Der deutsche Demnächst-Bundeskanzler Friedrich Merz, geht shoppen. Das ist außergewöhnlich. Denn so ein Politiker hat ja eigentlich keine Zeit für derlei Alltagskram. Aber es braucht einen Minister für Digitales. Was liegt da näher, als sich ausnahmsweise doch mal zu MediaMarkt-Saturn fahren zu lassen und zu schauen, was da so in den Regalen steht. Ahhhh, da ist ja was Merz sucht! Karsten Wildberger! Ceo der MedieMarktSaturn-Gruppe und der Ceconomy AG; nach eigener Lesart führend für Konzepte und Marken im Bereich Consumer Electronics. Nach dem Motto, wir vereinfachen das Leben in der digitalen Welt. Und zwar vertrauenswürdig und maßgeschneidert. Also rein in den Einkaufskorb und ab zur Kasse!
Karsten Wildberger ist, so darf man sagen, mit ziemlich vielen Wassern gewaschen. Neben allerlei Top-Jobs in Großkonzernen ist er auch Vize-Chef der Lobbyorganisation Wirtschaftsrat der CDU, die anders als etwa die Mittelstands- und Wirtschaftsunion den Namen der Merz-Partei explizit mitannoncieren darf. Und weil der Ketten-Ceo aus der Media-Branche so schön verbandelt ist mit der einen und anderen Union, kann denn auch digitalpolitisch nichts schieflaufen. In Sachen Staatsmodernisierung, die auch zum Beritt von Wildberger gehören wird, ist der Wirtschaftsrat der CDU nämlich ausgesprochen zukunftsweisend aufgestellt. Wohin man auch blickt, lauter visionäre Köpfe, die alles nach vorne schmeißen.
Sofern es ihren Interessen dient, selbstverständlich. Deswegen darf’s in der Klimapolitik gern eher etwas weniger forsch zugehen – als es ehedem – lang ist’s her – noch ehrgeizigere europäische Klimaziele veranschlagt vorsahen. Und auch die angeblich bremsende Wirkung der Corona-Krise kam gerade recht, um sich für eine zeitliche Streckung von klimapolitischen Zielvorgaben einzusetzen. Das Lieferkettengesetz ist natürlich, von mir sinngemäß-salopp formuliert, bullshit. Ebenso wie beispielsweise Bürgergeld und Kindergrundsicherung. Von einer liberalen Flüchtlingspolitik ganz zu schweigen. Vor allem aber helfen keine Politikdiktate, sondern moderne Technologien. Huiii, da ist sie, die Lobby!
Nicht so schlimm, vor allem nicht so weit hergeholt. Denn Friedrich Merz war schließlich einmal selbst Vize des Wirtschaftsrates der CDU. Genau das fiel ihm möglicherweise ein, als er eines nicht so weit zurückliegenden Tages durch die MediaMarkt–Saturn-Gänge schlich und sich fragte, ob da, apropos Digitales und Staatsmodernisierung, nicht was zu holen sein könnte. Es lag also, ohne sich weiter in Regalen zu verlieren, nahe, sich einen Mann zu schnappen, der das Discounter-Geschäft, das versteht, mit flotten Sprüchen Waren anzubieten, aus dem FF beherrscht. Und einen, wie die FAZ wissen will, unaufgeregten Führungsstil pflegt. Kurzum: Die große Überraschung auf der Ministerliste, so ganz aus dem Häuschen das Handelsblatt.
Karsten Wildberger, ein Mann, wie die Medien erstmal von der CDU und dann auch voneinander abschrieben, der die digitale Transformation zu DEM Kernelement seiner Tätigkeiten zählen darf. Vieler Anstrengungen bedarf es jedenfalls nicht, der digitalen Transformation Deutschlands zu einem auch nur halbwegs modernen Anforderungen entsprechenden Staat Beine zu machen. Die digitale Welt, in der wir leben, ist nicht gerade von Fortschritt verwöhnt. Wer allerdings den Werkzeugkoffer des Wirtschaftsrates der CDU dabei zur Hilfe nimmt, der wird es bei wirklichen Zukunftsaufgaben nur schwerlich hinbekommen, mit summa cum laude zu reüssieren. Aber das passt zum künftige Schwarz-rot.

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