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Narzisstische Psychopathische Eliten

Ein hervorragender Beitrag zu einem vermutlich hervorragenden Buch. Das muss ich so sagen, denn ich habe es noch nicht gelesen – und scheue bisweilen vor derartigen „Schinken“ zurück, wiewohl sie für einen Moment meine Aufmerksamkeit wecken. Die Theorie jedenfalls, die Luke Kemp, der Autor von „Goliaths Curse“, in die jedenfalls noch nicht völlig in die Knie gegangene Welt setzt, klingt überzeugend. Und findet ihre vielen „Beweisstücke“ längst in der Gegenwart. Worauf Kemp hinweist. Tenor: der Erdball, auf dem so manches wächst und gedeiht(e), ist zunehmend dem ausgeliefert, was sich über seine hunderte Jahre alte Geschichte hinweg abzeichnete – narzisstischen und psychopathischen Eliten, deren toxisches Geflecht uns mehr und mehr an den Abgrund rückt.

https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/goliaths-curse-von-luke-kemp-warum-sich-die-menschheit-sicher-selbst-zerstoert

Ich möchte nicht einfach repetieren, was der „Guardian“-Journalist zu dem Buch und Luke Kemps Theorie(n) schreibt. Nur soviel: Die Trumps, Putins und Xi’s, die derzeit neben den Erdogans, Netanyahus, Mileis, Orbans und anderen den Takt der Politik mitsamt ihren verheerenden Folgen vorgeben, und die, die ihnen in Anhängerschaft oder vermeintlichem Ausgeliefertsein freie Hand lassen, haben nachweislich nichts zu bieten, was dem, was wir „Zivilisation“ nennen, auch nur annähernd nahekommt. Krieg, Patriarchat, Menschenopfer – so fasst Damian Carrington vom „Guardian“ das in Kemps Buch Gelesene zusammen – sind, so muss man feststellen, geradezu die Spezialität einer zerstörerischen Elite, die auch heute fest daran glaubt, unangreifbar zu sein.

Das Tragische, so Kemp, sei, dass diese zerstörerischen Eliten in Unwesen vormals regional begrenzt trieben. Heute sind sie derart vernetzt und in imperialer Konkurrenz, dass sie, so Kemps Befürchtung, kaum mehr zu bremsen sind. Abhilfe sei möglich, aber nach Kemps Worten doch eher unwahrscheinlich. Nur wenn wir begreifen: „Sei kein Idiot“ und uns den Eliten zu entziehen suchen, gibt es so etwas wie einen Hoffnungschimmer. Zumindest der Hinweis darauf, dass der absehbare Zusammbruch von Menschen verursacht wird und auch wir, die von den Eliten Betroffenen, Menschen sind, öffnet ein kleines Fenster für Widerstand. Wer den übe, habe, sagt Kemp, zumindest nicht zum Untergang beigetragen. Das ist erstens: ein Wink – und hat, zweitens, etwas Tröstliches.

Ob dieser Widerstand links verortet werden kann, da hat Kemp seine Zweifel. In dem er drauf hinweist, dass „Demokratie nicht von Natur aus links“ sei. Weiter wird dies, ich habe das Buch ja noch nicht gelesen, in dem „Freitag“-Beitrag nicht ausgeführt. Mag sein, dass Kemp, ich werde schauen, den Widerstand gegen die Zerstörung der Welt durch Eliten nicht ideologisieren will. Sondern auf etwas wie den Instinkt der Menschen setzt, sich nicht der Zerstörungskraft Weniger zu beugen. Und mit „Seien Sie kein Idiot“ eine einfache Überlebensstrategie gegen den Wahnsinn setzt, der uns in genannten Personen derzeit begegnet. Vielleicht muss man die Menschen häufiger fragen, ob sie auf der Seite der dümmsten Kälber stehen wollen, die ihre Metzger selber wählen.

Zu den Metzgern freilich gehören nicht nur die Eliten aus Narzissten, Psychopathen und Machiavellisten. Freilich die vor allem. Dazu kommt nationalistischer Größenwahn in Form etwa der AfD und ihrer Anhänger, die sich an den Eliten laben. Und glauben, wenn sie an ihren Hosenbeinen hängen, würde etwas auf sie abfärben. Das ist, neben vielen anderen Trugschlüssen, ein weiterer. Aber einer, der den von Kemp beschriebenen Niedergang beschleunigt. Weil er Eliten deckt. Oder befeuert. Insofern möchte ich das Links-rechts-Schema nicht ganz wegwischen. Hierzulande jedenfalls nicht. Natürlich ist das Zerstörungspotenzial nicht allein den Eliten West vorbehalten. Den Eliten im Kapitalismus. Dies haben alle Eliten gemeinsam: Den Hang zu imperialistischen Auswüchsen.

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