüber dem sich die Bundesregierung derart niederträchtig verhält. Wir sollten uns schämen!

10. Juli 2023

Am Morgen lese ich, dass der MDR den rechtsextremen AfD-Spitzenmann Höcke interviewt hat. Mit Erkenntnissen, die darüber hinausgehen, was man eh von dem Demokratie- und Menschenrechtsfeind weiß? Nö. Was also soll das? Dass man diesen „Politiker“ auf eine Stufe mit, sagen wir mal: Scholz, Habeck, Merz stellt. Weil die AfD in ostdeutschen Bundesländern nach Umfragen stärkste Partei ist? Schlimm genug. Besonders mit Blick auf die gesellschaftspolitische Atmosphäre, in der dies offenbar möglich ist. Muss man deswegen Höcke hofieren? Ist das besonderer Mut oder besondere Dummheit? Ich fürchte, Letzteres. Die ÖR sollten mutig sein, der offenbaren Unmündigkeit (und politischen Gefährlichkeit) des Plebs journalistische Mündigkeit entgegenzusetzen. Auch und gerade der deutschen Geschichte wegen. Sie zeigt, wohin falsches Hofieren führen kann.

8. Juli 2023

Fažana Sutoni, Twilights, Tramonti – es ist erstaunlich, welch schöne Musik in einem Ort, der dieser Tage von Touristen überschwemmt wird, erklingen kann. In einer kleinen Kirche, mitten im Trubel. Chiesa dei Santa Cosma e Damiano. Mit Iva und Ana Rabar, die Mozart spielten. Violine und Klavier. Zwei ganz junge Musikerinnen. Und mit der Akkordeonistin Mirjana Petercol und der Pianistin Vesna Ivanović Ocwirk. Die Musik von Cesar Franck, August Reinhard, Giuseppe Gariboldi, Petri Makkonen erklingen ließen. Beeindruckend virtuos. Hingebungsvoll mit jedem Takt. Mirjana Petercol hat in Porec (Istrien) studiert und in Pula. Vor allem aber in Deutschland ihr Können ausgebaut. Ihre Akkordeonstudien (Diplom, Künstlerische Reifeprüfung, Solistenstudium) bei Elsbeth Moser an der Hochschule für Musik und Theater Hannover schloss sie mit dem Konzertexamen ab. Es folgte das Master Studium an der Folkwang-Universität Essen. Ausbildungen in Musikermedizin und Bewegungslehre, Elementarer Musikpädagogik und Kirchenmusik. Sie ist Stipendiatin der Richard-Wagner-Gesellschaft und Preisträgerin der „Concorso Citta di Castelfidardo“-Wettbewerbe. Als Solistin und Kammermusikerin wirkt sie mit an zahlreichen Konzerten, Festivals, Uraufführungen, CD-Aufnahmen. Von Oktober an wird sie Dozentin an der Musikfakultät Nürnberg sein. 

Es war jedenfalls ein ganz und gar wundervoller klangvoller Abend. Mit einem Publikum, das in jeder Minute aufmerksam und dankbar für soviel musikalisches Einfühlungsvermögen war. 

Juli 2023

Duo Rapsodia – das sind Anamarija Lovrečić (Harmonika – Akkordeon) und Samanta Stell (Flöte). Zwei Musikerinnen, die vor allem mit klassischen Stücken bestechen. Unter anderem mit Bach-Werken, die sie kunstvoll für ihre beiden Instrumente arrangiert haben. In Bale haben sie erneut gezeigt, wie wundervoll das auch in kleiner Besetzung klingen kann. Schade, dass an diesem Abend nur wenige Menschen den beiden Virtuosen Gehör geschenkt haben. Sie hätten genauso ihr (größeres) Publikum verdient, wie der zwei Tage zuvor eher langweilige, mittelmäßige Jazz der auf dem Bembo-Platz in dem Örtchen zu hören war. Aber es ist wohl so, dass populärer Mainstream, welchen Genres auch immer, nach wie vor mehr Leute anzieht als die (vielleicht) Herausforderungen der Klassik. Wer sich aber auf die Akkordeonistin und die Flötistin eingelassen hat, wurde reich beschenkt.

30. Juli

Über solche Schlagzeilen muss man sich aufregen:

„Einer, der sich offen als rechts bezeichnet“, führe die AfD in den Europa-Wahlkampf. Solche Schlagzeilen sind es, die die AfD verharmlosen. So zu tun, als gebe es innerhalb der rechtsextremen AfD noch irgendwo irgendwie wesentliche Unterschiede, macht eine Partei erträglich, die unerträgliche Positionen bezieht. Die AfD ist insgesamt ein Risiko – für Politik und Gesellschaft. Für ein Land, das schon einmal in die Hände einer ganz und gar menschen- und demokratiefeindlichen Politik. Medien, die hier noch Nuancen herauszutexten versuchen, sind entweder dumm oder ignorant – jedenfalls mitverantwortlich dafür, dass widerliche Ideologien hoffähig bleiben.

30. Juni 2023

Dance and Non-Verbal Theatre Festival San Vincenti – oder, kroatisch, Svetvinčenat. Das ist nicht mehr oder weniger als die hohe Kunst des Ausdruckstanzes. Nicht ohne Grund sind an den drei Abenden in dem kleinen Ort nahe Rovinj ausgesprochen viele Besucher angereist. Auch aus Zagreb, Italien und Slowenien. Das, was in Svetvinčenat zu sehen (und zu hören) ist, hält jedem Vergleich mit anderen internationalen Tanzfestivals stand. Ensembles aus Frankreich, Spanien, Italien, Österreich, Serbien, Slowenien bieten ein Programm nahezu grenzenloser Vielfalt. Choreographen, die sich längst weltweit einen Namen gemacht haben. Was auffallend ist: Das Publikum. Es wirkt weltoffen, der modernen Kunst zugewandt. Eine Menge junge Leute sitzen auf Tribünen und Plätzen, das ist nicht immer so in Istrien, wo sich, so mein Eindruck, viele Menschen nach wie vor der Moderne verschließen. Sich nicht trauen, über den Tellerrand zu blicken und freie Sicht auf das zu geben, was sich außerhalb ihrer tradierten Umgebungen abspielt. Dazu kommt die außerordentlich professionelle Organisation des Festivals bis hin zu einem aufschlussreichen Flyer, der Programm, Ensembles und Hintergründe der Künstler vorstellt. Bravo!Ein wirklich fantastisches Spektakel.

23. Juli 2023

Radojka Šverko. Eine Ausnahmesängerin bei Jazz is back in Groznjan. Ein Abend, der mir lange in Erinnerung bleiben wird. So wie sich die 75 Jahre alte Sängerin immer wieder mit ihrem großartigen Stimmvolumen in Erinnerung bringt. Begleitet von Musikern, die mit jedem Ton ihren Respekt vor der jung gebliebenen Interpretin bezeugten. Radojka Šverko, die ich nicht kannte. So wie ich überhaupt noch wenig weiß davon, welch grandiose und vielseitige Musik Kroatien abseits von Turbo-Folk und immer wieder viel zu lautem und schlichtem Balkan-Pop bereithält. 

Radojka Šverko ist, wenn man denn Vergleiche mit Sängerinnen anderer Länder bemühen mag, die Mina oder Milva des Landes vis-a-vis Italiens. Eine Stimme, die sich spielend zwischen Pop und Jazz bewegt. Die Lieder, natürlich, in ihrer Heimatsprache singt, aber auch Adaptionen italienischer und brasilianischer Titel. Meine Verehrung und Hochachtung dafür.

17. Juli 2023

Jazz is back! So lautet das Motto einer illustren Musikerschar, die Jahr für Jahr die Szene in Istrien aufmischt. Aus der Taufe gehoben vor mehr als 20 Jahren. Gekoppelt an ein umfangreiches Workshop-Programm, bei dem Musiker aus aller welt zwischen 18 und 26 Jahren ihrem raffinierten Spiel noch mehr Raffinesse abgewinnen lernen. Wir haben noch nicht mal Halbzeit. Doch schon sind Freude und Enthusiamus wieder entfacht. Auf der Bühne und im Publikum. Zwischen Newcomer mischen sich immer wieder auch, zumindest in Kroatien, bekannte Namen. Ganz oben der von Luis Bonilla, ohne den dieses kleine Festival nicht denkbar wäre. Der US-amerikanische Posaunist stammt aus Costa Rica . Spielte mit Jazz-Größen wie Dizzy Gillespie. Ist Grammy-Preisträger. Und lehrt derzeit an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz. Wo er ist, sprühen Funken. 

17. Juli 2023

Als probates Mittel gegen Menschenhandel hilft, anders kann der neueste EU-Deal in Sachen Migration nicht gedeutet werden – Menschenhandel! Um Flüchtlingswege übers Mittelmeer zu stoppen, hat Brüssel kurzerhand mehrere Hundert Millionen Euro lockergemacht. Adressat: Die tunesische Regierung, von der man ja allzu gut weiß, wie behutsam sie mit Schutzsuchenden umgeht. Dass an dem Geschäft mit Tunesien, das in Wahrheit ein Geschäft mit Frauen, Kindern und Männern ist, neben der toughen EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen auch die italienische rechtspopulistische Ministerpräsidentin Meloni federführend beteiligt ist, ist eine bittere Sottise. Menschenhandel gegen Menschenhandel, schmackhaft gemacht mit Finanzhilfen für ein Land, das den so genannten arabischen Frühling in einen politisch rauhen Herbst verwandelt hat – bravo! Aber es passt zum gegenwärtigen Stil Europas, sich Probleme vom Hals zu schaffen statt sie zu lösen. Da kommt das Regiment in Tunis gerade recht.

13. Juli 2023

Fred Hersch. Ein Ausnahmepianist in Pula. Mit bewegter und bewegender Vita. In vielerlei Hinsicht. Im INK Pula. Fred Hersch spielte mit Jazz-Größen wie Stan Getz, Joe Henderson und Charlie Haden. Zu seinen Schülern gehörten mittlerweile ebenfalls weltberühmte Musiker wie Brad Mehldau. Hersch und seine melodischen Jazzimprovisationen sind legendär – und häufig, wie in Pula, bekannten Größen wie Joni Mitchell gewidmet. Auf beeindruckende und berührende Weise. Ein schmächtiger Künstler, der in jeder Note, in jedem Anschlag seine Liebe zum Jazz offenbart. Das Publikum dankte ihm diesen Abend mit stehenden Ovationen.

12. Juni 2023

Heute diesen Film auf ARTE über Touristenboom in Kroatien, insbesondere Istrien, gesehen. Eine eindrückliche Beschreibung, wohin die Reise geht, wenn der gegenwärtigen Entwicklung nicht Einhalt geboten wird. Das Problem: Schon zu lange hat die Politik zugeschaut. Oder gar mitgespielt. Weil Geld verlockend ist, aber den Blick auf eine erstrebenswerte Zukunft verbaut. Das kurzfristige Denken überlagert, wie so oft, notwendige Weitsicht. Denn wenn einmal der Charme einer für Besucher attraktiven Region verloren gegangen ist, ist er nur schwer wieder zurückzuholen. Es ist eine ausbalancierte Nachhaltigkeit, die auch langfristig ein Aus- und Einkommen bezüglich des Tourismus fördert. 

10. Juli 2023

Das Festival Internazionale di Musica in Bale ist gestern Abend zu Ende gegangen. Mit großartigen jungen Gitarristinnen und Gitarristen. Mit Talenten, von denen man noch hören wird. Mit Klängen, die berühren. Und demütig machen. So viel technisches Können, so viel Empathie liegt in ihnen, so viel Liebe zur Musik strahlen die Instrumentalisten aus. Dass Bale jedes Jahr dieses wundervolle Festival ausrichtet, spricht für das immense kulturelle Potenzial des Ortes in Istrien. Nicht zu vergessen die Partnerschaft mit dem italienischen Gorizia am Isonzo im Friaul, ohne die dieses jährliche Festival undenkbar wäre. Dafür kann Bale und Gorizia und den Initiatoren nicht genügend gedankt werden. 

Über einen der Musiker möchte ich mehr als nur ein paar Worte verlieren: David Dyakov. Er trat am Abschluss-Abend nur kurz auf. Eine Ausnahmeerscheinung. Mehr unter culture

8. Juli 2023

Carmina Burana von Carl Orff. Zum Auftakt des diesjährigen Festivals art & more in Rovinj. Beeindruckendes Konzert. Mit den Stimmen des kroatischen Fernsehchores. Und hervorragenden Percussionisten. Der Abend auch ein Jubiläum. Im Juli vor 10 Jahren trat Kroatien der EU bei. Weshalb zum Auftakt die kroatische Nationalhymne und Beethovens Ode an die Freude gespielt wurden. Und das Publikum aufstand. Ein Einerseits und Andererseits. Nationales Pathos und europäische Verbundenheit. Mir wäre es lieb, die Verbundenheit würde das Pathos überwinden. 

8. Juli 2023

Hin und wieder war ich in letzter Zeit geneigt, der FAZ ein bisschen Sympathie entgegenzubringen. Bis ich jetzt diesen Kommentar von Nikolas Busse zur Lieferung und zum Einsatz von Streumunition an die Ukraine sah. Darin ist zu lesen, dass Lieferung und Einsatz von Streumunition weder militärisch noch völkerrechtlich ein Problem sei. Krieg sei, so das perfide Resumee, immer schlimm. Und das wahre Problem bestünde in der moralischen Haltung des Westens. Zum Einen kennt Nikolas Busse offenbar nicht das gesamte Völkerrecht – oder er will es nicht kennen. Zum anderen ist das „Argument“, Krieg sei immer schlimm, quasi ein Freifahrtsschein – bis hin zum potenziellen Einsatz von Atombomben. Der Kommentar von Nikolaus Busse ist nicht nur dämlich – Dummheit ist ja Medien nicht fremd. Vor allem, und das ist beschämend, beruht er auf einer derart perfiden Weltsicht, die ich nicht mal den konservativsten Medien zutrauen würde – allenfalls militärischen Kampfblättern. 

7. Juli 2023

Petar Čulić. Kroatischer Gitarrist. Mit technischer Perfektion, Herz und bester Laune. Filigran, virtuos. Sympathischer Hang zu traditionellen Klängen. Und zu Oliver Dragojević. Dem Sänger, dem das Volk zu Füßen liegt. So wundert es nicht, dass die Zuhörer in Bale an diesem Abend der Aufforderung von Petar Čulić, bei einem Dragojević-Lied einzustimmen, gerne folgten.

6. Juli 2023

John & Paul – 12 Beatles Songs. Unter diesem Titel war das Longega Quartet dieser Tage zu Gast in Bale. Eine Musikerin und drei Musiker, die in eigener, bisweilen auch eigenwilliger Interpretation Lieder der legendären Beatles spielten. Es ist immer wieder schön, zu sehen und zu hören, mit welcher Freude und Leichtigkeit Musik auf die Bühne gebracht werden kann.

3. Juli 2023

Das Bagolar in Bale. Ein wunderbarer Ort, um am, Abend bei einem Glas Wein zu entspannen. Spannend sind nicht nur die schönen Tropfen, die der Inhaber kredenzt, spannend ist auch seine Familiengeschichte. Die viel mit Istrien zu tun hat, viel mit Italien. Woher die meisten Weine auf der Karte stammen; neben kroatischen Weinen. Und natürlich gibt es: Cicchetti!

3. Juli 2023

Wundervolle Klänge in Bale. Mit grandioser Musik des mexikanischen Gitarristen Alejandro Cordova. Eingebettet in ein neuntägiges Gitarren-Festivals mit Workshops und Abenden wie diesem. Alejandro Cordova versteht es, auf spielerische Weise Klassik mit Moderne zu verbinden. Das ist einfach nur schön. Chapeau und hvala für diesen klangvollen Reichtum…

29. Juni 2023

Industrie Biennale in Istrien. Unter anderem Raša. Gestern mit Freunden dort gewesen. Kleine Führung. Beeindruckende Kunst. Im alten Kino. Der Kirche. In alten Fabrikhallen der ehemals im Auftrag von Mussolini errichteten Bergbaustadt. Eigenwilliger Charme. Der nachdenklich stimmt. Und zugleich Hoffnung stiftet. Dass aus Altem stets Neues werden kann.

26. Juni 2023

Sind das die blühenden Landschaften, von denen Ex-Kanzler Kohl fantasiert hat? Dann, sorry: Kann Ostdeutschland von mir aus in Schutt und Asche versinken. Nix aus der DDR-Zeit gelernt! Außer Demokratie-Feindlichkeit. Und sonstiger beschämender Geisteshaltung. Das brauch ich nicht in einem Land, in dem ich voller Hoffnungen aufgewachsen bin.

21. Juni 2023

Pressekonferenz Scholz, Li Qiang. Keine Fragen von Journalist:innen zugelassen. Und das nach der Einsicht, dass der Überfall Russlands auf die Ukraine auch mit Unterwürfigkeit zu tun hat. Der Kotau als Freibrief. Erst der Kreml, jetzt China. Die gebückte Haltung der Demokratie vor Diktatoren und Autokraten. Schwächt Europa. Wen wundert’s.

21. Juni 2023

Ein Tisch muss her. Einer, der passt. Rustikal. Nicht irgend eines dieser grauenhaften Lounge-Möbel. Auf denen Möchtegerns und Anhang Platz nehmen. Gerne in grau. So wie die Menschen, die drauf sitzen. In Oprtalj sind wir fündig geworden. Bei Einem, der in Italien sucht. In Bauernhäusern. Werkstätten. Ein Stück Geschichte. Für Teller & Gläser.

21. Juni 2023

Das Borghetto. Blick abends aus unserem Fenster im zweiten Stock. Erst im vergangenen Jahr eröffnet. Und schon eine vielbesuchte Oase. Der schönen Gerichte. Des schönen Weins. Der angenehmen Atmosphäre. Der Ruhe. Anders als viele so genannte Konobas. Etwas Besonderes. Und das gleich in der Nachbarschaft. (Borgo ul. 9, 52211, Bale – 0915170145)

16. Juni 2023

Das Kamene Priče und das Bagolar. Die zwei schönsten Plätze zum Verweilen in Bale. Das eine Jazzcafé. Mal Swiss jazz aus dem Radio. Mal sitzt eine der guten Seelen am Klavier. Das andere mit italienisch-istrianischer Famliengeschichte. Tragik und Versöhnung. Vertreibung und Rückkehr. Beides Orte zum Durchatmen. Nett und angenehm.

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