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Wahnsinn Mal Zwei

Was tun, wenn sich politischer mit pathologischem Wahnsinn mischt. Das muss sich gerade der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi fragen Und eine Antwort darauf finden, wie man damit umgeht, wenn die Welt Kopf zu stehen scheint. Ich habe schon immer meine Vorbehalte gehabt dagegen, der russischen Aggression gegen das Nachbarland allein militärisch zu begegnen. Statt über einen Frieden via Verhandlungen zur einer Lösung des Konflikts zum kommen. Mit nunmehr zwei politisch Verirrten zu reden, wird allerdings schwierig. Zumal wenn es an einer belastbaren Moderation durch Dritte fehlt. Und gegenwärtig sieht es nicht danach aus, als würde etwa Europa diesen Job übernehmen können.

Die beiden Verirrten heißen Wladimir Putin und Donald Trump. Der Schaden, den der Kreml-Herrscher angerichtet hat, ist für sich gesehen immens; der Schaden, der mit einem in jeder Hinsicht aus der Fasson fallenden US-Präsidenten Trump hinzu kommt, macht zusammen eine Katastrophe, die sich kaum noch begrenzen lässt. Im Grunde gar nicht mehr. Denn sie ist angerichtet. Und sie wird derzeit jeden Tag aufs Neue befeuert. Mit verbalen Attacken aus Washington gegen Kiew. Hinter denen Missachtung und Diffamierung stecken, in einer Weise, wie die Welt sie sich noch nicht erlebt hat. Jedenfalls kann ich mich, was die vergangenen Jahrzehnte betrifft, nicht an eine ähnlich umfassende Entgleisung erinnern.

Einige sind der Meinung, dem Hurrikan aus den Vereinigten Staaten von Amerika ließe sich noch irgendwie durch ruhige Diplomatie begegnen. Und es wäre schön, da wäre etwas Wahres dran. Was voraussetzt, dass es Hoffnung gibt, dass in Übersee noch ein Restfunken von Verstand vorhanden ist. Doch wer derart brutal zum Angriff gegen den Präsidenten der Ukraine bläst, mit einer Wort- und Geisteswahl, die im Grunde keine Spielräume der Vernunft mehr erkennen lässt, gibt zu verstehen, dass ihm jedwede diplomatischen Abrüstungsversuche schnuppe sind. Die Ukraine und Selenskyi sehen sich jetzt zwei Feinden gegenüber: wie gehabt Russland und neu, aber ebenso gnadenlos, den USA und ihrer Nomenklatura.

Hier wächst zusammen, was man bislang getrennt glaubte: Zwei Imperialismen unterschiedlicher Bauart, aber von gleicher Erscheinung, verhandeln über die Aufteilung ihrer jeweiligen Beute. Putin schielt weiter auf alte Sowjetpfründe. Trump findet Gefallen daran, Europa straucheln zu sehen, um es dann ihm gemäß zu verspeisen: Durch Auferlegung von Abgaben (Verteidigung) und Aufgaben (Erhaltung oktoyierter Ordnung), die den Weg in Trumps Sinn weiter ebnen und gestalten helfen soll. Oder wahlweise, durch Ignoranz, die nicht danach fragt, ob man denn so etwas wie eine Opferrolle spielen möchte. Oder dann nicht doch lieber zum Generalaufstand gegen das amerikanische Raubtier bläst.

Aber wer sollte das wie tun? Ein deutscher Kanzler, der in Trumps Augen nicht mehr als ein nützlicher Idiot sein dürfte? Eine Frau von der Leyen, die derzeit auf EU-Ebene kaum noch etwas Substanzielles von sich hören lässt, und wenn, dann schwesterlichen Unsinn gemeinsam mit der italienischen Ministerpräsidentin Georgia Meloni, die keine Gelegenheit auslässt, um ihren rechten transatlantischen Kotau zu kultivieren? Und damit die westliche Flanke der EU dominiert, während sich ihre osteuropäischen Amtskollegen Diktator Putin an den Hals werfen? Aus Europa wird ähnlich wie im Fall Selenskyi, am Ende nur ein Wimmern ob des brutalen Durchmarsches US-amerikanischer Politik zu hören sein.

Bislang war es unter Politikern im großen und ganzen undenkbar, eine Art protektionistischen Kurs in der Weltpolitik zu erwägen und dann auch durchzuziehen. Abschottung war verpönt. Außer in der Migrationspolitik. Darüber wird man aus meiner Sicht neu brüten müssen. Was nützt es, sich im globalen Rahmen halbwegs diplomatisch zu benehmen, wenn das andere anspornt, erst recht ihre internationale Missachtung und Respektlosigkeit zu untermauern. Worum es sich auch immer handelt. Donald Trump macht derzeit in jeder Facette klar, wo es für ihn langgeht: Seine USA, die er als sein Eigentum betrachtet, sagen stets an, was zu tun und was zu lassen ist. Maßstab ist der Ausbau eigener Genugtuung.

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