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Das Alte Geschirr

Wenn in der SPD aus dem Ergebnis der Bundestagswahl die Erkenntnis von dringend, aber auch wirklich dringend nötiger Erneuerung wachsen sollte: Was, bitte schön, hat dann Saskia Esken an der künftigen Parteispitze zu suchen? Und was der zwar jüngere, aber dennoch mitgenommene Lars Klingbeil? Wie kommen die beiden auf die Idee, den Genossinnen und Genossen noch irgendeinen Gefallen tun zu können, wenn sie wieder zur Partei- resp im Fall Klingbeil dazu noch zur Fraktionsführung drängen? Was muss in die Köpfen dieser Menschen vorgehen, wenn sie nach einem fatalen Scheitern, für das sie mitverantwortlich sind, neue Verantwortung anstreben? Statt das Statthafte zu tun: Köfferchen packen und abtreten.

Wenn das Kleben an Posten Zeichen neuen Aufbruchs sein soll, na dann dankeschön. Da wird sich die Basis so richtig gut animiert fühlen, den sozialdemokratischen Laden wieder auf Vordermann zu bringen. Die SPD gerade mal zwei Tage nach der Wahl, das ist wie in einem schlechten Ferienclub. Die Geräte verrostet wie das Personal. Jemand wie Kevin Kühnert muss sich die Haare raufen, das mitzuerleben. Und es ist ein Jammer, dass von ihm nichts zu hören und zu sehen ist (vermutlich aus bitterem Grund). Statt dessen darf die Partei sich drauf gefasst machen, dass müde Vertreter am Tisch zu Koalitionsverhandlungen mit der Union Platz nehmen. Ausgelaugt, ratlos, ohne nennenswerte Selbstreflexion. Das schiere Grauen.

Ähnliches Bild, irgendwie, bei den Grünen. Einer hat schon seine sieben Sachen zusammengepackt. Entnervt von den anderen, allen anderen, seiner Partei, den Medien, der Union. Aber wenigstens mit der Einsicht, dass mit ihm perspektivisch nichts mehr zu reißen ist. Robert Habeck sein Name, der zeigt, wie es, wenngleich mit saurer Miene, auch geht. Anders als Annalena Baerbock, die noch immer nicht begriffen hat, dass sie hohen Ämtern nicht wirklich gewachsen ist. Sie quatscht einfach zu viel daher, ohne Substanz über Allgemeinplätze hinaus. Ich sehe schon, wie Leute à la Anton Hofreiter aus der Scheune gezerrt werden, dessen Liebslingsthema Ukraine-Krieg gerade von echten Kerlen erledigt wird. Die ihn nicht mal den Kaffee servieren lassen würden.

Nächster Schauplatz: Die FDP. Auch hier soll nach einem auf ganzer Linie gestrauchelten Parteichef nicht etwa Personal aus dem Frischeparadies retten, was vielleicht noch zu retten ist. Sondern das Hofreiter-Ukraine-Pendant Agnes Strack-Zimmermann bietet sich an, den einst im besseren Sinne liberalen Karren aus dem Dreck zu ziehen. Parallel dient sich der Herr-zu-allem-seinen-Senf-zugeben Wolfgang Kubicki als Chefsanitäter an. Das betrachtet, sieht es auch in der FDP nicht so aus, als käme neuer Schwung in die Bude. Freilich ist es bei dieser Partei eher gut verkraftbar, wenn sie besser ganz von der politischen Bildfläche verschwindet. Mir fällt da der Alexandra-Song Der Baum ist tot ein…bitter, aber wahr. Das waren noch Zeiten, als Gerhart Baum die FDP mitprägte!

SPD, Grüne, FDP: Da haben wir schonmal drei Parteien, die je auf ihre Art zeigen, was sie an zuversichtlichen Signalen aufzubringen in der Lage sind: Wenig bis Nichts. Vielleicht ist das ja der Punkt, an dem Die Linke anknüpfen kann: Als Sammelstation für desillusionierte fortschrittliche Macher, die sich nach einer neuen ernst zu nehmenden Heimat umschauen. Das würde, so wünsche ich es der Linken, vermutlich zusätzliche wirklich erkennbare und auch erstrebenswerte Perspektiven bieten. Was der wahrscheinlich künftige rechtskonservative Bundeskanzler Friedrich Merz braucht, sind keine Opportunisten in den Bundestagsrängen, sondern das ist eine Partei, die von links Dampf macht. Vor allem mit Blick auf die verheerenden sozialen Verhältnisse im Land. Dafür wäre ein Sondervermögen gut – aber dort wird nur wieder an die Bundeswehr gedacht. Ein Jammertal!

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