Michael Hanfeld ist ein Phänomen. Ich frage mich immer wieder, wo genau bei dem „FAZ“-Mann das Knöpfchen sitzt. Mit dem sich, drückt man nur leicht darauf, seine Ressentiments entladen. Wenn etwas bei den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk“anstalten“ vonstatten geht, was nicht in sein Bild „Malen nach Zahlen“ passt: Man braucht nur einen Wimpernschlag warten. Und schon ploppt ein Beitrag auf. Oder ein Kommentar. Aus dem die ideologische Gülle schießt. Die der Hanfeld Michael, weil er ein ganz Gewiefter ist, natürlich klangvoll verpackt. So dass es noch immer so klingt, als würde da aus wohltemperiertem Verstand operiert. Aber, wie das so ist, mit Ideologen: Am Ende können sie nicht anders. Als sich nackt zu machen. Und dann, oje, sieht man das ganze jämmerliche Konstrukt.
So geschehen auch mit den aufwallenden Ereignissen um die Jeanne d’Arc des ARD-formats „Klar“. Die dermaßen klar ihre Gesinnung offenlegte und legt, dass beim NDR der Unmut hochkochte. Darüber, dass in streitbaren Zeiten, in der die rechtsextreme AfD, die in ostdeutschen Ländern nach Umfragen kurz vor der Machtübernahme steht, eine junge Dame den Rechten unverfroren die Steigbügel hält. Weil sie ja nur mal so denkt, moderiert und in die Republik sendet, was eh viele im Kopf haben. Und was – hoho die Meinungsviefalt! – ja im ÖR mal gesagt können werden muss. Mehr als 200 NDR-Mitarbeiter*innen haben gegen diese Art Sendungsbewusstsein Vorbehalte. Die AfD-Like-Tröte hat ausgetrötet. Und darf nun schweigen. Beim NDR. Beim BR soll sie weiter Klartext sprechen.
Ich weiß gar nicht, wo anfangen. Hanfeld? Union? Roland Tichys „Einblick“? Weil ich mit Hanfeld begann, darf er als erster ran. Was ging beim NDR vor: „Organisiertes Mobbing“, Redaktionsversammlungen mit „Tribunalcharakter“. Ein „links-grün dominierter Rundfunkrat“, der da in die Knie ging. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther, Hanfeld-Sekundant: Ein „extrem schlechtes Signal“. Christoph de Vries, Parlamentarische Staatssekretär im Innenministerium, CDU: „Cancel Culture“, nichts als „skandalös und unanständig“. Tichys „Einblick“: „Ideologische Gleichförmigkeit“, „Fanatismus und Intoleranz“. Auch manche SPD-Stimme ist, wenn auch verdeckt, in Aufregung: „Alle können ihre Meinung sagen, aber man muss auch die andere Meinung aushalten“.
Stimmt. Auch freilich die der NDR-Mitarbeiter*innen. Die so gar nicht der Meinung sind, dass Julia Ruhs dem entspricht, was der Auftrag des ÖR ist. Etwa, die Freiheilich-Demokratische Grundordnung zu stärken. Das Grundgesetz. Denen, was Julia Ruhs da, bislang mit breitem Segen der ÖR, moderativ und handwerklich auf die Schiene bringt, zu sehr dem ähnelt, was eine Partei, die gerichtlich verbrieft rechtsextremistisch ist, fabriziert. Es kam Protest, es folgte Diskurs. Und ein Entschluss. Format bleibt, so heißt es in den Medien. Verantwortung wechselt. Dass Julia Ruhs schäumt, geschenkt. Gar verständlich. Ganz raus ist sie ja Dank des BR nicht. Aber so ist das in der links-versifften Demokratie. Nicht immer läuft alles so, wie man es sich vorstellt. Auch für Ruhs nicht.
Und genau das gilt es, ja: „auszuhalten“. Das Paradoxe ist, dass sich jetzt, da es um Julia Ruhs geht, plötzlich Kommentatoren auf den Plan gerufen fühlen, über „Cancel Culture“ zu schimpfen, die sonst gerne abkanzeln. Auch Michael Hanfeld ist ein Abkanzler. Kanzler Gott sei Dank nicht. Es reicht ja, wenn Friedrich Merz den Job macht. Wenn freie Kräfte, um die es Meinungsfreiheitsverteidigern geht, wirken, wirken sie mal in die eine, mal in die andere Richtung, gell, Herr Hanfeld? Dass nun, da es Julia Ruhs trifft, wieder die Kanonen in Richtung ÖR aufgestellt werden, wundert nicht. Aber die reflexhafte Art und Weise, in der das geschieht (siehe oben), ist immer wieder erstaunlich. Und zeigt nur, dass Dogmatismus ein weites Feld ist, das von den Hanfelds stets aufs Neue gedüngt wird.
Der Verweis auf hohe Akzeptanzquoten, die „Klar“ mit der Julia genoss, ist auch ein eher zweischneidiges Schwert. Denn was feiert nicht alles Quotenrekorde im TV, nicht nur dem ÖR. Und spricht nicht gerade für Qualität. Hohe Akzeptanzquoten, auch da könnte man so manchen der Kommentatoren zitieren, die jetzt Frau Ruhs beispringen, sind noch längst kein Nachweis für Qualität. Und hohe Quoten für Ruhs-Sendungen sind eher Nachweis dafür, wieviele rechte Dumpfbacken sich in ihrer nicht gerade empathiegetränkten Haltung bestätigt fühlen dürfen. In Sachsen-Anhalt, schätze ich, sind das rund 39 %, so viele würden derzeit dort die AfD wählen. Die Frage ist, ob das ÖR da die Vorhut spielen muss – oder nicht besser doch bildungsnahes Korrektiv.
Wo wir schon bei Sachsen-Anhalt sind: Erinnert sich noch jemand aus der älteren Generation an die plumpen Formalismusdebatten in der DDR? Auch da wurde versucht, die Debatte über Inhalte auf dem Weg der Debatte über Form oder Formen zu ersticken. Versuchen wir also zu ergründen, inwieweit es geboten ist, angesichts des Erstarkens einer demokratie- und menschenfeindlichen Rechten einerseits und eines explizit demokratiefördernden Auftrags der ÖR andererseits gerade Ersteren Sendeminuten freizuräumen. Es gibt so viele wunderbare Portale, die Julia Ruhs sicher ausreichend Platz bieten würden, können, tun. Wie „Focus online“. Die Vielfalt der Meinungen ist also garantiert. Der Coup, die links unterwanderten ÖR zu unterwandern, ist gescheitert. So what!
Wie sehr der zu hörende Vorwurf, Julia Ruhs sei Opfer eines Aufruhrs von Kampagnenjournalisten im ÖR geworden, verfängt, zeigt unter anderem, welcher Verlag ihr Buch „Links-grüne Meinungsmacht – Die Spaltung unseres Landes“ verlegt hat. Der „Langenmüller Verlag“. Ist das nicht der Verlag, der schon das ähnlich angriffslustige Buch des Autoren und ebenfalls vom ÖR nicht gerade in Watte gepackten Alexander Teske („inside tagesschau“) herausgegeben hat? Der als Ex-NDRler mit teils hanebüchenen Denunziationen und dem Statement der Meinungsunterdrückung dem ÖR den Kampf angesagt hat? Auch er hat sein Plätzchen gefunden. Ist doch prima. Die „FAZ“ übrigens, Herr Hanfeld, wurde schonmal von Ruhs der „Mitte“ zugeordnet. Wie wäre es, wenn die „FAZ“ wenigstens dort bliebe?

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