by

Das Unmögliche Denken

Je mehr ich mich mit der Frage beschäftige, wie nach den Bemühungen um eine Beilegung des Nahost-Konflikts auch die Bemühungen um ein Ende des Russland-Ukraine-Kriegs wiederzubeleben sind, desto mehr muss ich aufpassen, mich nicht in Verschwörungstheorien zu verfangen. Oder dem, was dafür gehalten werden könnte. Denn Denken liegt bisweilen nah am Querdenken. Wird mit Blick auf Moskau und Kiew für wenigstens verrückt, schlimmstens für Putin-erlegen gehalten. Also nah an rechten Narrativen. Und schon sitzt man in der Falle. Dann sieht man sich einen der vielen Thriller an, die hoch und runter im Netz laufen. Und hält Vieles für möglich, was andere für komplett abwegig halten. Es beginnt der innere Kampf mit sich selbst. Darf man, sollte man, wenigstens still und leise, nicht doch mal einen Blick…verdammt heiße Sache. An der man sich nicht nur sein Maul verbrennen könnte.

Nehmen wir nur mal die neueste Gefahr, an der sich die europäische und auch die deutsche „Kriegstüchtigkeits“-Debatte entlanghangelt. Ich spreche von der vermeintlich von Russland angezettelten Drohnen-Schwirrnis, die landauf, landab neue Bedrohungsszenarien anheizt. Die Drohne quasi als Vorgeschmack auf einen russischen Feldzug gen NATO. Wo immer man hinhört und nachliest: Die Drohne gerät zunehmend zur Inkarnation der Hiobsbotschaft. Wonach wir alle, gemeinsam, in Verteidigung unserer Demokratie, berufsmilitarisiert, wehrverpflichtet und vor allem moralisch gewappnet, verstehen müssen, was uns der Kreml mit seinen Drohnen-Truppen sagen will. Dass ihnen nämlich echte Waffen folgen könnten. Weswegen es jetzt gilt, sich schleunigst weiter auf das Schlimmste einzustellen. Also aufzurüsten, was das Zeug hält. Und Staatskassen und Kreditgeschäfte hergeben.

Ich will nicht in Abrede stellen, dass Russland nach dem Überfall der Ukraine und einem bislang nicht abreißenden Kriegs-, jedenfalls nicht Friedenswillen tatsächlich auf expansiven Geschmack gekommen ist. Mal hausgemacht und aus dem Reservoir des alten Sowjetimperialismus schöpfend. Mal, das darf gewähnt werden, neuerdings angeheizt dadurch, dass auch US-Präsident Donald Trump ausgesprochen herrsch- und eroberungssüchtig über den Tellerrand seines Einzugsgebiets schaut. Und denkt, was Putin kann, könne er allemal. Grönland feat. Ukraine, feat. Kanada, feat. welches Territorium auch immer sich in der Nähe oder in entlegeneren Einflussgegenden anbietet. Dass in dieser verzwickten Lage bisweilen der nüchterne Verstand in Schlingern kommt, mag sein. Dass die, die an ihm kleben, zur Zurückhaltung mahnen, könnte die Gemüter zumindest ein bisschen beruhigen.

Denn was, wenn wir Europäer und damit auch wir Menschen in D Opfer eines Hochrüstungsmonopoli wären? Wenn sich ganz andere als in Russland beheimatete oder von dort ausgesandte Kräfte an die Arbeit gemacht haben, per Drohnen-Flügen über Flughäfen und anderen sensiblen Bereichen in Kriegswirren, sozialen Spannungsfeldern, im Irrsinn der Gefechte gegen und des Ringens um Demokratie, Rechtsstaat, die Bedeutung internationaler Regelwerke, Klimafragen, bloßer Menschlichkeitsdebatten ein ebenso widerwärtiges wie eigennütziges Süppchen zu kochen? Oder hier sogar ein verlogenes Zusammenspiel vonstatten geht? An den Haaren herbeigezogen? Jeder Tag offenbart uns Realitäten, die man beim schlechtesten Willen nicht glauben mag. Jeden Tag können wir lesen, wozu unsere Spezies fähig ist. Im Kleinen, wenn man das so sagen will. Warum dann nicht auch im Großen?

Jeden Tag müssen wir erleben, wie kriminell sich Menschen verhalten können, auf nach oben offener „Richterskala“. Und dass Politiker und Wirtschaftslenker nicht frei davon sind. Im Gegenteil. Während den Einen vorgeworfen wird, den Staat via Bürgergeld-Betrug auszuschlachten und auszuhöhlen, versenken andere Millionen und Milliarden für Maut-Projekte und in fragwürdigen Maskengeschäften. Schon allein daraus ließen sich mehr Thriller basteln als im TV Sendeminuten frei sind. Ist es da wirklich abwegig, mal wenigstens einen kurzen Gedanken darüber zu „verschwenden“, was eigentlich wäre, wenn Politik und Rüstungskonzerne derart herzlichen Gefallen daran finden würden, sich an der Angst der Menschen und an realen Kriegen zu bereichern? Zumal dann, wenn sie wüssten, dass zum Beispiel gar nicht der Russe Drohnen aufsteigen lässt und Gefahren heraufbeschwört?

Mitten in diese Gedanken hinein platzt das neue Scharfstellen der Wehrpflicht durch Union und SPD. Per Losverfahren soll „Kamerad Zufall“ ins Spiel kommen, wenn es an der (noch) imaginären Front in Sachen Soldatinnen und Soldaten klemmt. Das Losverfahren soll, so heißt es in Berichten, eine „faire Grundlage“ schaffen. Solange nur ein Teil junger Menschen in Uniformen gesteckt werden muss, um abzuwehren, was nach den Drohnen-Überflügen folgen könnte. Manche Experten gehen davon aus, dass Nachfolgekontingente der Roten Armee noch vor 2029 vor der Tür stehen könnten. Also noch vor der absehbar nächsten Bundestagswahl. Allerdings tut sich die Koalition schwer, bis dahin eine neue Wehrdienstordnung zu schaffen. Nicht auszudenken, wenn D einerseits von Kreml-Armisten, anderseits von der rechtsextremen AfD in die Zange genommen würde. Ich halte Letzteres für wahrscheinlicher.

So, nun aber den Laptop zugeklappt. Ist ja alles völliger Unsinn, was ich da so zusammenschreibe. Ok, ich hab mir da mal einen Ausflug in eine Welt erlaubt, die es nur in Filmen gibt. Wo hochkarätige Besetzungen etwas spielen, was sich Drehbuchautoren so ausdenken, wenn sie es mal wieder richtig krachen lassen wollen. Auch in den Kinokassen. Schlimm genug, dass wir unablässig mit Geschichten konfrontiert werden, die wir auf den ersten Blick für möglich halten. Die es aber natürlich nicht sind. Selbst wenn der ein oder andere Grusel mit Verweis darauf gezeigt wird, dass er nah an „wahren Gegebenheiten“ spielt, aber dazu viel Fantasy mischt. Insofern: Nicht aufregen, wer dies liest. Sagen wir mal so: Wir befinden uns noch im Opening. Wie sich die Geschichte entwickelt? Werden wir erst nach dem Abspann wissen. Und nicht mal dann. Alles ist im Zweifel interpretierbar. Als letzte Rettung.

Hinterlasse einen Kommentar