Das deutsche Taxi-Gewerbe schlägt mal wieder Alarm. Stets im Jammermodus geht es erneut gegen „Sozialdumping“ beim Fahrdienst Uber. Der versaue mit seinem, so sinngemäß wiedergegeben, windigen Geschäftsgebaren und den daraus möglichen günstigeren Preisen den Markt des Befördertwerdens von Personen und häufig auch ihrem Gepäck. An den Vorwürfen windigen Geschäftsgebarens ist aus Sicht auch Taxi-ferner Kritiker eine Menge dran. Dass derart günstige Preise den Markt der Fahrdienste, vor allem des klassischen Taxi-Gewerbes versauen, ist freilich ein Vorwurf, der nur zu einem Teil stimmt. Zum anderen Teil hat sich das alte Droschken-Gewerbe seine Bilanzen gründlich selbst ruiniert. Durch eine schamlose Preispolitik! Die auf (vermeintliche) Klasse statt Masse setzt – vergossen werden also vor allem nichts weiter als Krokodilstränen. Meine Sicht dazu: Pech gehabt!
Das Taxi an sich ist ja, so möchte man meinen, ein dankenswerter Service. Wenn es denn dem Service-Gedanken im empathischen Sinn Rechnung trüge. Will heißen: Transport zu fairen Preisen, Strecke egal, Basis-Freundlichkeit inklusive. Doch das Gegenteil ist der Fall! Und geht beispielsweise so: Ich wollte, als ich noch in Hamburg wohnte, einmal spätabends von der Reeperbahn zum drei Kilometer entfernten Zuhause gefahren werden. Winkte einem Taxi. Und wurde so schnell ich eingestiegen war, wieder hinauskomplimentiert. Drei Kilometer? Nee, also wirklich, keinen Bock. Auch zehn Euro auf die Hand (also mehr, als die Strecke eigentlich wert ist) halfen nicht. Der Fahrer wollte lieber hinterm Lenkrad weiterdösen. Und auf den goldenen Auftrag, etwa eine Fahrt nach Lübeck warten. Auf das Glück mithin, dass ein geldflüssiger Gast im Fonds Platz nehmen würde.
Im Grunde hat es eher verwunderlich lange gedauert, bis dieser ja nicht unüblichen Art von betriebswirtschaftlichem Denken der Garaus gemacht werden würde. Und – ähnlich wie im Lebensmitteldiscount – jemand auf die Idee kommen täte, auch im Fahrdienst Discount-Manieren einziehen zu lassen. Nach dem Motto: Billiger könnte mehr bringen. Auf annehmbare Häufigkeit zu setzen, statt auf teure Exklusivität. In Zeiten, da das Geld den meisten Menschen immer weniger locker im Portemonnaie sitzt, sowieso. Dass die Taxi-Konkurrenz mit miesen Arbeitsbedingungen und fragwürdigem Management unterwegs ist, macht das Taxi-Gewerbe seinerseits nicht weniger zwiespältig. Wer glaubt, betriebswirtschaftlich nach wie vor insbesondere auf deutschen Geldadel setzen zu können, darf sich nicht wundern, wenn die Rechnung am Ende nicht aufgeht.
Es gäbe zwei Alternativen. Alternative 1: Man bleibt beim Stiefel exklusiver Preispolitik. Betreibt ein Nischengeschäft neben öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem eigenen Auto. Dann aber müsste man die Zahl der Taxen deutlich reduzieren, damit sich das Geschäft für Taxi-Unternehmen und Fahrer weiter rechnet. Alternative 2: Man geht mit den Preisen kräftig runter, lockt mehr Gäste an, die sich das Taxi leisten können – und belebt seinerseits gegenüber Uber und anderen die Konkurrenz. Ohne durch Unterbieten Qualität aufzuweichen. Vielleicht brächte man sogar günstig und Qualität auf einen Nenner. Das würde auch die derzeitigen Billiganbieter unter Druck setzen. Wie es zumindest zum Teil auf dem Markt der Lebensmittel-Discounter zuging. Denn auch dort steht billig längst nicht mehr für faule Ware. Und der bio-Trend ist nicht mehr nur für Reiche.
Solange aber hiernach nicht der Geist steht, bleibt auf dem deutschen Markt der Personenbeförderung Alles, so absurd wie es ist: Die Bahn schraubt ihre Preise hoch. Der Öffentliche Nahverkehr ebenfalls. Und das Taxigewerbe kennt keine Gnade und wettert weiter gegen die Günstiger-Konkurrenz. So aber wird kein Schuh daraus, den Verkehr insgesamt auf Wege abseits des zunehmenden privaten SUV-Geweses zu lenken. Bahn und Bussen macht Flix den Markt streitig. Das klassische Taxi muss sich weiter mit Uber & Co rumschlagen. Die Preise schlagen auf der einen Seite hoch. Und dort, wo sie niedrig sind, ist Kritik an den Geschäftsbedingungen nicht weit. Alles in Allem hilft das den Menschen nicht weiter. Im Gegenteil. Die Beförderungsbranche fährt sich munter selbst vor die Wand. Und das selbstgefällige teure Jammern nimmt nie und nimmer ein Ende.

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