Der „Eurovision Song Contest“ ist nicht erst seit der Debatte über eine/die Teilnahme Israels Schauplatz von Ungereimtheiten und Konflikten. 1969 „schwänzte“ Österreich, angeblich weil es niemanden gab, der qualifiziert genug für den Wettbewerb gewesen war. 1970 zogen sich skandinavische und andere Länder im Streit um Abstimungsfragen zurück. 2006 feierten Serbien und Montenegro wegen Unregelmäßigkeiten in der Vorentscheidung krank. 2012 fehlte Armenien, weil sich dessen Vertreter in Aserbaidschan nicht sicher fühlten. 2016 musste Rumänien passen, weil es Schulden bei der EBU (Europäische Rundfunkunion) nicht begleichen konnte. 2017 verweigerten die ukrainischen Behörden der russischen Bewerberin die Einreise, weil sie zuvor die annektierte Krim-Halbinsel besucht hatte. 2021 wurde der belarussische Beitrag gecancelt, weil er, wie es hieß, zu politisch war. 2022 wurde Russland wegen des kriegerischen Überfalls auf die Ukraine ausgeschlossen. Und nun wäre es beinahe Israel wegen seines Vorgehens in Gaza an den Kragen gegangen, stattdessen sagen Spanien und weitere EU-Länder für dieses Jahr ab.
Will heißen: Der ESC ist schon immer in mehr oder weniger schwierigem Fahrwasser unterwegs gewesen. Obschon es doch, so sage ich es mal, in Anlehnung an die Olympischen Spiele so etwas wie die heiteren Musik-Wett“kämpfe“ sein soll(t)en. Was mir allerdings ganz ernsthaft durch den Kopf geht: Wieso hat bislang niemand den ESC boykottiert, weil er nichts weiter als ein Kräftemessen möglichst schlechter Musik, schlechter Texte und miserabler Show-Einlagen ist? Es ist eine Art Masochismus, weswegen ich mir nahezu jedes Jahr diesen Klangmüll reinziehe. Der von noch größerem Moderationsmüll vor, während und nach der über Stunden andauernden Folter guten Geschmacks ummäntelt wird. Da mag noch so viel Bohei gemacht werden, flankiert vom Non-Stop-Geschwätz einer Barbie Schöneberger und ihren Klon*innen…und noch so viel Punkte-Gestammel rüberkommen. Am Ende kann man sich nur noch an einen Brei von Klängen erinnern, der selbst in der U-Sparte keine Schublade findet, die tief genug läge, um ihn schamvoll zu verstecken. Wenn schon, dann gäbe es ausreichend Gründe, den ESC komplett einzuäschern.
Genauso affenartig, wie das Spektakel um den ESC kommt der InfantiLo-Friedenspreis für US-Präsident Donald Trump daher. Die Auslosung der Gruppen bei der Fußball-Weltmeisterschaft dieses Jahr in den USA war eine einzige peinliche „Beweihräucherung“ (n-tv). Die gipfelte in eben dem Preis, der zum ersten Mal verliehen wurde. Und möglicherweise zum letzten Mal, da es keinen anderen Gott neben Trump geben kann, der soviel vom Frieden in der Welt versteht. Was der Boss des Fußball-Weltverbandes, Gianni Infantino, natürlich weiß. Hier bekommt aktuell der neutestamentarische Spruch „Die Letzten werden die Ersten sein und die Ersten die Letzten“ ganz besondere Bedeutung. Man muss lange suchen, vergeblich, um einen internationalen Kommentar zu finden, der der Preisverleihung etwas Ehrwürdiges abringen kann. „Politische Speichelleckerei“, befand zB „The Mirror“. Mehr Spiegelbild geht nicht. Es ist mithin wundersam, dass National-Coach Nagelsmann und DFB-Chef Neuendorf zur Ehrenrettung ausholten. Dabei wären WM-mäßig Boykott-Gedanken nicht völlig abwegig.
Gerade nochmal den Hals aus der Schlinge des Totalboykotts konnte Bundeskanzler Merz ziehen. Hat doch die Junge Gruppe in der Union nicht in Gänze ihre Ankündigung wahr gemacht, dem Rentenpaket der Koalition die Zustimmung zu verwehren. Nicht ausgeschlossen, dass Grund Die Linke war, die ihre Enthaltung prophezeite und damit Merz statt via Kanzler- per Alternativmehrheit das schwarz-rote Vorhaben durchgehen lassen wollte. Aus sozialpolitischer Vernunft, damit Rentnerinnen und Rentner nicht auch noch um mickrige 48 Prozent Rentenniveau bangen müssen. Völlig unumstritten ist der Schachzug der Linken auch in deren eigenen Reihen nicht. Arsch retten, so meinen nicht wenige, sollte nicht unbedingt zur Disziplin von Reichinnek & Co werden. Diesen Triumph wollten denn die jungen Abgeordneten aus CDU und CSU der Linken nicht gönnen. Insgesamt ist das aber kein Grund für Menschen, im Alter aufzuatmen. Arbeitgeber und Union trachten danach, ohnehin gebeugte Schultern weiter zu belasten. Die Alten, das sind die Sherpas auf dem Weg zu den Gipfeln der Unzumutbarkeit.
Eine Art Inkarnation von Unzumutbarkeit sollte, so dachte ich bisher, auch altes Frittenfett sein. Von wegen. Altes Frittenfett ist quasi der Goldstandard cleverer Wiederaufbereitung. Während der dem Guten zugeneigte Verbraucher darüber nachdenkt, wie er das olle Zeug halbwegs umweltbewusst entsorgen kann, machen Diebe daraus ein lukratives Geschäft. Sie schnuppern quasi herum, wo in Restaurants und Fast-Food-Ketten es am Besten nach dem Schlechtesten riecht. Werden sie fündig, wird es nach einem Bericht auf „tagesschau.de“ oft tonnenweise illegal abgefüllt. Und weiterverkauft. An Gastronomen Statt etwa an Recyclinghöfe veräußert. Von dort geht es an Raffinerien, die daraus Bio-Diesel herstellen. Der Schaden wird auf Millionen-Höhe geschätzt. Ein „Altfett-Eldorado“ habe sich da, so ein Informant gegenüber der ARD, aufgetan. Das Dilemma, so berichten Geschädigte, sei, dass der große Reibach aus einer Kette kleinerer Diebstähle bestehe. Weswegen das Ausmaß nicht auf den ersten Blick deutlich werde. Dies freilich ist nicht ohne Weiteres ein Alleinstellungsmerkmal der öligen Welt des Fritten-Fetts.
Bleibt mir noch der Zoff um die Schüler-Demos gegen den Wehrdienst. Tausenden haben in Berlin und anderswo protestiert. Während im Bundestag das neue Wehrdienst-Gesetzt verabschiedet wurde. Danach sollen von 2026 an alle 18 Jahre alten Frauen und Männer einen Fragebogen zugeschickt bekommen. Motivation? Antwort verpflichtend. Ab 2027 wird dann wieder gemustert. Erstmal alles freiwillig. Aber mit Anreizen. Pflicht im Spannungs- resp. Verteidigungsfall. Meinungs-, Demonstrations- und Religionsfreiheit und der Staat „schützen sich nicht von alleine“, so der zuständige Minister Pistorius. Religionsfreiheit, darauf ist die Jugend echt scharf. „Mustert euch doch selber“, befanden denn die jungen Menschen auf der Straße. Auf die Freiwilligkeit mochte da niemand so einfach vertrauen. Besser Abwehr, bevor es ernst werden könnte. Im Grundgesetz ist das Recht auf „Kriegsdienstverweigerung“ verankert. Artikel 4, Absatz 3, Satz 1. „Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden.“ Das haben Demonstranten quasi schonmal symbolisch in Anspruch genommen.

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