by

Trump Gleich Putin

Es gibt eine ganze Palette von Begründungen für das Rüstungsfieber, das die Bundesregierung und andere westeuropäische Regierungen gepackt hat. Eine davon: Die Truppen des russischen Präsidenten Wladimir Putin stünden quasi schon vor der Tür. Ein anderer Präsident freilich steht mit seinem hybriden Überfallgeheul bereits im Wohnzimmer. Zieht uns dort den Teppich unter den Füßen weg, zerdeppert in der Küche das Geschirr, reißt im Bad die Klodeckel von den Schüsseln, schüttelt im Schlafzimmer die Betten kalt auf und tobt sich mit unseren Kindern aus. Er heißt Donald Trump. Schickt sich an, neben seinem „eigenen“ Land andere Staaten zu Grunde zu richten und hat offenbar einen Heidenspaß daran, täglich neue Säue durch die Dörfer zu treiben. So viel zu all den klugen Experten, die wissen, wie moderner Krieg geht. Jedenfalls, wenn man ein Auge krampfhaft geschlossen hält.

US-Präsident Trump steht nur aus Sicht westeuropäischer Blindgänger Russlands Autokrat Wladimir Putin in Vielem nach. Trump hat, schon gemerkt?, längst allen in Europa und der Welt den Krieg erklärt. Und ist dabei ebenso aggressiv wie Russland und Putin mit seinem verheerenden, völkerrechtswidrigen Großmachtstreben. Trumps Zugriffsvisionen auf Kanada und Grönland hat er scheinbar aufgegeben. Jetzt versucht er, mit unerbittlicher Zoll-Politik zu zeigen, wer Herr im Hause ist. Er mischt „fremde“ Ökonomien nach seinem Gusto auf, koste es was es wolle. Wer ächzt, dem wird noch eins drauf gegeben. Die Strategie ist so erschütternd, dass nicht mal die Vereinigten Staaten von Amerika verschont bleiben, die er aufmöbeln wollte. Alles dient einem unberechenbaren Diktat: Ich, Donald Trump, sage, wohin die Reise geht. Und wer nicht mitreist, den flute ich bis zum Ertrinken.

Die Worte, die aus Moskau über die Grenzen schwappen, führten, so der O-Ton Trumps, auf „sehr gefährliches Gelände“. Ist das aber nicht genau das Gelände, auf dem Trump seit Beginn seiner Amtszeit ausschließlich explosive Pfeiler in den Boden rammt. Es könnte einem ja fast egal sein, was er seiner „eigenen“ Bevölkerung zumutet. Was sich aber Europa und andere von ihm gefallen lassen sollen, ist mindestens so gefährlich, wie das, was er Russland vorwirft. Und an Gewalttätigkeit, nur eben vorerst nicht mit Waffen, kaum zu überbieten. Wahrscheinlich, das würde seinem Wesen Ausdruck verleihen, ist es der Jähzorn darüber, dass eben noch nicht die ganze Welt seinem grenzenlosen Autokratie-Gehabe folgt, der ihn täglich unberechenbarer und teuflischer macht. Die USA (und seine Bürger) haben sich schon immer darin gesonnt, im Zweifel nicht selbst Opfer des Wahnsinns zu werden.

Wenn sie sich da mal nicht täuschen. Die Zeiten sind vorbei, da man denkt, über die tausenden Kilometer zwischen Russland oder etwa Asien nicht in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Weshalb die USA ehedem auch einigermaßen rücksichts- und gedankenlos in Afghanistan, dem Irak oder anderen Staaten ungehemmt ihre militärische Arroganz ausspielen und betroffene Länder mitsamt ihren Menschen vom Regen in die politische Traufe treiben konnten. Mit dramatischen Folgen. In Afghanistan wurde den Taliban regelrecht der Teppich ausgerollt, im Irak toben religiöse-politische Feindschaften schlimmer denn je. Aber Westeuropa ist, im x-ten Jahr nach der Weigerung des deutschen Kanzlers Schröder, die Irak-Lüge mit auszubaden, eher willfährig. Macht sogar gemeinsame Sache mit den Taliban, vor denen man ehedem das Volk in Afghanistan schützen wollte.

Und behauptet weiter steif und fest, die europäische Freiheit würde in der Ukraine verteidigt. Ja, dort auch. Aber, so ehedem die Parole, auch am Hindukusch (der „Fall“ ist erledigt). Und nun auch im Nahen Osten. Aber auch dort lässt sich Europa am Nasenring herumführen. Von den USA, die sich wilde mediterrane Träume von einer Gaza-Riviera erfüllen wollen und Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu mit läppischen Mahnungen eher Prokura für seinen verbrecherischen Vernichtungs-Krieg gegen die Palästinenser*innen geben. Den dieser in der Absicht, die gemäßigten Kräfte auf palästinensischer Seite zu marginalisieren, mit vormaliger Unterstützung von Hamas-Extremisten jetzt führt. Der Hamas und ihren menschenfeindlichen Kämpfern, die nicht müde werden, mit widerlichen Videos ihre Unerbittlichkeit zu zeigen, kommt der Krieg so recht wie der rechten Regierung in Tel Aviv/Jerusalem.

Putin macht nicht den geringsten Anschein, den Krieg gegen die Ukraine nicht bis zum letzten Tropfen Blut fortzuführen. Jedenfalls ist ihm bisher kein Angebot zu verlockend, dass er sich zu Friedensverhandlungen bewegen ließe. Für Trump, der nicht friedensnobelpreisverdächtig agierte, wie er von sich selbst Glauben machen wollte, ist schon nach ersten Avancen die Sache erledigt. Die ukrainischen Rohstoffvorkommen hat er sich schnell gesichert, ein bisschen Gesprächshygiene betrieben. Jetzt noch ein paar U-Boote mobilisiert, damit niemand denken möge, er gebe auf. Was darin auch immer an Eskalation gesehen werden möge. Ist Europa. Ja weit weg. Sollen sich doch Merz und Konsorten drum kümmern, wie derartige Aufmärsche auf hoher See interpretiert werden. Und das tun sie auch. Indem weiter unentwegt der Frieden im Krieg gesucht wird. Und Medien sie darin fleißig bestärken.

Bösestenfalls kann man Europa unterstellen, dass ihm das vielbeschworene Szenario des Russland-Ukraine-Konflikts gerade recht kommt. Auf diese Weise muss man sich nicht mit dem Kriegsszenario beschäftigen, das der einst Verbündete USA mit seinem Oberbefehlshaber Trump Stunde um Stunde weiter anheizt. Es wird so getan, als würde das Fehlen von „echten Waffen“ weniger kriegerisch sein. Weit gefehlt. Wer, wie es ja Europa tut, ständig neben herkömmlicher Bedrohung von einer immer heikleren und ausufernden Diversität der Kriegsführung redet, der sollte gut hinschauen. Trump ist Meister der hybriden Kriegsführung. Einschusslöcher wie in den Gebäuden der Ukraine wird man vergeblich suchen. Wenn die US-Wirtschaft endgültig am Boden ist, die Europas auch, wenn darunter weltweit die sozialen Verhältnisse lebensbedrohlich leiden, dann wird es ein bisschen spät sein.

Hinterlasse einen Kommentar