War es der vermeintlich unvermeidbare Zufall, der Bundestagspräsidentin Julia Klöckner zum Sommerfest der CDU Koblenz aufs Gelände des Unternehmens CompuGroup Medical führte? Und nur ein dummer Ausrutscher, der sie das rechte Medienportal „Nius“ mit der angesehenen linksliberalen „taz“ via der berüchtigten dummen „Hufeisen“theorie gleichsetzen ließ? Wonach sich rechts und links irgendwann irgendwie treffen (müssen). No. It wasn’t. Denn Julia Klöckner und der Medical-Boss und „Nius“-Finanzier Frank Gotthardt sind, wie dann doch einige neugierige Medien öffentlich machten, schon lange und nicht nur locker miteinander verbandelt (https://www.tagesspiegel.de/politik/nahe-zu-nius-geldgeber-gotthardt-unmut-in-der-cdu-uber-klockner-14209016.html). Ich denke: Rücktritt fällig, Frau Klöckner, die sie sonst die Fahne der Neutralität schwenken. Und, nur mal so, ein kleiner Tipp für Jörg Pilawa: Das Private ist politisch! Alter Spruch, ich weiß…
Wenn wir schon im Fach unglückliche Verflechtungen sind, versuche ich mich auch mal in einem Absatz zum Thema „Yellow-Krimi“. Hier dem Prozess um das fragwürdige Treiben der Familie Block, Christina Block. Und ihrem Lebensgefährten (und Ex-ARD-Sportmoderator) Gerhard Delling. Beide stehen im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Entführung der Block-Kinder vor Gericht. Der Fall an sich ist vertrackt. Ich lasse es sein, mir Gedanken darüber zu machen, wie tief man sich via Verbandelung in eine blöde Geschichte hinein verstricken kann. Einen Anwalt ohne Fehl und Tadel sollte man freilich schon haben. Jetzt wurde bekannt, dass der Block-Anwalt sich möglicherweise wenig honorig mit Professoren- und Doktortiteln schmückt(e). Eine Verleihgabe aus Peru, wie kolportiert wird. Die Schmutz-Story zieht weitere möglicherweise unsaubere Kreise.
Damit zur harten Politik. Der „Freitag“, bekannt für weites Meinungsspektrum, das ihn trägt, hat dieser Tage eine streitbare Schlagseite pro Donald Trump bekommen. In diversen Beiträgen von Lutz Herden, Johannes Varwick und etwa einem Interview, das Dorian Baganz mit dem Ex-UN-Diplomaten und BSW-Politiker Michael von der Schulenburg führte, wird m.E. übertrieben der Eindruck erweckt, die Präsidenten der USA und Russlands hätten in Alaska die Eisschollen schmelzen lassen. Ja, sie haben miteinander geredet. Und auch der ukrainische Präsident Selenskyi und einige Europa-Granden waren in Reichweite. Doch haben die inhaltlichen Lesarten des Treffens nicht wirklich neue Dimensionen Richtung Frieden eröffnet. Allein die Tatsache, dass Selenskyi aus Allem eine Aufforderung zur militärischen Offensive schöpft, lässt zumindest Missverständnisse erkennen.
Gut, dass der „Freitag“ dann noch ein paar übersetzte Artikel des Medienpartners „The Guardian“ veröffentlicht hat. Die das Bild überschwänglicher Interpretation der Alaska-Runde ein bisschen zurechtrückten. Und einen Bericht von Nikita Gerasimov, der nicht derart Trump-lobhudelte, dass man den Eindruck haben musste, beim „Freitag“ würden, gleich einem Bild von einem russischen Panzer, das in die Welt gesetzt wurde, „Stars and Stripes“ gehisst. Irgendwie muss es eine Fraktion beim „Freitag“ geben, die sich in den Irrungen und Wirrungen des Russland-Ukraine-Konflikts einen amerikanisch-russischen Erfolg im wahren Wortsinn auf die Fahne geschrieben hat. Vielleicht kungelt die Fraktion auch schon mit dem Friedensnobelpreis-Komitee. Ich nehme mal an, dass ein Beitrag, der in einem anderen Zusammenhang vom „werdenden“ Autokraten Trump sprach, nicht da hineinfällt. Trump ist ein Autokrat – oder erliege ich da in linksversiffter Meinungsmache einem schrecklichen Irrtum?
Ganz und gar kein Irrtum ist es, wenn ich lese, dass Die Linke nun definitiv nicht zu einer großen Kundgebung zur Lage in Gaza mitaufruft. Wiewohl die Demo in Berlin von Organisationen mitgetragen wird wie „amnesty international“ oder „medico international“ sowie von Michael Barenboim, dem Sohn des Gründers des „West Eastern Divan Orchestra“, in dem Palästinense*innen und Israelis freilich zusammen musizieren, scheut Die Linke den eigenen Mut. Weil auch Palästinenser*innen unter den Organisatoren von „All Eyes on Gaza – Stoppt den Genozid!“ sind und man antisemitische Ausfälle befürchtet? Und der Aufruf nicht explizit den Terror der Hamas geißelt? Dort heißt es: „Wir verurteilen alle Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen, unabhängig davon, ob sie von israelischen oder palästinensischen Akteur:innen begangen werden“. Aber in der Tat richte sich die Kundgebung Ende September vor allem auf das Vorgehen der „israelischen Regierung“ und ihrer „Unterstützer*innen“.
Ich bin kein glühender Verfechter des „Genozid“-Begriffs, was Gaza betrifft. Obschon zunehmend auch israelische Wissenschaftler und Intellektuelle von einem „Genozid“ in Gaza sprechen. Und natürlich gibt es immer wieder auch Menschen, die im Kontext mit dem verbrecherischen Vorgehen der israelischen Regierung in Gaza (und im Westjordanland) ihren widerlichen Antisemitismus offenlegen. Nur lasse ich mir nicht von diesen Menschen mein Pochen auf universelle Menschenrechte und die Einhaltung des Völkerrechts diskreditieren. Und schon gar nicht meine Solidarität mit den Palästinenser*innen in Gaza austreiben. Oder einen Keil zwischen mich und andere treiben, die erkennen, was da gerade an politischem Desaster passiert mit weitreichenden Folgen für die Zukunft des Nahen Ostens. Dass Die Linke sich hier einschüchtern lässt, macht mir die Partei an dieser Stelle ausgesprochen unsympathisch. Und passt leider zu anderen Eiertänzen mit fragwürdiger Choreografie.
Ach, du lieber Himmel! Jetzt habe ich wieder ganz viele Gender-* verwendet. Sorry, Wolfram Weimer. Ich muss hier schon deswegen Abbitte leisten, weil in der „FAZ“ ein Fabian Payr, heftiger Kritiker allen vermeitlichen Gender-Wahnsinns, auf die ganz und gar richtigen Einwände unseres Staatsministers für Kultur hingewiesen hat. Unter anderem mit folgender Ausführung: „Der Rechtschreibrat hat Gendersonderzeichen nicht zur Nutzung empfohlen, sie gelten im schulischen Kontext als Fehler. Weimers Dienstanweisung ist ausgesprochen banal: Er verlangt von seinen Mitarbeitern, sich an bestehende Rechtschreibregeln zu halten. Ist das ein Verbot? Niemand käme auf die Idee, eine rote Verkehrsampel als „Fahrverbot“ zu bezeichnen.“ Man müsse sich einfach an Regeln halten. Gender-Thema und StVO. Da hat aber jemand aus dem trübsten aller Teiche gefischt. Und durfte seinen Fang in der Geistespostille „FAZ“ vorzeigen. Schon früher wickelte man stinkende Kiemenatmer in Zeitungspapier.
Mir ist schon bewusst, dass es in diesen Zeiten nahezu unmöglich scheint, mit Dingen entspannt umzugehen. Oder wenigstens halbwegs klar bei Kasse darüber zu befinden, besser: zu priorisieren, worüber dringend debattiert, politisch gestritten undsoweiter werden sollte. Verheerende Kriege und Krisen mitsamt existenziellen Bedrohungen verlangen danach. Es gibt ein neues „Psychologie-Heute“-Dossier zum Thema „Empathie“. Da geht es – auch – um Zuwendung und Abgrenzung im weitesten Sinne. Mir dünkt, dass es da in vielerlei Hinsicht häufig an der richtigen Balance fehlt. Privat und politisch. Das mag, abstrakt formuliert, eine Binse sein. Konkret lassen sich dafür aber immer wieder interessante, manchmal auch erschreckende Beispiele finden. Meine Empathie bzgl Trump freilich reicht nicht soweit, dass ich ihm wirklichen Friedenswillen zubilligen würde. Und meine Abgrenzung gegenüber Belehrkörpern wie Fabian Payr werde ich definitiv pflegen, wo immer ich kann!

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