by

Katherina, The Rich!

Es gibt Menschen, deren Nachnamen sind, sorry, Pech! > eng mit ihrem reichhaltigen Denken verwoben. Und wenn sie politische Ämter haben, wohl auch in Sachen Politik irgendwie wegweisend. So ist Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche im Herbst dieses Jahres in Tirol unterwegs gewesen. „Moving Mountains“ hieß das illustre Treffen, von dem der „Spiegel“ berichtet. Wie es heißt, habe ihr Ministerium zunächst nicht einmal bestätigen wollen, dass Reiche überhaupt beim Gipfel anwesend war, der Berge versetzen soll. Auch nicht, so weiter, also ja, mit wem sie dort worüber gesprochen habe. Sie sei privat dort gewesen. Wie aus der Antwort auf eine Anfrage der Grünen hervorgehe. Absender: Ministerium. Wie doof sind eigentlich Politiker*innen, auch 2025 noch, dass sie offenbar glauben, ausgerechnet sie würden medialer Enthüllung entgehen? Jedenfalls hat´s bei Reiche nicht funktioniert. Ist halt so, dass immer jemand plappern muss. Ach, wie wunderbar misslich das wieder politisch ist.

Seefeld heißt der Ort, der im Beitrag des „Spiegel“ als „mondän“ beschrieben wird. Nun, mag sein. Ein Casino allein macht allerdings noch nicht aus, was bisweilen auch den Beinamen „Monaco der Alpen“ trägt. Nette Fußgängerzone, Glitzer-Shopping-Meile, Top-Hotels, gehobene Gastronomie (so der KI-Auswurf) – das ist längst nicht mehr ein Alleinstellungsmerkmal, wenn man durchs Gebirge reist. Auch Austragungsort der Olympischen Winterspiele waren schon andere Städtchen. Ein bisschen hat die München-Nähe Glanz in den Tourismus gebracht. Dagegen steht dann aber der historische Schatten der Nazi-Zeit. So ist das mit Anschlussgebieten. Aber das soll weiter keine Rolle spielen. Aufgedeckt hatte das Stelldichein nicht der „Spiegel“, sondern das Austria-Mag „Profil“. Neben Reiche sollen arabische Royals, „Milliarden schwere Investoren“ und der Regierungschef Albaniens zugegen gewesen sein, dessen Land in Sachen Investment und Urlaubsmekka eine echte Goldgrube zu werden gedenkt.

Privat, beruflich. Jedenfalls weise eine Broschüre zu dem Tete-a-tete darauf hin, dass Katherina Reiche als „Bundesministerin für Wirtschaft und Energie“ gelistet worden sei. Inklusive Lebenslauf. Den Termin ins Feld des Privaten zu rücken, erscheint schon deswegen zumindest fragwürdig, weil, wie weiter geschrieben steht, etwa der griechische Verteidigungsminister, der ebenfalls angerauscht gekommen sei, den Ausflug ausdrücklich als „Dienstreise“ angekündigt habe. So richtig den Vorhang an die Seite schieben, das wird wohl schwierig. Reiche-Gatte Karl-Theodor zu Guttenberg, der die Zusammenkunft mit dem österreichischen Ex-Kanzler Sebastian Kurz organisiert habe, weichzuklopfen, gelang auch nicht. Was Guttenberg und Kurz eint: Beide gelten nicht unbedingt als lupenrein integer und sind darob ministeriell gestrauchelt. So was soll ja nicht selten zusammenschweißen. Guttenberg bleibt beim Privat-Narrativ. Und unglücklichen Kommunikationslücken.

Sebastian Kurz hat eine schwindelerregende Vita, die das Saalfelder Treffen ein bisschen ins Licht möglicher Absichten rücken könnte. Der ÖVP-Mann hat, so könnte man sagen, ein Näschen fürs große Geld. Und scheint Bros nicht zu scheuen, die ihm da in der Regel voraus sind. Arabische Öl-Konzerne. Der rechtsdrehende Tech-Mufti Peter Thiel. Israelische Sicherheitsfirmen. Obskure Immobilien-Haie wie Renè Benko. Die vielen politischen Ämter, die Kurz nach und nach glücklos verlor, dürften ihm sukzessive ausreichend Kontakte in goldene Milieus gesichert haben. Kurz, der ÖVP-Mann mit auch einem Riecher für bis in rechte Lager reichenden Populismus, war und ist ein aalglatter Brückenbauer. Und damit geschaffen für Treffen wie das in Saalfeld. Dass Mitorganisator Guttenberg nach Medienberichten an einem Start-up beteiligt sein soll, das sechsstellige Fördergelder aus dem Reiche-Ministerium erhalten habe soll, ist bei allem nur noch eine Randnotiz. Und macht den Kohl nicht fett.

Ehedem, nehmen wir mal spontan die 1980er Jahre, wäre Katherina Reiche nach einem solchen Treffen, ob privat oder nicht, aus ihrem Ministerin-Sessel katapultiert worden. Denn auch wenn privat, ist eine zweifelhafte Interessenverflechtung da nichts, was man weit herholen müsste. Also denkbar. Doch mit einem alten „Blackrock“-Recken als Kanzler, dürfte Katherina Reiche kaum Angst haben müssen, dass sie ihren Job in Berlin so schnell loswird. Sie kennt sich aus mit „länger arbeiten“. Was den einen, Arbeitnehmern nämlich, als unverschämte Zumutung via neuer Sozial-Drangsalierereien erscheint, ist Reiche vielleicht Ansporn, den Arbeitstag in den Tiroler Abend hinein schaffensfroh zu verlängern. An dem dann eventuell mehr erwartet werden dürfte als ein mickriger Mindestlohn. Die Verflechtungen von Kapital und Politik schreiten, so lässt sich meinen, ungebremst voran. Mit immer wieder neuen unglaublichen Facetten. Ausgang offen. Bislang jedenfalls. Und: leider!

Hinterlasse einen Kommentar