Berlin, die Stadt, ist eine Bananenstadt. Nur so lässt sich das Postengeschacher erklären, von dem der „Tagesspiegel“ kündet. Danach soll die Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses (CDU) auf, nun: ziemlich windige Weise einen vertrauten Parteifreund in eine gut oder besser > besser dotierte Position hieven wollen. Noch ist dies nur Verdacht. Der Schachzug scheint noch nicht vollendet. Und alles wird, wie zu erwarten, flugs dementiert. Nur irgendwie will der Mief, der da aus der Parlamentshierarchie in die Berliner Welt strömt, nicht verschwinden. Kurz geht es um Folgendes: Der amtierende Direktor des Parlaments steht kurz vor der Rente. Der Vertraute der Parlamentspäpstin soll, so wird berichtet, quasi schonmal das Handtuch über den Sessel des Direktors gelegt haben. Damit er sich, über eine ordentliche wie erfolgreiche Bewerbung, da hinein fallen lassen kann, soll er sich aber zuvor als Abteilungs-Leiter qualifizieren. Weswegen er sich kommissarisch an der Spitze einer, Zufall!, gerade neu gegründeten Abteilung bewähren möge („Tagesspiegel“) ff. Klingt kompliziert. Ist aber einfache Berliner Clan-Politik.
Apropos Banane. Sie spielt in der venezolanischen Küche eine große Rolle. Zum Glück von Gourmets, die damit etwas anfangen können. Eine noch größere Rolle allerdings spielt das Öl. US-Präsident Trump ließ dieser Tage wissen, dass man gestohlenes Öl, gestohlenes Land und gestohlenes Vermögen wiederhaben wolle. Hintergrund: Die Ölindustrie in Venezuela wurde ehedem verstaatlicht. Betroffen auch Firmen in/aus den USA. Nun will Trump quasi alles zurück. Und den derzeitigen Staatschef in Venezuela, Nicolás Maduro, aus dem Weg räumen. Linke gehen Trump einfach auf den Keks. Nun sind Linke in Lateinamerika seit jeher ebenso bewundert wie bisweilen gefürchtet. Zumal wenn sie die Macht erobert haben (siehe beispielsweise auch Nicaragua). Und das Öl-Geschäft in Venezuela liegt, weil Geld zur Pflege der Anlagen fehlt, mehr brach als dass es blüht. Trumps Stunde. Seit Wochen spielt er auf hoher See Schiffe versenken. Angeblich um der venezolanischen Drogen-Mafia zu Leibe zu rücken. In Wirklichkeit, so Vorwürfe, weil er, nicht weiter verwunderlich, aufs Geschäft scharf sei. Hier das mit Öl.
Dafür nehme er auch in Kauf, ein bisschen das Völkerrecht zu beugen, sagen seine Kritiker. Die darauf verweisen, dass er es ja auch anderswo auf dem Erdball mit Völkerrechtsverstößen nicht so ernst halte (Stichwort Israel/Gaza). Venezuela jedenfalls, Maduros fragwürdige Herrschaft hin oder her, schwebt zwischen Protest und Angst. Dass US-Truppen ins Land einfallen, verlorene Ehre wiederherstellen und Trumps Admins dort ein Machtzentrum nach ihrem Gusto installieren könnten. Ich weiß nicht, wie ein gewisser Leon Holly in der „taz“ auf die Idee kommt, zu schreiben, Trump mache politisches Theater „nicht wegen des Öls“, sondern ihm scheine es „wirklich um den Kampf gegen die Drogen zu gehen“. Man muss, auch wenn das Drogenproblem in den USA nicht so ohne ist, schon einigermaßen naiv sein, derart irrlichtern zu fabulieren. Der Autor räumt ein, dass Venezuela „beim Drogenhandel gen USA eine verschwindend geringe Rolle“ spiele. Weswegen die Volte Trumps auf See „mit vernünftigen Maßstäben…nicht zu erklären sei“. Manchmal fallen auch „taz“-Beiträge in diese Kategorie.
Berlin, Venezuela, USA. Alles ein bisschen weit hergeholt. Und anstrengend verknüpft. Aber wie das Private (stets auch, so reine linke Lehre) politisch ist, so ist manchmal das Lokale auch global. Nicht im Detail vergleichbar, aber in Strukturansätzen. Um der wahnwitzigen Konstruktion noch ein drauf zu setzen, sei hier der Kampf um die Zukunft der „Markthalle Neun“ in – es wird noch lokaler – Berlin-Kreuzberg erwähnt. Sie wird derzeit als Unterschlupf für Markthändler im engeren und Restaurationen im weiteren Sinne genutzt. Damit das so bleiben kann, hat Die Linke jetzt im Bezirk einen Antrag eingebracht, die „Feinschmecker-Halle“ („Tagesspiegel“) per Bebauungsplan als das festzuschreiben, was sie ist. SPD und CDU stimmen zu. Nur die Grünen, die das Bezirksamt führen, üben vornehme Enthaltung. Sie seien zwar auch irgendwie dafür, dass die Halle „ein Ort der Nahversorgung für die Kiezbewohner“ bleiben soll. Aber ob durch einen Bebauungsplan? Das sehe man kritisch, geben Medien wieder. Man sei mit den Hallen-Betreibern im Gespräch. Ein bisschen Nachdenken könne ja nicht schaden.
Mir dünkt, es geht um etwas anderes. Es schreibt nämlich der „Tagesspiegel“, dass „einige Anwohner“ nicht damit zufrieden seien, wie die Halle derzeit genutzt werde. Sie gehen deshalb auch mit Anzeigen gegen die Betreiber*innen vor. Darin, so heißt es, würde sich etwa über gastronomische „Stehtonnen für Gäste in der Feuerwehrdurchfahrt“ und „außerhalb der Gastronomie“ beschwert. In einer „Sammelanzeige“ seien „ähnliche Sicherheitsverstöße“ über Monate hinweg mit 200 Fotos „dokumentiert“ worden. Das erinnert mich stark an eine von Grünen gepushte Verkehrsberuhigungskampagne in Hamburg-Ottensen, die aus meiner Sicht bisweilen militante Züge trug. Im Laufe derer mir Menschen, weil ich Zweifel hatte, dass die Kampagne sinnhaft gestaltet sei, körperliche Versehrtheit in Aussicht gestellt hatten. Könnte es sein, dass in Kreuzberg Gentrifizierungsfanatiker dem bunten Treiben in der „Markthalle neun“ entgegenstehen? Und die Grünen deswegen auf die Bremse treten? Weil alles bisschen unordentlich, schmuddelig und so? Wundern würde mich derlei Hintersinnen nicht.
Ich bin selbst ein großer Fan von Stadtentwicklung. Vor allem wenn es darum geht, den Alltag in einer Stadt lebendiger zu gestalten. Und ich bin auch dafür, dass ganz viele Menschen in einer Stadt einbezogen werden, die ganz unterschiedliche Vorstellungen haben können. In tolerantem Austausch sollte es am Ende gute Lösungen geben. Was ich nicht leiden kann, wenn ich Opfer von Bananen-Politik zu werden drohe. Oder mir anschauen muss, wie weltweit oder in der eigenen Stadt oder im Kiez Politiker unter Vorgabe integrer Absichten ihre Bananen-Nummer nachvollziehbar oder gar schmackhaft machen wollen. Es hinter der Kulisse aber um Eigensucht geht. Das, so scheint es mir, haben bisweilen die Trumps und lokale Polit-Protagonisten, auch wenn es noch so an den Haaren herbeigezogen scheint, gemeinsam. Diesen biederen, denunziatorischen bis ausgesprochen nachdrücklichen Hang, ihre ureigenen Interessen durchzusetzen. Und dies als Handeln im Sinne der Gemeinschaft, der eigenen Stadt, des eigenen Landes oder gar des Weltfriedens zu verkaufen. Weiter, höher, verlogener.
Schon bislang ist es mir nicht einfach gewesen, in all den politischen Wirren, die mir über den Weg gelaufen sind, die Contenance zu bewahren. Die tägliche Flut von Zumutungen und teils kriegerischem Irrsinn droht einen zu verschlingen. Hat man sich den einen Konflikt angeschaut, erst geglaubt, dann gezweifelt, dann ungläubig den Kopf geschüttelt, baut sich schon die nächste Wahnsinnswelle auf. Schreibt man ein Blog darüber, kommt man kaum hinterher. Ein Freund hat für sich den Schluss daraus gezogen, das Politische zu Gunsten des Privaten ein bisschen zurückzuschrauben. Auch wenn man nicht ganz entfliehen kann. Ich versuche, so viel Distanz zu halten, dass mir so gut es geht die Kraft bleibt, nicht einem Lagerdenken zu verfallen. Denn wo Lager draufsteht ist, dummerweise, meist auch Lager drin. Die Querelen innerhalb der Lager legen Zeugnis davon ab. Es bedarf des Abstandes, um klare Sicht zu behalten. Das ist nicht Wahllosigkeit, sondern das Gegenteil. Zwischen den Stühlen, so ein anderer Freund, ist nicht so bequem, wie es manche meinen. Die Alternative aber: Alles Banane!

Hinterlasse einen Kommentar