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Verbrannt Beim Sonnenbaden

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg, kurz rbb, wollte dieser Tage zwar nicht mit Details aus dem Untersuchungsbericht zur Gelbhaar-Affäre rausrücken, in die er verstrickt war resp. ist. Doch an den aktuellen Folgen lässt sich ablesen, wie tief journalistische Schludrigkeit, wie man es harmlos nennen könnte, zumindest in diesem Fall im Sender verankert war. Nach Medienberichten rollen Köpfe, Programmdirektorin Katrin Günther und Chefredakteur David Biesinger treten zurück. Irgendetwas in dieser Richtung hat man, ob des Schweigens über hintergründige Erkenntnisse, kommen sehen. Nun ist es raus.

In der Intendanz, wo man die Entscheidung respektiert, dankt für das starke Signal, persönliche Konsequenzen zu ziehen und Wertschätzung für die großen bisherigen Leistungen erbringt, ertönt nach unbestätigten Kolportagen derweil der Song: „Der Gelbhaar ist kaputt, nur die Demmer nicht“. Niemand weiß, das sei hier eingeräumt, ob in der obersten Etage des rbb wirklich derart zynisch gesungen wird. Doch die Frage, warum knapp unterhalb der höchsten Spitze eines offenbar nach wie vor nicht gesunden Senderbaums gesägt wird, darf schon gestellt werden. Die Antwort ist nicht fern, in der Politikbranche, zu finden.

Dort versteht man es seit Urzeiten, Verantwortung knapp vor der Etage enden zu lassen, auf der die Reputation im Guten gern ihre Sonnenbäder nimmt. Auf der hierarchischen Dachterrasse. Was immer man dem Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar durch gänzlich unsaubere, fahrlässige, ungedeckte Recherchen angetan hat, wie groß die Zerstörung seiner Karriere, seines Rufs, seiner Freundschaften, vielleicht auch seiner Familienbande auch immer sein mag: Die Intendanz muss leben, es lebe die Intendanz! Zumal man noch den kalten Hauch der Schlesinger-Affäre im Nacken spürt. Nochmal möchte man das nicht haben.

Nun könnte man meinen, die Ausmaße beider unschöner Angelegenheiten seien nicht vergleichbar. Und das mag, würde man ein kleinteiliges Skandal-Ranking betreiben, ja möglicherweise auch so sein. Der Schaden, den ein Öffentlich-Rechtlicher Sender mitsamt dem ihn umgebenden System nimmt, lässt sich freilich nicht nur in, sagen wir: finanzieller Hinsicht messen. Immerhin ging es bei Ex-Intendantin Patricia Schlesinger freilich um hübsche Summen. Es ist der Schaden am Kern öffentlich-rechtlichen Auftrags, der hier wiegt: der Schaden am Journalismus, den Rechtspopulisten gern in den Schmutz ziehen.

Kann sein, dass der rbb-Intendantin Ulrike Demmer da in einer der nächsten Dämmerungen noch etwas zu einfällt – außer den üblichen Worten, die in anderen Unternehmen Mitarbeitern entgegengebracht werden, die sich aus weit weniger triftigen Gründen aus dem operativen Geschäft verabschieden (müssen). Eventuell nimmt man sich in der Gelbhaar-Affäre aber auch ein Beispiel an den Grünen, dessen Spitzen ja mit Blick auf Vorwürfe des Sexismus gegen Gelbhaar neben mangelnder Aufklärung nicht gerade zu Konsequenzen neigten. Wobei wir wieder bei der Parallele zur Politik wären.

Die bringt in Fehler-Fällen – auf welcher Ebene auch immer – das so genannte Bauernopfer zum Einsatz. Nun wissen wir nicht, welche Ergebnisse die Untersuchung der Gelbhaar-Affäre genau gebracht hat. Aber das ist auch in Polit-Affären nicht immer abschließend zu klären. Wer, etwa als Minister, dort seinen Laden nicht sauber halten kann, nimmt ohne Murren den Hut. Zugegeben, das ist nicht oft der Fall. Die gemeinhin als politische Verantwortung bezeichnete Gesamtverantwortung zu übernehmen, ist nicht jedermanns/-fraus Ding. Selten aber blieben die, die hier gekniffen haben, länger als nötig in ihren Ämtern.

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