Ich werde künftig in loser Abfolge Rückblicke auf die jeweils vergangene Woche schreiben. Mit Themen, die mir wichtig oder doch zumindest interessant oder kolumnenfähig erscheinen.
Highlight in der zurückliegenden Woche: Der Besuch von Bundeskanzler Friedrich Merz in den USA. Im Weißen Haus. Bei Präsident Donald Trump. Was hatten die Medien – nahezu unisono – nicht für einen Wirbel um die Antritts-Visite des CDU-Politikers gemacht. Wie würde er dort empfangen, wie würde er auftreten. Wie würde ihn Trump behandeln. Würde er ihn vor oder nach dem gemeinsamen Mittagessen zusammenstauchen. Das Oval Offfice feucht durchwischen lassen; Ihn wie den ukrainischen Staatschef Selenskyi foltern. Würden die über 1,90 m von Merz auf Zwergengröße zusammenschrumpfen, würde man Merz am Ende überhaupt noch unterm Tisch finden. Würde er vielleicht gar nicht mehr zurückkommen. Als Geisel gehalten werden, solange bis der deutschen Rüstungshaushalt 25 % des BIP beträgt. Steht schon Lars Klingbeil am Start, um den Kanzlerjob zu übernehmen???
Am Ende kriegte sich die deutsche Medienlandschaft gar nicht mehr ein vor lobender Verwunderung. Merz hatte es geschafft. Blieb unversehrt, ein Mann offenbar ganz ohne typisch Trump’sche Blessuren. Was dann allerdings wieder nach Schreibkräften hochgejazzt wurde. Merz habe sich nicht nur gut, sondern exzellent geschlagen. Hieß es – wieder nahezu unisono. Zwar durfte er max 5-10 % der Unterredung mit dem US-Präsidenten selbst sprechen. Aber das war dann wirklich gekonnt inhaltsleer. Also die ganz große Schule. Abwehr durch komplette Servilität. Die höchste aller Künste. Moppern kann jeder. Schweigen ist Gold. Merz also, unser Merz, ganz oben auf dem Treppchen der neuen olympischen Disziplin: 36 Minuten Klappe halten, ohne mit der Wimper zu zucken. Hammer werfen und Kugel stoßen war gestern. Danach aber schnell duschen und ab in den Flieger.
Nach Berlin. Dort machte diese Woche erneut Bundestagspräsidentin Julia Klöckner auf ihre im Affenzahn gewonnene Souveränität im Job von sich reden. Auch sie eine Art Weltmeister*IN. Im Auslegen des Parlaments-Knigge. Der besagt, dass man im Bundestag der Würde der Institution gemäß aufzutreten habe. Dass etwa die Kleidung und das Verhalten „der Würde des Hauses“ zu entsprechen hätten. Ein T-shirt, getragen von einer Linken-Abgeordneten mit der Aufschrift Palestine geht damit gar nicht. Gesinnungsdreck quasi, öffentlich zur Schau gestellt. Dass im Parlament Deutschlands, einem Staat mit Nazi-Geschichte, 151 AfD-Vertreter*innen sitzen. Und ihren rechtsextremen Mist durchs Plenum schleudern können, ohne dass ihnen nur eine Minute Eselsecken-Strafe für Menschenfeindlichkeit aufgebrummt wird: Muss an dieser Stelle mal zurückstehen. Staatsräson halt.
Womit wir beim Staat Israel sind. Dessen Ministerpräsident hat sich jetzt eine besondere Taktik im Kampf gegen die verbrecherische Terror-Organisation Hamas ausgedacht. Statt der Hamas weiterhin mit zweifelhaftem Erfolg den Garaus zu machen, dabei immer wieder vermeintliche Kollateralschäden unter palästinensischen Kindern, Frauen anderen Zivilsten hinnehmen zu „müssen“, lässt er offenbar andere die völkerrechtsfeindliche Arbeit erledigen: Clans in Gaza. Kriminelle, mit der Hamas konkurrierende Banden, so ist zu lesen. Nach Tagesschau-Infos etwa die Palestine Popular Forces. Dessen Boss: ein Drogen-Schmuggler. Mit angeblichen Verbindungen zum Islamischen Staat. Dem israelischen MP wäre das Vorgehen nicht unbekannt. Hat er doch ehedem die verhasste Hamas bewaffnet, um der gemäßigten Fatah das Wasser abzugraben. Das verheerende Ergebnis ist bekannt.
Ein verheerendes Ergebnis hat auch die Präsidenten-Wahl in Polen gebracht. Eines, das die demokratischen Spielräume von Regierungschef Donald Tusk arg verengen wird. Neues Staatsoberhaupt mit nicht ganz unerheblichen Befugnissen wird nämlich der rechtsnationale Karol Nawrocki. Der dafür sorgen könnte, dass Tusks Amtszeit alsbald abläuft und der die alte rechte PiS-Partei zurück an die Regierung bringen könnte. Das würde Ungarns MP Viktor Orbán freuen. Und andere Rechtspopulisten in Europa auch, die etwa in der Migrationspolitik durchaus auf Linie von Merz sind. Abschotten. Nur dass die Bundesregierung das mit Hilfe der Aushebelung juristischer Blockaden erstmal sich selbst zu Liebe machen möchte. Wenn sich denn die SPD nicht weiter bockig gibt. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass ein schwarz-roter Deal zuschlechterletzt alles in Bahnen rechts der Mitte lenkt.
Lars Klingbeil, der seine „Sozialisation“ beim Seeheimer Kreises erlebt hat, übt sich jedenfalls mit unausgegorenen Steuer-Boostern Richtung Unternehmen schon mal in exklusiver Flexibilität. Die ist so Ultra-FDP-like, das selbst biegsame Wirtschaftsexperten den Kopf schütteln. Und mit ihnen die Kommunen, die dem SPD-Chef derartigen Dilettantimus nicht im Albtraum zugetraut hätten. Tja, Lars Klingbeil. Zu ihm gäbe es einen Vers vom Polit-Barden Wolf Biermann: „Er ist hinüber – enfant perdu / ach, kluge Kinder sterben früh“. Es ist freilich nicht das „alte Lied“ eines Falls von Ost nach West, sondern von links nach…nun, darüber zu urteilen, wird, irgendwann, wenn schwarz-rot an die Wand gefahren ist, Sache der Genoss*innen sein. Bis dahin ist es der SPD-eher-Linke und Fraktionschef Matthias Miersch, der Klingbeil die Stange hält. Ich hör’s schon knirschen!

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